Die Anwohner wollen's ruhiger
Rund 350 Bürger stimmen in Versammlung über Anträge ab
Das Interesse an ihrem Stadtviertel ist groß: Obwohl die Bürgerversammlung Sendling-Westpark aus Platzgründen in den Nachbarbezirk Sendling verlegt werden musste, waren gut 350 Bürger in die Dreifachturnhalle an der Gaißacher Straße gekommen. In der Versammlung ging es hauptsächlich um eines: Verkehr und Lärmschutz.
Günter Keller, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) 7, forderte in seiner Ansprache neue Ideen, um die Lärmflut einzudämmen. Zwar sei der Tunnel für die direkten Anwohner an der Garmischer- und der Heckenstaller Straße ein Segen. "Wenn man sich aber die Zufahrtsstraßen um den Tunnel herum ansieht, stellt man fest, dass es sich überall staut: Auf der Lindauer Autobahn stehen die Autos auf der linken Spur bis zum Kreuzhof und noch weiter", sagte er. Wenn die neuen Ideen nicht vom Bund, nicht vom Freistaat und nicht vom Stadtrat kämen, "dann müssen wir aus dem Stadtbezirk heraus auch unkonventionelle Vorschläge machen", so Keller. Mit Blick auf die Trambahn-Westtangente bremste der BA-Vorsitzende die Hoffnungen auf eine schnelle Umsetzung ein. Im Dezember vergangenen Jahres habe der Stadtrat die Überarbeitung der bisherigen Planung beschlossen. "Der Trassierungsbeschluss sollte noch vor der Sommerpause 2017 erfolgen", berichtete Keller. Auf Nachfrage beim Referat für Arbeit und Wirtschaft sei dies nun für das vierte Quartal dieses Jahres angekündigt worden. "Wir hoffen nun, dass zumindest diese Zusage eingehalten wird. Aber auch dann wird es noch Jahre dauern, bis der erste Spatenstich für die Trambahn erfolgen kann", sagte Keller. Am Ball bleibe man auch in Sachen öffentlicher Toilette am Partnachplatz, die über Werbemaßnahmen finanziert werden solle. Eine Liste mit möglichen Standorten habe schon einmal vorgelegen, mit einigen habe es jedoch Konflikte mit unterirdischen Telefonkabeln gegeben. "Die Klärung liegt somit wieder beim Referat für Arbeit und Wirtschaft. Parallel prüft das Baureferat mögliche Modelle von Toilettenanlagen, die auf dem Vorplatz am Partnachplatz errichtet werden können", sagte Keller.
Und so wurde entschieden:
Empfohlen: Renovierung des Sardenhauses
Kleine Stalaktiten wachsen von der Decke, Ungeziefer dringt in die Räume ein und manchmal zeigt sich sogar eine "Sardenmaus": Das Sardenhaus, einst für nur ein dreiviertel Jahr der IGA gebaut, steht nun schon seit bald 35 Jahren im Westpark – und wird von Künstlern wie Edelgard Stadler sehr geschätzt. "Wenn ich eine Woche hier ausgestellt habe, fühle ich mich, als wäre ich im Urlaub gewesen", sagt sie. Die Künstlerin aus dem Westend zeigte im Sardenhaus gerade erstmals eine Serie von dreizehn "Krautwickel"-Aquarellen. "Dieses Haus braucht der Westpark", sagt sie, "ich stelle hier immer gerne aus!" Damit das auch weiterhin möglich ist, forderte eine Bürgerin bessere Ausstellungsbedingungen im Sardenhaus. Die durch die Feuchtigkeit beschädigten Wände sollen renoviert und eine Tür ohne Durchzug eingebaut werden. Zudem soll es im Westpark eine bessere Beschilderung zum Sardenhaus geben. Die Idee stieß auf Zustimmung der Bürgerversammlung.
