Die Brückenbauer
Seit 15 Jahren helfen sich Nachbarn in Sendling gegenseitig
Brücken bauen, vom Nachbarn, der Hilfe braucht, zum Nachbarn, der helfen kann – das ist das Anliegen der Nachbarschaftsbrücke Sendling (NBB). Ehrenamtliche Helfer unterstützen unter anderem bei Einkäufen, begleiten zum Arzt oder zu Behörden, gehen in der Wohnung zur Hand oder hören einfach mal zu. Seit 15 Jahren gibt es die NBB inzwischen. Wir haben Annika Krummacher und Konrad Huber vom Leitungsteam sowie die beiden Vorsitzenden des Gemeinde- und Diakonievereins, Kristina Winter und Ute Rosner-Grages, zu diesem Angebot von Mensch zu Mensch befragt.
"Es gab den Bedarf"
Wie kam es zur Gründung der Nachbarschaftsbrücke Sendling?
Annika Krummacher und Konrad Huber: Im Auftrag der ev.-luth. Himmelfahrtsgemeinde hat eine Sozialpädagogin eine Bedarfsanalyse gemacht, bei der sich herausstellte, dass es Bedarf für eine Nachbarschaftshilfe gab. Für ein Konzept gab es hierzu Vorgespräche unter anderem mit dem Alten- und Service-Zentrum in der Daiserstraße.
Entstanden aus dem Gemeinde- und Diakonieverein
Wer waren die Gründungsmitglieder?
Annika Krummacher und Konrad Huber: Die Nachbarschaftsbrücke Sendling ist ein Projekt und eine Gründung des Gemeinde- und Diakonievereins e.V. (GDV) der Himmelfahrtskirche Sendling. Alle Gründungsmitglieder sind Mitglieder des GDV.
Hilfe für 150 Menschen
Wie viele Menschen engagieren sich heute bei der Nachbarschaftsbrücke Sendling und wie viele nehmen Hilfe in Anspruch?
Annika Krummacher und Konrad Huber: Zurzeit sind über 100 Helfer regelmäßig im Einsatz und betreuen über 150 Sendlingerinnen und Sendlinger. Außerdem verfügen wir über einen großen Pool an Helfern, die spontan zum Einkaufen gehen oder zum Arzt begleiten, wenn es dringend ist.
"Wir suchen passende Ehrenamtliche"
Wie funktioniert die Nachbarschaftsbrücke?
Annika Krummacher und Konrad Huber: Sendlinger, die Hilfe brauchen, wenden sich an die NBB, die dann versucht, passende Ehrenamtliche zu finden und zu vermitteln.
Freude am Helfen und Zuhören
Was sollten Menschen mitbringen, die sich bei der Nachbarschaftsbrücke engagieren wollen?
Annika Krummacher und Konrad Huber: Die Menschen sollten bereit sein, regelmäßig etwas Zeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollten Freude daran haben, älteren Sendlingern bei Bedarf im Haushalt zur Hand zu gehen. Und sie sollten ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Nachbarn haben.
Gesunde Ernährung und Patientenverfügung
Welche Fortbildungen bietet die Nachbarschaftsbrücke an?
Annika Krummacher und Konrad Huber: Wir bieten unseren Helfern mehrmals pro Jahr die Teilnahme an Kurzworkshops und Vorträgen an, die ihnen Kompetenzen für ihre ehrenamtliche Arbeit bei der NBB vermitteln sollen. So gab es eine Erste-Hilfe-Schulung, Selbstbehauptungstraining oder Vorträge zu Themen wie Messie, Demenz, Schlaganfall, gesunde Ernährung. In diesem Jahr werden wir uns unter anderem mit den Themen Patientenverfügung und Depression im Alter beschäftigen.
"Mitmenschlichkeit ginge verloren"
Was wäre unsere Gesellschaft ohne Ehrenamt?
Kristina Winter und Ute Rosner-Grages: Sich ehrenamtlich zu engagieren ist keine Bürgerpflicht, aber Menschen, die im Ehrenamt tätig sind, betrachten das, was sie tun, in der Regel als selbstverständlichen Teil ihres Lebens in der und für die Gemeinschaft. Was wäre unsere Gesellschaft ohne Ehrenamt? Vermutlich weniger gelebte Gemeinschaft, mehr auf staatliche Regeln und Institutionen basierende Organisation von Menschen. Damit wäre das gesellschaftliche Leben starrer, Flexibilität und Mitmenschlichkeit gingen eher verloren. Viele soziale Angebote könnten von staatlicher Seite gar nicht zur Verfügung gestellt werden. Ehrenamt macht unsere Gesellschaft lebenswerter. Ehrenamt ist Geben und Nehmen und für beide Seiten ein Gewinn.
Kontakt
Das Leitungsteam der NBB Sendling (Oberländerstr. 36) ist Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9 bis 11 Uhr sowie Donnerstag von 11 bis 16 Uhr unter Tel. (089) 72015222 oder per Mail an nbb-sendling@gmx.de zu erreichen. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.himmelfahrtskirche.de im Internet.
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