"Die Welt ist nur auf dem Papier in Ordnung"
Florian von Brunn fordet, Schule stärker an Bedürfnissen der Familien auszurichten
Schule kann und muss besser werden, sagt MdL Florian von Brunn und nennt vier Schwerpunkte.
Erstens: Sie muss sich viel stärker an den Bedürfnissen von Kindern und Eltern orientieren. Ein konkretes Beispiel: Lehrer und Eltern sollten gemeinsam entscheiden, in welche Schule ein Kind nach der Grundschule kommt. Das darf nicht nur von den Noten abhängen. Außerdem wollen wir auch Gemeinschaftsschulen mit längerer gemeinsamer Schulzeit.
Zweitens: Schule muss wirklich kostenfrei sein. Das bedeutet: Kein Kopiergeld, keine Kosten für Klassenfahrten und ähnliches. Gute Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern oder ihrem Status abhängen. Echte Chancengleichheit und individuelle Förderung für alle Kinder!
Drittens: Schulen müssen viel besser ausgestattet werden. Wir brauchen vor allem viel mehr gute Ganztagsschulen. Und: Keine Klasse darf mehr als 25 Schüler haben. Die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten an der Schule müssen sich verbessern. Außerdem brauchen die Schulen zusätzliche Stellen, wenn sie die Kinder individuell fördern und Inklusion verwirklichen wollen. Auch in der Verwaltung ist mehr Personal notwendig.
Viertens: Schule muss viel demokratischer werden als heute. Gerade heute ist das wichtiger denn je. Deswegen muss es eine echte Mitbestimmung an den Schulen geben. Die Schülermitverwaltung muss gestärkt werden. Denn Demokratie lernt am besten durch gelebte Praxis.
Wie steht es um Schulen, Lehrer, Familien?
Zur Situation unserer Schulen beantwortete Florian von Brunn Fragen der Wochenanzeiger:
"Die Staatsregierung trickst bei den Lehrerzahlen"
In vielen Schulen ist auch im vergangenen Schuljahr enorm viel Unterricht ausgefallen. Lehrer fehlen, klagen Eltern und Verbände. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Florian von Brunn: Die Staatsregierung trickst bei den Lehrerzahlen. Die Welt ist nur auf dem Papier in Ordnung. Im Laufe jedes Schuljahres tuen sich immer Lücken durch Krankheit oder Schwangerschaft auf. Die richtige Lösung ist es, einfach gleich mehr Lehrerinnen und Lehrer anzustellen. Dann entstehen solche Lücken gar nicht erst. Und es müssten auch nicht so viele junge Lehrkräfte am Anfang der Sommerferien entlassen werden oder nur befristete Stellen erhalten.
"Eltern sollen selbst entscheiden"
In München müssen oft beide Eltern arbeiten, um den Lebensunterhalt für die Familie zu verdienen. Krippenversorgung und Ganztagsunterricht werden nach wie vor ausgebaut und immer mehr forciert. Kinder brauchen aber nicht nur Bildung, sondern auch Bindung. Geht diese verloren? Haben wir zu wenig Zeit für Kinder? Sollten Eltern nicht eine echte Wahlmöglichkeiten haben, ob sie sich selbst um ihre Kinder kümmern oder das Einrichtungen wie Kita und Schule überlassen?
Florian von Brunn: Die Eltern sollen selbst entscheiden können, ob sie ihre Kinder ganztags betreuen lassen. In den meisten Fällen müssen beide arbeiten, damit die Familie über die Runden kommt. Und die allermeisten wollen das auch. Deswegen möchte die SPD allen Kindern eine gute und kostenfreie Bildung bieten. Dazu gehören Ganztagseinrichtungen für alle, die das brauchen und wollen. Die große Nachfrage zeigt uns, dass wir hier sogar weiter kräftig ausbauen müssen. Viele Eltern wissen, dass eine gute Ganztagsbetreuung gut für ihr Kind ist. Wichtig ist aber trotzdem, dass die Eltern sich eigene Zeit für ihre Kinder nehmen. Und die ist nur wertvoll, wenn man sich dann ganz auf die Kinder einlässt.
45 neue Schulen bis 2030
München wächst. Wir brauchen aber nicht nur neue Wohnungen für die zu uns ziehenden Menschen, sondern auch Schulen für deren Kinder. Hält der Neu- und Ausbau von Schulen mit dem Bedarf Schritt?
Florian von Brunn: München wächst sehr stark und es gibt viel mehr Schüler. Das führt zu Problemen. Deswegen hat die Stadt das Programm Schul- und Kita-Bau 2020 gestartet. Es ist das deutschlandweit größte kommunale Bildungsbauprogramm. Allein 45 Schulen sollen bis 2030 neu errichtet, zahlreiche andere erweitert und erneuert werden.
"Schulen in Schuss halten"
Bildung ist Ländersache; manche Schulen in München trägt der Staat, manche die Stadt. Für Eltern zählt nicht, wer letztlich zuständig ist; sie wollen, dass Schule funktioniert. Können Stadt und Land hier besser Hand in Hand gehen?
Florian von Brunn: Verbesserungen sind immer möglich. Wichtig ist, dass der Freistaat Bayern den Städten und Gemeinden mehr Geld gibt, um die Schulen in Schuss zu halten und gut auszustatten. Das ist zur Zeit leider nicht der Fall.
Kandidat im Stimmkreis 103
Florian von Brunn (SPD) ist seit 2013 Landtagsabgeordneter. Am 14. Oktober wird der Landtag neu gewählt. Von Brunn tritt als Direktkandidat wieder im Stimmkreis 103 Giesing an. Dazu gehören Sendling, Thalkirchen, Obersendling, Solln sowie die Hälfte von Forstenried und Fürstenried, Obergiesing-Fasanengarten und der Großteil von Untergiesing-Harlaching.
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