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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Blick auf die Vergänglichkeit
Zehn Sendlinger Künstler beteiligen sich in St. Margaret am Faust-Festival
Aus einem Gemälde wird eine Fotowand wie auf dem Jahrmarkt. Katharina Schellenberger ermuntert die Besucher des Faust-Festivals in St. Margaret durch das Bild zu blicken, sich gar mit dem Teufel fotografieren zu lassen. Vernissage zu ihrem Beitrag "Um die Seele" ist am 5. Mai. (Foto: Katharina Schellenberger)
Ein frei im Raum hängender Rahmen, auf dessen Rückseite in großen Lettern der lateinische Satz prangt: "Eritis sicut Deus scientes bonum et malum". Dieses Werk mit dem Titel "cognitio" ist der Beitrag von Karl Kempf zum Faust-Festival, einer Initiative der Kunsthalle München und des Gasteig. Zu sehen ist es noch bis Mittwoch, 7. März, in der Pfarrkirche St. Margaret (Margaretenplatz 1). Mit zahlreichen Veranstaltungen nimmt das Erzbistum München und Freising am Faust-Festival in München teil, das bis einschließlich 29. Juli dauert. In St. Margaret beteiligen sich zehn Sendlinger Künstler daran. Stichwort: "Gretchen in St. Margaret".
Das Bibelzitat
"Eritis sicut Deus scientes bonum et malum" – diese Worte schrieb Mephisto, als Faust verkleidet, einem wissbegierigen Studenten in dessen Stammbuch. Aus dem Lateinischen übersetzt lautet der Text: "Ihr werdet Gott gleich sein, indem Ihr das Gute und das Böse erkennt." Goethe zitiert aus dem Buch Genesis, Kapitel 3, in dem es heißt: "Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse." Hier wird der Fall des Menschen, die Vertreibung aus dem Paradies beschrieben. Kirche und Faust sind Antipoden: Auf der einen Seite Glaube und vermeintliche Sicherheit, auf der anderen Wissen, Zweifel und Suche. Mit der Installation "cognitio" lädt Karl Kempf den Betrachter in diesem Spannungsfeld zur Selbstreflektion ein, die eine Überprüfung seines Standpunktes ermöglicht – mit ungewissem Ausgang.
Vergänglichkeit des Lebens
Sich der eigenen Vergänglichkeit stellen, sich dem eigenen Sinn des Lebens stellen – dazu gibt die interaktive Performance "Alles Vergängliche – Ist nur ein Gleichnis" der Künstlerin Lore Galitz hautnah Gelegenheit. "Mich reizt an Faust der Aspekt zu Sinn und Vergänglichkeit des Lebens – deshalb nehme ich an dem Festival teil. Seit acht Jahren arbeite ich konkret mit rituellen Performances und bin sehr gespannt auf die Umsetzung in einer Kirche speziell dieser Thematik. Bei mir als ursprünglich studierter Kunst- und Religionspädagogin ist die Verbindung zwischen Kunst und Spiritualität ohnehin gegeben", sagt Lore Galitz. Vernissage ist am Samstag, 10. März, um 17 Uhr.
Weitere Termine
10. März: Interaktive Performance "Alles Vergängliche – Ist nur ein Gleichnis" von Lore Galitz.
14. April: Fahneninstallation "Im Anfang II" von Eva Raiser-Johanson.
28. April: Begehbare Installation "Der Künstler, durchaus ein Faust!" von Andrea Unterstraßer.
5. Mai: Gemälde und eine Aktion "Um die Seele" von Katharina Schellenberger.
19. Mai: Fahneninstallation "Faust – Worte – Fahnen" von Anni Rieck.
9. Juni: Drei Gemälde "Faust Mephistopheles" von Berit Opelt.
23. Juni: Abend zum Thema "Ver-Führung in einer Ver-rückten Welt" von Edith Steiner.
7. Juli: Medienkunst "mo-ob no. 23 / Nun sag" von Mone Kante.
14. Juli: Papiertableaus und eine Klanginstallation "Aus eins mach' zehn" von Liz Walinski.
Die Veranstaltungen beginnen jeweils samstags um 17 Uhr und dauern bis zirka 19 Uhr. An jedem Abend wird ein geistlicher Impuls vorgetragen. Im Anschluss sind die Besucher zu einem gemeinsamen Gespräch mit den Beteiligten eingeladen. Der Eintritt ist frei. Die Kirche ist täglich von 8 bis 17 Uhr geöffnet. Die Veranstalter der Reihe "St. Margaret (Gretchen) – eine Kirche in Sendling" sind das Kulturmanagement der Erzdiözese München und Freising und die Pfarrei St. Margaret in Kooperation mit dem Verein "Kunst in Sendling". Weitere Infos zu den Veranstaltung in Sendling und ganz München unter www.faustfestival.com im Internet.
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