Auf dem Tunnel grünt's nur provisorisch
Nicht alle gefällten Bäume und Gehölze am Luki werden ersetzt
Bevor der Tunnelbau rund um den Luise-Kiesselbach-Platz beginnen konnte, wurden im Bereich der späteren Baustelle etwas mehr als 1.500 Bäume gefällt (gezählt werden dabei Gehölze mit einem Stammumfang ab 40 cm). Fast zehn Jahre ist das mittlerweile her.
Nach Freigabe des Tunnels werden gegenwärtig die Oberflächen neu gestaltet: Der Heckenstallerpark wird angelegt und In der Garmischer Straße entsteht die Mittelpromenade; allein hier wurden in den letzten Wochen und Monaten zahlreiche Bäume gepflanzt.
Die Pflanzungen entlang der Mittelpromenade an der Garmischer Straße werden laut Baureferat noch im Frühjahr abgeschlossen; die Randbereiche werden nach Baufortschritt sukzessive bis zum Herbst bepflanzt. Insgesamt werden im Bereich Mittelpromenade und Straßenbegleitgrün in diesem Zeitraum rund 300 Bäume neu gepflanzt.
Bilanz nicht ausgewogen - oder doch?
Die Bilanz des Baureferats zum gesamten Tunnel-Umfeld hat jedoch für Unklarheit gesorgt: "Nach aktuellem Stand werden im Straßenbegleitgrün 900 Bäume und im Heckenstallerpark 340 Bäume gepflanzt", teilte das Baureferat mit. Das ergibt 1.240 Bäume, also 260 weniger als einst gefällt wurden. Auf dieses Defizit - immerhin ein Sechstel des Fällvolumens - machte Alfred Nagel (Bezirksausschuss Sendling-Westpark) aufmerksam. Nagel erinnerte daran, dass dem Bezirksausschuss bereits bei den damaligen Fällaktionen versprochen wurde, nach Fertigstellung des Tunnelprojekts mehr Bäume zu pflanzen als gefällt werden - sogar ohne die zusätzlichen Pflanzungen auf dem Luise-Kiesselbach-Platz zu berücksichtigen.
Das Baureferat will hingegen nicht von einem Defizit an Bäumen sprechen. Sprecherin Dagmar Rümenapf erklärt vielmehr: "In der Summe findet in etwa ein Mengenausgleich statt." Neben den 1.240 Bäumen werden im Heckenstallerpark noch 160 Großsträucher und eine Vielzahl von Heckengehölzen gepflanzt. Hinzu kommen noch die Gehölze, die auf Privatflächen (z.B. Münchenstift) und Baustelleneinrichtungsflächen gepflanzt werden. Welche und wieviele Bäume auf diesen Privatgrundstücken und Baustellenflächen gepflanzt werden könnten, ist derzeit nicht zu sagen: "Eine genaue Angabe ist derzeit jedoch noch nicht möglich, da die Planungen noch nicht für alle Teilflächen abschließend abgestimmt sind", erklärt Rümenapf. Diese Planungen werden wohl erst im Herbst abgeschlossen.
"Luki" wird nur zeitweise begrünt
Auch für den Luise-Kiesselbach-Platz, auf dem jetzt erste Bäume gepflanzt wurden, steht noch nichts endgültig fest. Was gegenwärtig an Begrünung erfolgt und geplant wird, ist laut Baureferat lediglich eine "provisorische Interimslösung" und eine "temporäre Begrünung" - also keine dauerhafte. Zwar gibt es Skizzen, wo welche Bäume Platz finden sollen, diese Vorschläge sind aber kein Ausführungsplan, der die genaue Zahl, Standorte, Größen und Arten der Bäume und Großgehölze festlegen würde.
Diese einstweilige Begrünung hatte der Stadtrat beschlossen, um für eine spätere endgültige Gestaltung des Luise-Kiesselbach-Platzes alle Optionen offen zu halten. Hintergrund ist die im Bürgerdialog zu Tage getretene Skepsis vieler Bürger gegenüber der zu erwartenden Verkehrsbelastung. Etwa 40.000 Fahrzeuge pro Tag sind auf dem Platz prognostiziert. Diese Zahl wird jedoch von Bürgern angezweifelt. Unklar ist daher, welche Lärmbelastung zu erwarten ist und wie der Lärmschutz am Platz letztlich aussehen muss. Daher wird die Begrünung gegenwärtig nur mit einfachen Mitteln angelegt, um keine später notwendigen Maßnahmen zu blockieren.
130 Gehölze werden nicht ersetzt
"Ein Großteil der im Zuge der Tunnelbaumaßnahme gefällten 130 Gehölze kann im Rahmen der Interimsbegrünung jetzt nicht ersetzt werden", räumte Rümenapf zur Situation am Luise-Kiesselbach-Platz ein. Auch Aussagen zu weiteren Gehölz- oder Baumpflanzungen seien erst dann möglich, wenn die Planungen für die dauerhafte Begrünung endgültig feststeht.
Wie lange die Bürger mit der provisorischen Lösung zufrieden sein müssen und wie lange sie auf die fehlenden Bäume auf dem Luise-Kiesselbach-Platz werden warten müssen, steht in den Sternen: Mit der Frage der endgültigen Begrünung muss sich der Stadtrat erneut befassen.
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