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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Direkt ins Herz
Beate Walter-Miller bringt in St. Josef mit "Hof-Konzerten“ Freude
Zusammen zu singen, ist in jeder Hinsicht gesund und bringt Menschen sich und anderen näher. Deswegen gibt Beate Walter-Miller, Gesangspädagogin, Pianistin und Sopranistin aus Hadern, seit Jahren nicht nur Unterricht oder gibt Konzerte in Kirchen, sondern lädt Senioren auch zu Singgruppen und Chören ein. Vor einem Jahr hat im Haus St. Josef solch einen kleinen Chor – die „Silberstimmen“ - ins Leben gerufen, der regelmäßig in der Cafeteria sang und nicht nur Hausbewohnern, sondern auch Angehörigen und Pflegekräften Freude machte.
Kontaktlos zusammen
Corona und das in Altenheimen geltende Besuchsverbot machen dies seit einigen Wochen unmöglich. „Das ist furchtbar schade“, findet Walter-Miller. Auf Gesang und Musik müssen die Bewohner von St. Josef dennoch nicht verzichten. Unterstützt von der Hausleitung hat die Sopranistin einen kontaktlosen Weg gefunden, ihnen weiterhin Freude zu bereiten gerade in der jetzigen Zeit, in der niemand zu ihnen zu Besuch kommen kann: Zweimal in der Woche kommt sie nach St. Josef, gelangt über den Lieferantenzugang in die Innenhöfe und setzt sich dort an das auf sie wartende Klavier. Die Zimmer vieler Bewohner lassen sich zu den Innenhöfen hin öffnen, so dass Walter-Millers kleine „Hof-Konzerte“ bei vielen am Fenster stehenden Menschen ankommen.
Wünsche erfüllen
„Manche singen mit, andere summen mit, klatschen oder hören nur zu“, erzählt Walter-Miller. Sie wählt für die Senioren bekannte Lieder und Stücke aus, mal Frühlingslieder, mal Schlager, mal Volkslieder oder einfach nur ein Klavierstück zum Zuhören. Inzwischen warten viele Senioren bereits am Fenster, wenn sie kommt und eine Stunde singt und spielt. Aus der ebenso einfachen wie schönen Idee ist so eine kleine Konzertreihe geworden, die Walter-Miller auf jeden Fall fortführen will – zum Beispiel, indem sie vorher gesammelte Musikwünsche der Senioren erfüllt.
Aufs Glück zielen
„Mich fasziniert, wie unglaublich präsent Musik im Langzeitgedächtnis ist“, erzählt Walter-Miller. Wenn sie die Vogelhochzeit anstimmt, dann können viele Senioren alle Strophen aus dem Gedächtnis mitsingen. Das geht direkt ins Herz: „Einmal mehr merke ich, wie Musik ganz unmittelbar auf die Glückshormone zielt.“ Auch deswegen sind ihre kleinen Konzerte so wichtig, denn viele Hausbewohner können sich nicht mehr gut artikulieren, weil sie z.B. unter Demenz leiden. Aber die Musik bringt Ruhe. Sie entspannt. „Das ist eine der schönsten emotionalen Erfahrungen“, sagt Walter-Miller, „das ist ganz toll.“
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