Empfohlen: Geschwindigkeitsüberwachung bis Kreuzhof
Um den Lärmschutz ging es im Antrag eines Bürgers. Er forderte stationäre Anlagen an der A 95 zwischen Luise-Kiesselbach-Platz und Kreuzhof. Damit soll die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern überwacht werden. Der Antrag wurde angenommen.
Empfohlen: Radweg in zwei Richtungen an der Westendstraße
Ein sicherer Schulweg insbesondere für die Schüler des Ludwig- und des Erasmus-Grasser-Gymnasiums war Inhalt eines Antrags. Viele Schülter nutzen täglich den Radweg entlang der Westendstraße über die Autobahnbrücke und weiter Richtung Parkplatz Rosengarten. Da sie dabei die Trambahngleise kreuzen müssen und es an dieser Stelle auch keine Ampel gibt, wurde gefordert, den Radweg auf der gegenüberliegenden Seite über die Autobahnbrücke in zwei Richtungen zu öffnen. Dies könne durch Versetzen der Markierung einfach erreicht werden. Die Bürger sahen das ebenso und stimmten dem Antrag zu.
Empfohlen: Keine Fußgängerzone am Partnachplatz
Eine Fußgängerzone an der Nordseite des Partnachplatzes – das kann sich eine Anwohnerin nicht vorstellen und forderte deshalb, diesem Ansinnen eine Absage zu erteilen. Günter Keller, Vorsitzender des Bezirksausschusses (BA) 7, habe beim diesjährigen Sommerfest Flyer mit der Frage verteilt, ob man sich eine Fußgängerzone vorstellen könne. "Wir haben aber am Partnachplatz andere Probleme, etwa die seit Jahren beantragte öffentliche Toilette, Radfahren auf dem Gehweg und Wildbiesler", sagte sie. Der Antrag wurde angenommen.
Abgelehnt: Grillen im Westpark alle zwei Wochen
Damit das Grillen im Westpark nicht überhand nimmt, forderte ein Bürger, dies nur im Zwei-Wochen-Rhythmus zuzulassen. In der Bürgerversammlung stieß das allenfalls auf Kopfschütteln, nicht jedoch auf Zustimmung: Abgelehnt!
Empfohlen: Schutz von 41 Bäumen in der Klingerstraße
41 hoch gewachsene überwiegend Laubbäume befinden sich an der Klingerstraße 23 bis 27. Auf dem Areal soll ein Bauvorhaben entstehen, für das die Bäume weichen müssten. "Dadurch würde diese so wichtige grüne Insel verloren gehen, die für das Stadtbild unseres Bezirks so prägend ist", sagte eine Bürgerin und forderte, die Erlaubnis zur Fällung der Bäume nicht zu erteilen. Die Antragstellerin verwies auf die Bedeutung des Areals beim Klimaschutz und bei der Bekämpfung der Feinstaubbelastung. Es würde zudem ein wertvoller Freizeitraum für die Anwohner verloren gehen, den kein Spielplatz ersetzen könne. Nicht zu vergessen seien die vielen Tiere, die hier eine Heimat gefunden hätten, etwa Fledermäuse, Igel und Eichhörnchen. Der Antrag wurde angenommen.
Empfohlen: Bauchbinden für Betonpoller
Sie haben die selbe Farbe wie die Straße und werden deshalb oft zu spät wahrgenommen. Aus diesem Grund forderte eine Bürgerin, die Betonpoller, die sich unter anderem im Taubenhofweg befinden, mit einer Bauchbinde zu markieren. Die Poller verhindern an bestimmten Stellen das Befahren mit dem Pkw. "Besonders in der Dämmerung oder wenn man kurz abgelenkt ist, sind sie für Radfahrer sehr schlecht zu sehen", so die Bürgerin. "Ich habe schon mehrmals beobachtet, wie andere Radfahrer, auch Kinder, nur um Haaresbreite ausweichen konnten. Auch mir ist es schon passiert." Es sei nur ein kleiner Aufwand, den Betonpollern eine weiße Bauchbinde aufzumalen, so dass sie gut gesehen werden könnten. In der Bürgerversammlung folgte man dem Antrag: Angenommen!
