Der Mann an der Pforte
SPD-Landtagsabgeordneter Florian von Brunn besucht Haus für wohnungslose Männer
"Sssuuuummm" – leise surrt der Türöffner. Ein Bewohner kommt gut gelaunt herein, schnappt sich noch schnell eine Käsesemmel, die vom Frühstück übrig ist, und bemerkt den neuen Pförtner erst einmal gar nicht. Dann ein Stutzen. "Ach Moment, Sie kenne ich doch vom Plakat. Sie sind doch der Dingsbums, der..." Überleg.
"Zeit für wohnungslose Menschen"
Der "Dingsbums" ist Florian von Brunn, SPD-Landtagsmitglied, 49 Jahre. Es ist Dienstagvormittag, kurz nach 11 Uhr. Der Politiker sitzt an der Pforte im Haus an der Kyreinstraße, einer Einrichtung für wohnungslose Männer des Katholischen Männerfürsorgevereins München e.V. (KMFV). Er wolle, so von Brunn, mit den Bewohnern ins Gespräch kommen, etwas über ihre Situation erfahren. "Wir haben im Haus das Projekt ,Zeit für wohnungslose Menschen'", ergänzt Einrichtungsleiter Manfred Baierlacher. Im Rahmen dieses Projekts können interessierte Bürger in die Kyreinstraße 5 kommen, einen Einblick in den Alltag wohnungsloser Menschen bekommen und sich für zwei Stunden an die Pforte setzen – unter professioneller Begleitung. Nun ist also Florian von Brunn der Mann an der Pforte, nimmt Zimmerschlüssel entgegen oder gibt welche aus, betätigt den Türöffner.
Es sind ganz unterschiedliche Lebensgeschichten, nein Lebensausschnitte, die der Politiker an diesem Tag hört. "Ich war früher auch im Landtag", sagt ein Mann. Damals, in den 1990er Jahren, habe er dort geputzt und sie alle gesehen, die Politiker. Nein, den Herrn von Brunn nicht. "Ich bin auch erst seit 2013 Landtagsmitglied", ergänzt Florian von Brunn, der auch bei der kommenden Wahl am 14. Oktober gerne wieder in das Landesparlament des Freistaates einziehen möchte.
"Hier fühle ich mich wohl"
Für einen kleinen Ratsch an der Pforte ist auch ein anderer Bewohner aufgeschlossen. Seit acht, neun Jahren wohne er jetzt hier, ursprünglich stamme er aus einem anderen Bundesland, sei mit sieben Geschwistern aufgewachsen. Seiner Mutter schreibe er ab und zu, aber die wolle eigentlich nichts von ihm wissen. "Ich habe schon immer auf Bayern gestanden, wollte immer hierher", sagt er. Es gefalle ihm in München. "Und hier im Haus fühle ich mich wohl."
Szenewechsel. Florian von Brunn betritt den Frühstücksraum des Hauses. Jeden Dienstag können die Bewohner hier für einen Euro frühstücken. Es gibt Käse, Schinken, Rühreier, Semmeln und Brot, Kaffee und Tee. Insgesamt 50 Männer leben im Haus. Einige sind schon unterwegs, andere schlafen noch. Und dann gibt es die, die nach und nach zum Frühstück eintreffen. Wortkarg der eine, aufgeschlossen und redefreudig der andere. Vor zwei Jahren, da seien sie zum Papst gefahren, im "Heiligen Jahr der Barmherzigkeit", das Papst Franziskus ausgerufen hatte. Da durften sie hinfahren, zu fünft, mit Mitarbeitern aus der Kyreinstraße. Ganz nah seien sie am Papst dran gewesen. "So 30 Zentimeter vielleicht", sagt ein Bewohner. "Der Papst, der ist ja ein ganz lockerer Typ, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt."
Florian von Brunn hört interessiert zu, fragt nach einzelnen Situationen. Eine eigene Wohnung zu bekommen, ist für die meisten der Männer unmöglich. Noch dazu in München, wo Wohnraum ohnehin zu knapp und zu teuer ist. Da macht sich Verbitterung breit. Seit elf Jahren warte er bereits auf eine eigene Wohnung, sagt ein Mann, sei auf der Dringlichkeitsstufe ganz weit oben notiert. "Ich habe so einen Hals", sagt er und deutet mit seinen Händen einen Griff in Richtung Hals an. Und dann kommt auch das: "Die Flüchtlinge bekommen alles und sofort." Die hätten gleich Wohnungen. Florian von Brunn widerspricht ruhig, aber entschieden. "Das stimmt nicht", sagt er und versucht zu erklären, dass dem nicht so ist. Der Bewohner macht eine wegwerfende Handbewegung. Wirklich hören möchte er das nicht.
Wichtige Besuche
Wichtig aber ist dennoch, dass ihm jemand zugehört hat. Manfred Baierlacher bestätigt das: "Die Männer fühlen sich durch solche Besuche wertgeschätzt." Florian von Brunn zieht sein Fazit aus den Begegnungen. "Das ist hier ist eine tolle Einrichtung und mir hat gefallen, dass viele Bewohner so aufgeschlossen sind und man ins Gespräch gekommen ist." Die Wohnungslosenhilfe in München sei sehr gut organisiert. "Die Stadt bietet hervorragende Leistungen für wohnungslose Menschen an", schließt er.
Kandidat im Stimmkreis 103
Florian von Brunn (SPD) ist seit 2013 Landtagsabgeordneter. Er tritt als Direktkandidat wieder im Stimmkreis 103 Giesing an. Dazu gehören Sendling, Thalkirchen, Obersendling, Solln sowie die Hälfte von Forstenried und Fürstenried, Obergiesing-Fasanengarten und der Großteil von Untergiesing-Harlaching.
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