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Die Prinzessin ist da!

Bei der 14. Sendlinger Orgelnacht wird die zauberhafte Celesta vorgestellt

Der Registerzug war von Anfang an der Eule-Orgel vorhanden, nach 27 Jahren "Dornröschenschlaf" hat er jetzt endlich seine Funktion. (Bild: kg)

"Wenn die Orgel die Königin der Instrumente ist", findet Kirchenmusikdirektor Klaus Geitner, "dann ist die Celesta die Prinzessin." Die Celesta ist eine Art Glockenspiel, um welches die Orgel in der Sendlinger Himmelfahrtskirche Ende September ergänzt wurde. Ihre Klangfarbe beschreibt Geitner als "etwas Feines, Zierliches". Einige Sendlinger haben ihn schon vernommen: "Ich habe die Celesta neulich im Gottesdienst erstmals gespielt", so Geitner, "man hört sofort: Da ist etwas Besonderes." Auch Fernsehzuschauern ist der "sphärische, glitzernde" Klang schon begegnet, z.B. in den Harry-Potter-Filme oder beim Tatort. Das Instrument funktioniert wie ein Xylophon, erklärt Geitner, aber mit Hämmern wie beim Klavier. Statt Holzschlegeln erzeugen also Filzhämmerchen den Klang, der dadurch weich und gedämpft wirkt.

Eintritt frei bei der Orgelnacht

Bei der 14. Sendlinger Orgelnacht am Freitag, 22. Oktober, hält die "Prinzessin" für alle Hof. Ab 18 Uhr gibt es wieder fünf Konzerte unter dem Motto „Himmlische Klänge“. Es erklingt bekannte Orgelliteratur und auch ein paar Raritäten sowie drei Uraufführungen, bei welchen die Celesta zu hören sein wird.

Vanessa Hafenbrädl aus Dießen wird dazu den Kirchenraum wieder mit einer außergewöhnlichen Videoinstallation verzaubern. "Licht ist meine Musik", sagt sie. Hafenbrädl arbeitet als Videotechnikerin am Residenztheater München. Aufgeführt werden ihre "Videomappings" weltweit, von Neuseeland bis Island.

"Bei der Orgelnacht kommt die Celesta erstmals richtig zu Zug", freut sich Klaus Geitner. "Alle fünf Spieler werden sie einsetzen und ich habe mir eigene Stücke für sie schreiben lassen." Eigentlich ist das Glockenspiel ein Orchesterinstrument, wie es z.B. Richard Strauss und Gustav Mahler verwendet haben.

Seit 27 Jahren erhofft

Seit 27 Jahren hatte Klaus Geitner auf diese besondere Klangfarbe gehofft. Er war bei der Konzeption der Eule-Orgel 1994 dabei und hätte sich das Glockenspiel schon damals gut vorstellen können. Wegen der Kosten wurde aber darauf verzichtet. Immerhin wurde im Orgelkorpus Platz für die Celesta gelassen und der Knopf für ein Celesta-Registerzug mit dem Porzellanschild darauf eingebaut.

Nun half ein Zufall, den lange gehegten Wunsch zu erfüllen: Der Gründer der neuen Münchner Orgelstiftung stellt für die Himmelfahrtskirche und drei weitere Kirchengemeinden jeweils 24.000 Euro zur Verfügung. "Damit ging alles zügig voran", erzählt Geitner, und so wurde die 100 Kilo schwere Celesta, die etwa 120 auf 90 cm misst, in der Eule-Orgel installiert.

"Wir sind in München die einzige Kirche, die so etwas besitzt", erzählt Geitner über das gute Stück nicht ohne Stolz. In Bayern gibt es nur noch in Straubing und Würzburg eine Celesta. Früher gehörten solche Glockenspiele zu Barockorgeln dazu, heute existiert nur noch eine einzige Firma weltweit, die sie baut.

Fünf kurze Konzerte

Programm der Orgelnacht am 22. Oktober:

18 Uhr - Orgelführung

19 Uhr - Michael Dorn

20 Uhr - Klaus Geitner

21 Uhr - Rolf Müller

22 Uhr - Anne Horsch

23 Uhr - Johannes Berger

Klaus Geitner spielt dabei u.a. drei Urauffühungen: Lothar Graaps Fantasie con Celesta, Stefan Trenners Choral und Variationen über "Der Mond ist aufgegangen" und Carson Coomans Kleine Sternmelodie op. 1404.


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