Empfohlen: Errichtung einer Lärmschutzwand an der A96
Eine Wand zum Lärm- und Emissionsschutz für alle geplagten Anwohner entlang der A96 forderte ein Bürger. Der Antrag wurde angenommen.
Empfohlen: Erneuerung des Fahrbahnbelags in der Werdenfelsstraße
Auf den katastrophalen Zustand des Fahrbahnbelags in der Werdenfelsstraße zwischen Waldfriedhof- und Ehrwalderstraße wies ein Bürger hin. "Die Werdenfelsstraße ist wohl die meistbefahrene, aber auch schlechteste Nebenstraße in unserem Bezirk", sagte er und stellte den Antrag, die Straße auf dem nördlichen Teil komplett zu erneuern. Der Straßenabschnitt sei ein einziges Flickwerk, das an die Zeiten der ehemaligen DDR erinnere. Dafür gab es Zustimmung in der Bürgerversammlung.
Empfohlen: Errichtung eines Zebrastreifens an der Höglwörtherstraße
Die Errichtung eines Zebrastreifens an der Höglwörtherstraße zwischen Grün- und Sappelstraße forderte eine Bürgerin. Die Straße werde an dieser Stelle, die hier eine Kurve beschreibe, häufig zum Überqueren benutzt, unter anderem, um zum Kindergarten oder in die Grünanlage zur Grabbebrücke zu gelangen. Trotz Fußgängerinsel sei die Überquerung wegen schlechter Sicht verbesserungswürdig. Der Errichtung eines Zebrastreifens wurde in der Bürgerversammlung empfohlen. Keine Mehrheit fand hingegen der Antrag, an dieser Stelle eine Fußgängerampel zu installieren.
Empfohlen: Errichtung einer Trennwand an der A95 neben Einhornallee
Eine Trennwand an der Auffahrt zur A95 neben der Einhornallee, "um den furchtbaren Lärm von der Autobahn abzudämpfen", forderte eine Bürgerin und traf damit auf Zustimmung. Der Antrag wurde angenommen.
Empfohlen: Nutzung der ehemaligen Räume des ASZ Sendling-Westpark klären
In diesem Jahr ist das Alten- und Servicezentrum (ASZ) Sendling-Westpark von der Badgasteiner in die Garmischer Straße umgezogen. Eine Bürgerin forderte nun, zu klären, wie es mit den leerstehenden Räumen in der Badgasteiner Straße weitergeht. "Das Feierwerk bemüht sich um die Anmietung der Räume", so die Antragstellerin. Der Antrag wurde ohne Gegenstimme angenommen.
Empfohlen: Elektrofahrdienst im Waldfriedhof Alter Teil zu Allerheiligen
Damit allen Bürgern ein Gräberbesuch im Alten Teil des Waldfriedhofs zu Allerheiligen möglich ist, forderte Richard Stahnsdorf, Seniorenbeirat für Sendling-Westpark, einen Elektrofahrdienst einzurichten. Dafür bekam er Zustimmung durch die Bürgerversammlung.
Nachgefragt: Gedenkstein am Haus St. Josef von Pflanzen befreien
Vor dem Haus St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz befindet sich ein Gedenkstein, der durch Pflanzen teilweise verdeckt ist. Darauf wies ein Bürger hin und bat darum, den Stein wieder sichtbar zu machen.
Nachgefragt: Begrünung Lärmschutzwand zwischen Murnauer- und Höglwörther Straße
Eine weiße Lärmschutzwand befindet sich zwischen Murnauer- und Höglwörther Straße. Dass diese gerade bei Sonneneinstrahlung sehr blendet, darauf wies eine Bürgerin hin und fragte nach einer Begrünung der Wand. Diese hätte laut Baureferat bereits 2016 erfolgt sein sollen, so die Anwohnerin. Gleichzeitig verwies sie auf den schlechten Zustand des Grünstreifens entlang der Wand. Das vor Wochen abgemähte mannshohe Unkraut wuchere bereits wieder.
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