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Die Menschen sind wichtig

Seit einem Jahr: Tagespflege im Münchenstift-Haus St. Josef

Tagespflege im Münchenstift-Haus St. Josef: Hier beschäftigen sich die Bewohner nach ihren Wünschen und Vorstellungen. (Bild: Münchenstift)

Wenn sich im dritten Stock des historischen Gebäudes von St. Josef die Lifttüren öffnen, betritt man ein großes hellgrünes Foyer. Von dort fällt der Blick auf die Tür zur Wohnküche, die das Zentrum des Tagespflegebereichs bildet. Hier werden von Montag bis Freitag zwischen 8 und 16 Uhr Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf versorgt, während ihre Angehörigen arbeiten, Behördengänge, Arztbesuche oder sonstige Termine wahrnehmen oder einfach die freie Zeit zur Erholung von der kräftezehrenden Pflege ihres Angehörigen nutzen.

Den Gästen wird hier ein anregendes und gemütliches Umfeld geboten, in dem sie nicht nur die notwendige pflegerische Fürsorge erhalten. Durch die Ausübung individueller Hobbys oder dem gemeinsamen Einkaufen und Kochen wird für die Gäste auch ein strukturierter Alltag geschaffen, an dem sie aktiv teilhaben können.

Durch die großen Fenster scheint die Sonne in den hellen Raum, auf die Töpfe mit Kräutern, die beim Kochen genutzt werden. Einige Gäste sitzen an dem großen Tisch in der Mitte der Wohnküche, wo sie malen, spielen oder sich mit den Betreuungskräften unterhalten. Ein älterer Herr ist gerade dabei, in der geräumigen Küchenecke zusammen mit einer Betreuerin einen Apfelkuchen für den Nachmittag zu backen. Nachdem sie einkaufen waren und die Äpfel geschnitten haben, rührt der 81-Jährige nun gewissenhaft den Mürbeteig.

Obwohl die Hausküche frisches Essen liefert, wird mehrmals in der Woche gemeinsam gekocht oder gebacken. Denn die Düfte beim Schneiden von frischen Kräutern und von Gemüse regen nicht nur die Sinne an, sondern vermitteln auch ein Stück Alltag.

Nach dem Mittagessen legt sich eine Dame in den abgetrennten Ruheraum. Ein anderer Tagesgast setzt sich lieber auf einen der Liegesessel in den gemütlichen Nischen, wo das Licht gedämpfter ist. Andere schauen sich einen Bergfilm an, der speziell für Menschen mit Demenz mit langsamen Schnitten produziert wurde.

"Unser Ziel ist es, dass die Gäste sich bei uns wohl fühlen, selbstbestimmt sein dürfen und sie so zu unterstützen, dass ihnen das Leben zu Hause leichter fällt und die Angehörigen entlastet werden", erklärt der Leiter der Tagespflege, Helge Gruner. Er wurde nach dem psychobiografischen Pflegekonzept von Erwin Böhm ausgebildet, das viele Anregungen für die individuelle Betreuung von Menschen mit einer Demenz enthält. Dabei spielt die Biografie eine zentrale Rolle. Vor allem die Gewohnheiten oder familiären Rituale, die in der frühen Kindheit gelernt wurden, geben dementen Menschen im Heute Halt und Orientierung.

Das Team besteht aus drei Fachkräften und einer Präsenzkraft. Heinz-Jürgen Beierle hat sich bewusst für die Stelle bei der Tagespflege beworben: "Hier kann ich mehr mit Menschen arbeiten, und es ist spannend, etwas Neues mit aufzubauen", beschreibt er seine Motivation. Auch Ringo Wolf, der seit 20 Jahren in der Pflege tätig ist, hat viel Freude an der abwechslungsreichen Arbeit mit den Tagesgästen. Aber auch die Angehörigen profitieren von den Erfahrungen, die die Fachkräfte bei der Tagesgestaltung mit den Gästen machen, weiß Leiter Helge Gruner: "Wir können dadurch den Angehörigen immer wieder Anregungen für den Alltag zu Hause mitgeben oder Tipps für Krisensituationen."

Die Tagespflege ist offen für alle. Allerdings sei es günstig, wenn zumindest Pflegegrad 2 vorliege, erklärt Helge Gruner, "denn dann übernimmt die Pflegekasse anteilig die Kosten der Tagesbetreuung." Er hilft Angehörigen auch bei der Antragstellung. Davon profitieren dann alle Beteiligten. "Wir müssen offen und flexibel sein, um individuell auf unsere Gäste eingehen zu können", beschreibt Ringo Wolf. "Das Wichtigste ist, dass die Leute einen schönen Tag erleben."

Die Tagespflege kann man ganz ­unverbindlich testen

Im Januar 2017 eröffnete im Münchenstift-Haus St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz ein Bereich für Menschen, die tagsüber Betreuung und Pflege benötigen. Sie finden hier ein kurzweiliges und förderndes Umfeld sowie pflegerische Unterstützung, während ihre Angehörigen Zeit für anderes haben.

Die Nachfrage ist groß, und das aus dem ganzen Stadtgebiet. "Deshalb gibt es für unseren Tagespflegebereich einen eigenen Fahrdienst, der die Gäste holt und wieder nach Hause bringt", erklärt Predrag Savic, Leiter des Hauses St. Josef. Doch auch die Öffnung des Hauses in den Stadtteil spielt eine wichtige Rolle: "Mit dem Ambulanten Dienst bieten wir Unterstützung vor Ort an. Mit der Tagespflege gibt es nun eine weitere Entlastungsmöglichkeit für Menschen aus der Nachbarschaft. Wer den Tagespflegebereich kennenlernen möchte, kann unverbindlich zu einem Schnuppertag zu uns kommen. Falls das Betreuungsangebot zusagt, folgt danach eine vier- bis sechswöchige Eingewöhnungszeit."

Weitere Informationen zur Tagespflege im Haus St. Josef  beim Leiter der Tagespflege, Helge Gruner, unter Tel. 089 / 74147-1 43.


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