"Den UKW-Sender abschalten"
"Seniorpartner in School" engagieren sich in der Grundschule an der Zielstattstraße
Zeit – das bringen sie mit. Dazu die Fähigkeit, zuzuhören und die Freude am Umgang mit Kindern: Die "Seniorpartner in School e.V.", kurz SiS, die sich erstmals auf der Freiwilligenmesse im Gasteig vorstellen. Einmal pro Woche kommen ehrenamtliche SiS-Mediatoren an Schulen und helfen Kindern dabei, ihre Alltagskonflikte gewaltfrei zu lösen.
Die Kinder berichten
Eine dieser Schulen ist die Grundschule an der Zielstattstraße. Jeden Donnerstag treffen sich hier Matthias Kraemer, Agnes Unterweger und Digna Buschner in ihrem Besprechungszimmer mit Mädchen und Buben, die ihre Hilfe suchen. "Die Idee, eine Brücke zwischen Alt und Jung zu spannen, fand ich super", erklärt Matthias Kraemer seine Motivation, sich für SiS zu engagieren. Seit über zwei Jahren gibt es das Projekt inzwischen an der Schule, seit vergangenem Jahr ist Matthias Kraemer zudem SiS-Vorsitzender für den Landesverband Bayern. "Wir helfen den Kindern, selbständig eine Lösung für ihre Konflikte zu finden. Als Mediatoren begeben wir uns dabei in eine fragende Haltung und lassen die Kinder berichten, wie es ihnen geht", erklärt der 61-Jährige. Wichtig sei dabei, nicht den Zeigefinger zu erheben und Schwächen zu kritisieren. Es gehe nicht darum, Lösungsvorschläge zu machen, sondern den Kindern zu signalisieren, seid wie ihr seid und erzählt mal, was los ist. "Jeder hat ja seine eigene Sicht auf die Dinge", so der Mediator. "Die Kinder lernen, konstruktiv mit Konflikten umzugehen. Für uns Mediatoren heißt das, den UKW-Sender abzuschalten, also nicht zu urteilen, zu kritisieren und zu werten", bringt er es auf den Punkt. So lernten die Schüler, ihre Bedürfnisse auszudrücken, die Sichtweisen anderer zu respektieren und schließlich gemeinsam eigene Lösungen zu entwickeln.
"Niemand wird gezwungen"
"Manchmal kommen die Kinder von sich aus zu uns, manchmal schicken sie die Lehrer. Aber es ist immer freiwillig. Niemand wird gezwungen", sagt Matthias Kraemer. Und es gelte absolute Vertraulichkeit. In erster Linie gehe es bei den Konflikten um Themen wie Freundschaft. Doch Matthias Kraemer betont auch: "Wir sind keine Psychologen, wir haben keine therapeutische Variante. Wichtig für die Mediatoren ist es auch, ihre Kompetenz nicht zu überschreiten."
Kostenfreie Ausbildung
Die SiS-Mediatoren gehören zur Generation 55+. Jeder, der sich als "Seniorpartner in School" engagieren möchte, durchläuft erst einmal eine Ausbildung. Diese Ausbildung umfasst 80 Stunden und wird in mehreren Blockseminaren angeboten. Für die künftigen SiS-Mediatoren ist das kostenfrei. "Im Gegenzug verpflichten sie sich dazu, mindestens zwei Jahre ehrenamtlich tätig zu sein", sagt Matthias Kraemer. "Pro Seminar haben wir rund 16 Teilnehmer, das bedeutet zusätzliche Mediatoren für acht weitere Schulen." Für diese Ausbildung gelten laut SiS hohe Qualitätsstandards. So seien nur vom Bundesverband anerkannte professionelle Trainer für die Ausbildungsmodule zugelassen. Regelmäßige Fortbildungen schließen sich an. "Unser Ziel ist es, dass die Ausbildung aus staatlichem Etat bezahlt wird", hofft Matthias Kraemer.
Über SiS
Die "Seniorpartner in School" wurden im Jahr 2001 in Berlin gegründet und sind derzeit in 13 Landesverbänden als gemeinnütziger Verein organisiert. Den Landesverband Bayern gibt es seit 2010. Rund 48 Mediatoren sind an insgesamt 18 Schulen in München und Ost-Bayern tätig.
Wer sich für ein Ehrenamt bei SiS interessiert, kann sich per Mail mit Matthias Kraemer unter m.kraemer@sis-bayern.de in Verbindung setzen. Weitere Infos über SiS gibt es unter www.seniorpartnerinschool.de im Internet.
"Höchste Anerkennung"
Monika Engelmayer, Rektorin Grundschule Zielstattstraße: Seit September 2015 sind die "Seniorpartner in School" auch an der Grundschule Zielstattstraße tätig. Jeden Donnerstag kommen Frau Buschner, Herr Kraemer und Frau Unterweger an die Schule und bieten unseren Schülerinnen und Schülern ihre Unterstützung bei der Lösung von Konflikten an. Nach einem erfolgreichen Berufsleben vermitteln die Senioren ihre umfangreichen Erfahrungen und Strategien im Umgang mit schwierigen zwischenmenschlichen Situationen und unterstützen damit auch die erzieherisch sehr geforderten Lehrkräfte. Für unsere Kinder sind sie zu wichtigen Vertrauenspersonen geworden! Diese wertvolle ehrenamtliche Tätigkeit verdient höchste Anerkennung und den Dank unserer ganzen Schulfamilie!
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