Braucht's das Brauchtum?
Bezirksausschuss 7 diskutiert über Maibaum und Motorradclub
Wie viel Brauchtum verträgt ein öffentlicher Platz oder – anders gefragt: Braucht's den Maibaum? Darum drehte sich eine Diskussion in der Februarsitzung des Bezirksausschusses (BA) 7 Sendling-Westpark. Das Gremium befasste sich mit der Neugestaltung des Luise-Kiesselbach-Platzes. Die CSU sowie die SPD und die Grünen hatten dazu einen gemeinsamen Antrag formuliert.
"Fester Bestandteil unserer Kultur"
Die CSU forderte unter anderem, den Standort für einen Maibaum auf dem Festplatz durch Beschluss des BA festzulegen. Maria Hemmerlein (Grüne) sah das kritisch. "Ein Maibaum ist ein fixiertes Teil, das uns einschränkt", sagte die stellvertretende BA-Vorsitzende. "Wir haben jede Menge Maibäume im Stadtteil. Außerdem kennzeichnet der Maibaum eigentlich einen Platz als Biergarten." Anders sah das ihr Fraktionskollege Wolfgang Goß: "Ich finde den Maibaum wichtig. Er ist fester Bestandteil unserer Kultur." Wer das nicht wolle, müsse ja nicht hingehen. CSU-Fraktionssprecher Alfred Nagel betonte, man solle bereits jetzt bei der Stadt klar machen, dass das Gremium einen Maibaum aufstellen wolle. Maria Hemmerlein stellte schließlich den Antrag, in dieser Sitzung nicht über den Maibaum abzustimmen. Das wurde bei Stimmengleichheit abgelehnt.
Mit 17 zu fünf Stimmen sprachen sich die BA-Mitglieder schließlich dafür aus, grundsätzlich einen Maibaum auf dem Platz vorzusehen. Damit folgten sie den Plänen des Baureferats, die in zwei Workshops mit Bürgern erarbeitet worden waren. Der genaue Standort soll erst bestimmt werden, wenn es dazu Aussagen von der Feuerwehr gibt. Geplant ist, den Baum mit einem Kran aufzustellen.
Kiosk statt Motorräder
Auf eine gute Einigung hofft das Gremium mit dem Motorradclub "Streetfighters Nomads". Dieser nutzt seit gut 25 Jahren das kleine Backsteinhäuschen im Nordwesten des Luise-Kiesselbach-Platzes als Vereinsheim. Roland Apfelbacher von den "Streetfighters Nomads" betonte, dem Club sei sehr daran gelegen, das Heim auch weiter zu nutzen. Die Meinung im Gremium ging jedoch in eine andere Richtung. "Wir wollen Sie nicht rausschmeißen, aber wir wollen reden, um eine gute Lösung für die Situation zu finden", betonte Alfred Nagel. Das unterstrich auch Maria Hemmerlein. Der Motorradclub solle nicht sang- und klanglos vertrieben werden. "Aber eine rein private Nutzung an dieser Stelle passt nicht mehr da rein", betonte sie. "Wir werden hoffentlich etwas Einvernehmliches finden." Das Kommunalreferat soll nun mit den "Streefighters Nomads" über die Auflösung des Mietvertrags reden und bei der Suche nach einer neuen Bleibe behilflich sein. Angedacht ist zudem, in dem Backsteinhäuschen wieder wie einst einen Kiosk mit Toilette unterzubringen.
Skulptur mit Säulenkolonnade
Alfred Nagel regte schließlich noch an, eine Statue zu Ehren der Namensgeberin des Platzes, Luise Kiesselbach, zu errichten. Dies könne mit einer Skulptur geschehen, eingerahmt durch eine Säulenkolonnade und entsprechend angelegten, großzügigen Blumenbeeten. Nagel regte an, das im Rahmen des Konzepts "Kunst am Bau" auf den Weg zu bringen. Das Werk könne auf der Wiese gegenüber dem Haupteingang des Altenheims St. Josef platziert werden. Maria Hemmerlein äußerte Bedenken, dass da ein markantes Kunstwerk stehen solle. "Jetzt leben wir erst einmal in einem Provisorium", sagte sie. "Wir sollten das dann beschließen, wenn es so weit ist." Alfred Nagel erinnerte daran, dass die "Kunst am Bau" eine Verpflichtung für die Stadt ist. "Wir sollten heute schon benennen, dass wir das wollen", forderte er. Und Hans Dusolt (Grüne) betonte: "Da wird nicht gleich eine Bavaria hinkommen. Kunstwerke kann man versetzen." BA-Vorsitzender Günter Keller (SPD) schlug schließlich vor, die Mittel für ein Kunstwerk zu gegebener Zeit abzurufen, den Wunsch aber jetzt schon im Antrag mitaufzunehmen. Dieser Kompromiss wurde einstimmig angenommen.
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