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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Die Isar wird gerne unterschätzt"
Ehrenamtliche Helfer machen 7.000 Bade-Stunden sicherer
Fahrradstürze, Brand- oder Schnittverletzungen sowie die Gefahr des Ertrinkens: Es gibt viele Notfälle, die die Wasserwacht München-Mitte (Isarrettung) auf den Plan rufen. Seit Mai sind die aktiven Mitglieder der Isarrettung wieder jedes Wochenende und an Feiertagen bei schönem Wetter ehrenamtlich an ihren Wachstationen an der Marienklause und am Flaucher im Einsatz. Rund 7.000 Stunden pro Saison, also bis einschließlich September, wachen sie dort über die Sicherheit der Badegäste an der Isar.
Elf Menschen an einem Tag gerettet
Einen besonders großen Einsatz hatte die Isarrettung im vergangenen Jahr: Anfang August hatten sich elf Bootsfahrer auf die Isar gewagt, die schließlich beim Wehr an der Marienklausenbrücke aus dem Fluss gerettet werden mussten. "Das war eine außergwöhnliche Situation", erinnert sich Daniela Haupt, Vorsitzende der Isarrettung. "Es war zwar ein schöner Tag mit Sonnenschein, aber die Isar hatte wegen vorangegangener Regenfälle Hochwasser. Der Fluss wird gerne unterschätzt." Einige Mitglieder der Isarrettung hätten sich nach diesem dramatischen Einsatz die Situation am Isarwehr angesehen und festgestellt, dass nur ein Schild vor der Gefahr warnte. "Die Stadt hat da inzwischen super reagiert und mehrere große Schilder aufgestellt, die ganz deutlich auf die Gefahr hinweisen", sagt Daniela Haupt. Neben diesem großen Einsatz hatte die Isarrettung im vergangenen Jahr noch 35 größere und rund 150 kleinere Erste-Hilfe-Leistungen zu verzeichnen.
Neun Ortsgruppem
Genau 284 Mitglieder zählt die Isarrettung derzeit, gut 60 davon sind aktiv im ehrenamtlichen Dienst tätig. Gegründet wurde die Ortsgruppe, die Teil des Bayerischen Roten Kreuzes ist, im Jahr 1945. Sieben provisorische Rettungsstationen wurden damals an der Isar zwischen Deutschem Museum und Großhesseloher Brücke aufgebaut. 1958 wurde die Station Marienklause errichtet, seit 1989 gibt es außerdem die Rettungsstation am Flaucher. Insgesamt existieren in München neun Ortsgruppen der Wasserwacht.
Unterstützung willkommen
Interessierte sind bei der Isarrettung jederzeit willkommen. "Bei Eintritt bieten wir die Möglichkeit, das Silberne Rettungsschwimmerabzeichen zu machen. Dann kann man schon als Rettungshelfer aktiv werden", erklärt Daniela Haupt. Wer danach einen Sanitätskurs absolviert, ist als Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst im Einsatz. Wer es schließlich zum Wasserretter bringen möchte, der muss eine Kombiausbildung aus Rettungsschwimmen und Sanitätsdienst vorweisen. Die Wachstationen müssen mit mindestens einem Wachleiter, einem Wasserretter und einem Rettungsschwimmer besetzt sein. "Der Wachleiter hat nochmal eine zusätzliche Ausbildung", sagt die Vorsitzende.
Rettungsschwimmer von morgen
Was den Nachwuchs angehe, so Haupt, habe die Isarrettung grundsätzlich keine Probleme. "Wir haben viele Kinder und Jugendliche", sagt sie, schränkt jedoch ein: "Ab etwa 14 Jahre wird es schwieriger, aktive Jugendliche zu halten, da sie sehr mit der Schule eingespannt sind. Dabei dürfen sie mit 14 Jahren mit zum Wachdienst und werden dort integriert." Es sei wichtig diese Jugendlichen zum Bleiben zu motivieren, denn sie seien die Rettungsschwimmer von morgen. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, Ausbildungen in Rettungsschwimmen, erste Hilfe, Funkverkehr und im Sanitätsdienst zu besuchen.
Die Isarrettung versucht, für die Kinder und Jugendlichen ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, das über das Schwimmen hinausgeht. "Bei uns können Kinder ab acht Jahre mitmachen oder wenn sie Grundkenntnisse im Schwimmen haben", sagt Daniela Haupt. "Wir machen zum Beispiel Ausflüge, Wanderungen und Zeltlager mit den Kindern."
"Gut zu wissen, dass man helfen kann"
Daniela Haupt selbst kam mit 14 Jahren zur Wasserwacht. "Ich lebte damals noch in Memmingen. Als ich nach München kam, bin ich auf die Isarrettung gestoßen und dort nun seit zwei Jahren als Vorsitzende tätig", sagt die 32-Jährige. Sie schätzt an der Tätigkeit besonders, das Positive mit dem Nützlichen zu verbinden. "Es ist gut zu wissen, dass man im Notfall Menschen helfen kann. Und wir verbringen unsere Freizeit an einem schönen Ort in München direkt an der Isar. Andere Leute müssen ihre Grills und alles mögliche erst anschleppen. Wir haben das alles hier in unserer Station und können nach unserem Dienst noch zusammensitzen."
"Ohne Ehrenamtliche wären wir nichts"
Rund 7.000 Stunden werden die Ehrenamtlichen der Ortsgruppe München-Mitte auch in dieser Saison wieder an den Wachstationen leisten. Was die Isarrettung ohne diesen ehrenamtlichen Helfer wäre? Daniela Haupt bringt es auf den Punkt: "Nichts. Dann würde es die Isarrettung nicht geben."
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