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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Ein Stück Wirtshaustradition geht verloren
Das "Lerchl" wird abgerissen: Neue Wohnungen sind geplant
Obwohl die Wirtsfamilie Götte nun bereits seit 1998 die etwas versteckt liegende Gaststätte unter dem Namen „Sendlinger“ in der Bannwaldseestraße mit viel Freude und bester Qualität geführt hat, ist beim Erscheinen dieses Nachrufes die Gaststätte mit dem gemütlich Biergarten fast schon geschlossen.
Ich zog vor fast 50 Jahren nach Obersendling. Auch meine Arbeitsstelle, die damalige Großdruckerei Obpacher, befand sich nicht allzuweit entfern von dem gemütlichen Wirtshaus. Damals lief das Wirtshaus noch unter dem Namen „Lerchl“. Übrigens hat sich die Namensnennung bis zum heutigen Tag weitgehend erhalten: Fast jeder Obersendlinger kennt das „Lerchl“. Erbaut wurde das Wirtshaus im Jahre 1927 hier in einer damals noch kaum besiedelten Gegend. Erst langsam wurden die ersten Häuschen am Rande des Sendlinger Waldes aus dem Boden gestampft. Es war noch ein wirklich ländlich geprägter Stadtteil im Südwesten von München. Die Wirtsleute Lerchenberger waren die Erstbesitzer. Schnell wurde das Wirtshaus Lerchenberger in das „Lerchl“ umgetauft.
Doch wie gesagt, ich habe hat mit meiner Familie hier viele gemütliche Nachmittage unter den schattigen Kastanien bei einer zünftigen Brotzeit verbracht. Hier traf man stets Freunde und Bekannte. Es reichte einfach zu sagen: Heute Abend sehen wir uns im „Lerchl“. Als ehemaliger Präsident des Sportvereins FC Hertha habe ich veranlasst, dass hier auch oft Sitzung und Jahresabschlussfeiern abgehalten wurden. Unsere Ski-Abteilung hat gleichfalls so manches Saisonende im „Lerchl“ ausklingen lassen. Doch dieses Stück Obersendlinger Tradition, Gemütlichkeit und Vertrautheit gibt es nun nicht mehr. Das ist wirklich schade.
Doch wie es im Leben ist, schlagen oft zwei Seelen in einer Brust. Auf dem Grundstück sollen nach dem Abriss des Gebäudes und der Rodung der wunderschönen Kastanien Wohnungen gebaut werden. Und Wohnungen sind für die weiter wachsende Bevölkerung Münchens dringend notwendig. Gepachtet hatte das Wirtsehepaar Götte das Anwesen von der Spaten-Brauerei. Zwischenzeitlich ist die Sedlmayr Grund und Immobilien KGaA der Eigentümer des Anwesens. Als Mitglied des Bezirksausschusses 19 kann ich nur hoffen, dass hier auch preislich erschwingbarer Wohnraum geschaffen wird - Wohnraum für normal verdienende Bürgerschaft. Wie bereits erwähnt ist es jammerschade, dass hier ein Stück Sendlinger Tradition verloren geht. Doch leider lässt sich die städtebauliche Nachverdichtung nicht ganz verhindern.
Auf alle Fälle wird in so mancher Erzählung das „Lerchl“ noch lange in positiver Erinnerung bleiben. Übrigens hat das Wirtsehepaar Götte eine neue Heimat gefunden. In Kürze eröffnet es die Wirtschaft und den Biergarten „Manthaler“ in Berg, Manthal.
Der Schreiberling wünscht der Familie Götte einen guten Start und viel Erfolg an der wunderschönen neuen Wirkungsstätte. Eine Radltour ist übrigens schon fest eingeplant nach Berg an den Starnberger See.
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