"Das ist doch ein Höllenritt!"
Bezirksausschuss will im Sommer Straßen für Autos sperren - auf Probe

Die Hinterbärendbadstraße vor der Ladenzeile zwischen Heiterwanger- und Rattenberger Straße. 45 Parkplätze würden hier wegfallen, wenn eine vorübergehende Nachbarschafts- oder Spielstraße eingerichtet wird. (Foto: tab)
"Lebendige Straßen" nennt sich eine Initiative, die der Münchner Stadtrat gestartet hat. Grund: die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Beschränkungen im kulturellen und sportlichen Bereich. Mit der Initiative sollen die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung etwas ausgeglichen werden.
Dies haben nun die Grünen zum Anlass genommen, in der Sitzung des Bezirksaussches Sendling-Westpark (BA 7) einen Antrag in diese Richtung zu stellen. Konkret forderten sie, die Hinterbärenbadstraße zwischen Heiterwanger Straße und Rattenberger Straße vor der Ladenzeile in eine Nachbarschafts- oder Spielstraße umzuwandeln. Und zwar schnellstmöglich und bis zum Ende der Herbstferien. "Die Parkplätze werden aufgehoben", trug Maria Hemmerlein, Fraktionssprecherin der Grünen, den Antrag vor. Das Modell sei auch in weiteren Straßen, etwa in der Martin-Behaim-, Lenau- und Fuggerstraße, denkbar.
Was denken die Anwohner darüber?
Doch CSU und SPD konnten dem Vorschlag nicht viel abgewinnen. "Wir haben in dieser Straße unter anderem eine Apotheke, die von Senioren angefahren wird", gab Alfred Nagel, CSU-Fraktionssprecher, zu bedenken. Zudem müssten auch die Lademöglichkeiten für die Geschäfte offengehalten werden. Und SPD-Fraktionssprecher Walter Sturm ergänzte: "Wenn man die Straße sperrt, kommen die Leute nicht mehr raus. Ich möchte den Anwohnern nicht sagen müssen, was wir da machen. Man müsste die Leute vorher fragen, ob sie zustimmen würden." Der Antrag sieht lediglich vor, die Anwohner vor der Einrichtung Nachbarschafts- oder Spielstraße "in geeigneter Weise zu informieren". Genau das lehnte auch BA-Vorsitzender Günter Keller (SPD) klar ab. "Wir haben einen hohen Parkdruck im Viertel. Durch die Aktion würden 45 Parkplätze wegfallen. Das müssen wir den Leuten erklären. Ohne Feedback der Anwohner ist das doch ein Höllenritt", sagte er. "Wir müssen die Bürger miteinbinden."
Hans Dusolt (Grüne) schlug aus diesem Grund vor, ein "Meinungsbild der Anwohner" einzuholen. "Es ist eine super Vorlage, die der Stadtrat mit der Initiative ,Lebendige Straßen' gemacht hat. Wir sollten das aufgreifen, wenigstens in Bezug auf die Hinterbärenbadstraße", versuchte er den Antrag zu retten.
Schließlich einigte sich das Gremium mit 13 zu zehn Stimmen darauf, die Meinung der Anwohner einzuholen und die Regelung vorerst nur samstags und sonntags auszuprobieren.
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