Diesmal eine Mehrheit für die Westtangente
Die Bürgerversammlung Sendling-Westpark empfiehlt die Tramlinie
Gleich vier Anträge zur Trambahn-Westtangente durch die Fürstenrieder Straße wurden bei der Bürgerversammlung im Stadtbezirk Sendling-Westpark gestellt. Ein Antragsteller sprach sich - vergeblich - dafür aus, dass die Planungen eingestellt werden. Drei Bürger forderten hingegen den Bau und stießen damit auf die Zustimmung der Versammlung.
Im Gegensatz zu den Bürgern in Sendling-Westpark hatte im September die Bürgerversammlung im benachbarten Hadern zum wiederholten Mal den Verzicht auf das Tram-Projekt empfohlen. In der Vergangenheit war ein Nein zur Tangente auch aus Sendling-Westpark gekommen: Bei der Bürgerversammlung 2010 waren hier die Gegner des Projekts in der Mehrheit gewesen.
Vom Romanplatz via Laimer Unterführung bis zur Aidenbachstraße (Anschluss zur U3) soll die Route der Westtangente verlaufen. Auf einer Länge von 8,5 km sind 17 Haltestellen vorgesehen. Die Tram böte eine Verbindung von Neuhausen-Nymphenburg nach Laim, Hadern, Sendling-Westpark bis nach Obersendling. Dadurch müssten Fahrgäste der öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr bis in die Stadtmitte fahren, um von dort in die Stadtteile im Münchner Westen zu gelangen.
Mehr Stau und unnötige Kosten
Der erste Antrag, der in der Bürgerversammlung vorgetragen wurde, zielte darauf, dass die Landeshauptstadt auf den Bau der Westtangente verzichten und diesbezügliche Planungen einstellen solle. Als Gründe werden zunehmende Staugefahr und dadurch auch eine steigende Umweltbelastung genannt, aber auch eine erhöhte Unfallgefahr aufgrund der Trambahn-Gleise und Haltestellen in der Mitte der Straße; das für den Bau benötigte Geld könne man schließlich für Kindertagesstätten und Schulen sinnvoller einsetzen. Zudem sei es wichtig, die Unterführung und den Parkplatz am Waldfriedhof zu erhalten, betont der Antragsteller und folgert, es sei eine Fehleinschätzung, dass das Gros der Autofahrer nach dem Bau die Tram benutzen würden.
Als Alternative wird eine Optimierung der bereits bestehenden Busverbindungen 51 und 151 vorgeschlagen, beispielsweise durch Fahrten in kürzeren Zeitabständen, und / oder durch größere Omnibusse, die mehreren Fahrgästen Platz bieten. Dieser Antrag wurde bei der Abstimmung von den Anwesenden aber mehrheitlich abgelehnt.
Neue Wohngebiete – mehr Passagiere
Angenommen wurden hingegen gleich drei Anträge, die für den Bau der Westtangente plädieren. Im ersten forderte die Antragstellerin die Stadtverwaltung dazu auf, den Bau der Tramlinie voranzutreiben. Die seitliche Verbindung zwischen fünf U- bzw. S-Bahnstationen sei eine notwendige und sinnvolle Ergänzung der bestehenden Trassen des öffentlichen Personennahverkehrs, so die Begründung.
220 Fahrgäste auf einen Streich
Den als Alternative vorgeschlagenen, verstärkten Einsatz von Bussen hält die Antragstellerin nicht für sinnvoll: „Bereits derzeit fährt nahezu den ganzen Tag über fast alle fünf Minuten ein Bus durch die Fürstenrieder Straße. Wenn die neuen Wohngebiete an der Drygalski-Allee und der Siemens-City fertig sein werden, wird sich das Fahrgastaufkommen noch deutlich erhöhen. Darüber hinaus tragen auch die wachsenden Schülerzahlen der drei angrenzenden Gymnasien zum Anstieg der Fahrgastzahlen bei.“ Langfristig würde man in der Fürstenrieder Straße auch im Bereich Sendling-Westpark eine eigene Busspur benötigen, wie sie im Abschnitt zwischen dem Laimer Platz und dem S-Bahnhof Laim bereits besteht, so die Folgerung. Dadurch würde für den Individualverkehr während der Hauptverkehrszeiten auch ohne Trambahn eine der Fahrspuren wegfallen.
Auch hinsichtlich der Kapazität seien Busse der Tram deutlich unterlegen: Ein großer Gelenkbus bietet Platz für 106 Fahrgäste, das neue Busmodell mit Anhänger, das in München demnächst zum Einsatz kommen soll, fasst 130 Personen. Eine Trambahn vermag hingegen 220 Menschen zu befördern.
Lkw-Verbot auf Fürstenrieder Straße?
Dass der öffentliche Personennahverkehr mit der Westtangente Vorrang gegenüber dem Autoverkehr eingeräumt wird, hält eine weitere Antragstellerin durchaus für wünschenswert. „Die Fürstenrieder Straße darf nicht weiterhin als Autobahn-Zubringer zweckentfremdet werden.“ Deshalb plädiert sie für ein Lkw-Fahrverbot auf der derzeit stark befahrenen sechsspurigen Straße. Die Fürstenrieder Straße solle wieder attraktiv werden zum Wohnen und Einkaufen, schreibt sie, und argumentiert: „Je mehr Verkehrsfläche zur Verfügung steht, desto höher wird auch das Verkehrsaufkommen.“
Die Ergebnisse der Abstimmungen im Rahmen der Bürgerversammlung liefern der Stadtverwaltung einen Eindruck, was die Anwohner sich wünschen und gelten als Empfehlung. Der Stadtrat ist verpflichtet, sich zu den gestellten Anträgen binnen drei Monaten zu äußern.
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