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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Der Harras ist wie eine Tube Zahnpasta
Sendlinger schieben dem "Immer mehr" einen Riegel vor
"Was erst draußen ist, bekommt man nie wieder hinein" - für Michael Bergmann (Bezirksausschuss Sendling, SPD) ist der Harras daher "wie eine Tube Zahnpasta". Die Paste, um die es in der letzten Sitzung des alten Gremiums ging, sind die Veranstaltungen, die für den Sendlinger Platz beantragt sind. Etliche Veranstalter haben ein Auge auf ihn geworfen. Von einem "Run auf den Harras" sprach Peter Rosner (SPD): Bereits für ein Vierteljahr habe man Belegungswünsche vorliegen.
Zehn-Tage-Fest stößt auf Missfallen
Eine davon ist ein "Europäisches Freundschaftsfest", ein samt Auf- und Abbau zehn Tage währender Jahrmarkt mit Live-Musik im Juni. Der Bezirksausschuss Sendling (BA 6) lehnt diesen Markt allerdings ab. "Wenn jetzt eine große Veranstaltung kommt, wollen andere auch", warnte Bergmann vor einem Präzedenzfall. "Wir können den ansässigen Geschäftsleuten nicht Einschränkungen auferlegen und dann einen Jahrmarkt genehmigen!" Gegen ein "Immer mehr" an Veranstaltungen wandte sich auch Erwin Henke (Grüne): "Die Anwohner sind vielleicht ganz froh ohne Fest."
Beschaulichkeit bewahren
Der Bezirksausschuss lehnte jedoch nicht nur das Freundschaftsfest im Juni ab, sondern hält eine Grundsatzentscheidung für nötig, wie sie Ernst Dill (SPD) anregte. "Wir haben uns am Harras immer Feste vorgestellt", ergänzte Ute Rosner-Grages zu, "aber keine Dauerbespielung." Etwas anderes als eine "radikale Reduzierung" sei nicht machbar. Der nächste Bezirksausschuss brauche eine grundsätzliche Handhabe für Harras-Veranstaltungen. Margot Fürst (CSU) sieht es ähnlich: "Der Harras gehört den Sendlingern", meinte sie und schilderte die "wunderschöne Situation", die auf dem neuen Platz inzwischen entstanden sein. Leute treffen sich, ratschen, etwas Beschaulichkeit ist an den verkehrsreichen Platz eingekehrt. Dem Wunsch, den Harras zum Veranstaltungsort zu machen, müsse man einen Riegel vorschieben, so Fürst: Der Weihnachtsmarkt soll bleiben - sonst nichts.
"Lasst die Tube zu!"
"Lasst die Tube zu", forderte Peter Rosner, und genau das macht der Bezirksausschuss: Der zwei- bis dreiwöchige kleine Weihnachtsmarkt wurde als einzige "Muss"-Veranstaltung festgeschrieben. Daneben sollen lediglich ein kurzes Sommerfest (höchstens drei Tage) sowie eventuell "Public Viewing" während der Fußball-WM auf dem Harras möglich sein. Spezielle Veranstaltungen wie Gedenkfeiern will der Bezirksausschuss nur dann zulassen, wenn sie im Sinne der Sendlinger sind.
Entscheidungsrecht soll beim BA liegen
Der Bezirksausschuss will künftig stärker in die Entscheidung über Veranstaltungen auf öffentlichen Plätzen eingebunden sein: Einstimmig forderte das Gremium, möglichst früh über entsprechende Planungen informiert zu werden - sobald ein Antrag dem Kreisverwaltungsreferat vorliegt. Außerdem solle den Bezirksausschüssen bei
der Genehmigung von Veranstaltungen auf öffentlichem Verkehrsgrund und in Grünanlagen das
Entscheidungsrecht eingeräumt werden. "Das ist ein ganz wichtiger Punkt", unterstrich BA-Vorsitzender Markus Lutz.
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