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An die Bauernschlacht erinnern

Traditioneller Fackelzug am Heiligen Abend um 23.45 Uhr

Die Historische Gruppe "Schmied von Kochel" erinnert nach zweijähriger Corona-Pause am Heiligen Abend wieder an die Sendlinger Mordweihnacht anno 1705. (Bild: Historische Gruppe "Schmied von Kochel" e.V. )

Die Gedenkfeier an die Sendlinger Bauernschlacht gehört an Weihnachten zur festen Tradition im Herzen Sendlings. Nach zweijähriger Coronapause startet der Verein „Historische Gruppe Schmied von Kochel“ seinen traditionellen Fackelzug am 24. Dezember um 23.45 Uhr am Stemmerhof (Plinganserstraße 6). Der Verein gedenkt damit der Sendlinger Mordweihnacht anno 1705. Der Zug mit Fackeln und Trommel führt am Denkmal des Schmied von Kochel vorbei, über Lindwurm-, Daiser- und Lindenschmitstraße bis zum Friedhof der alten Sendlinger Kirche. Dort wird anschließend der Toten gedacht. Ein Bläserquartett begleitet die Festlichkeit. Zu Fackelzug sowie zur anschließenden Christmette in der Sendlinger Kirche sind alle Bürger eingeladen.

Was geschah im Jahr 1705?

Als Folge des spanischen Erbfolgekrieges wurde Bayern ab 1702 von kaiserlichen Truppen besetzt. Das Land und die Bevölkerung wurden ausgeplündert und unterdrückt. Junge Männer wurden zwangsrekrutiert. Der bayerische Volksaufstand im Jahr 1705 war der verzweifelte Versuch der Bevölkerung, sich aus dem Klammergriff der Besatzungsmacht zu befreien. Die Sendlinger Mordweihnacht, auch Blutweihnacht genannt, ist ein trauriger Höhepunkt. In doppelter Hinsicht: Erstens, weil die Aufständischen, die München in der Weihnachtsnacht befreien wollten, verraten wurden. Sie wurden erwartet. Zweitens, weil man sie – obwohl sie sich längst ergeben hatten – rücksichtlos niedermetzelte. Mit der Schamade, eine akustischen Signal, das Kapitulation bedeutet, hatten sich die Aufständischen ergeben und ihre Waffen niedergelegt. Dass die kaiserlichen Soldaten die Bauern anschließend ermordeten, ist ein Schrecken, der bis heute nachhallt. Der „Schmied von Kochel“, so heißt es, wäre einer der letzten Kämpfer gewesen, der sich verteidigt hatte und am Eingang der kleinen Kirche am Sendlinger Berg gefallen ist.
Der Fackelzug gedenkt und erinnert nicht nur an jene Kämpfer, die sich im Kampf für ihre und die Rechte aller anderen geopfert haben. Die Gedenkfeier steht gleichermaßen für das Recht auf Freiheit, körperliche Unversehrtheit und Selbstbestimmung.

Verein wurde 1972 gegründet

Der Verein „Historische Gruppe Schmied von Kochel e.V.“ wurde 1972 gegründet und nimmt jedes Jahr an verschiedenen Trachtenumzügen und Gedenkfeiern teil. Die Mitglieder treffen sich an jedem 2. Montag im Monat zum Vereinsabend im Gartenstüberl des Augustiner Stammhaus in der Neuhauser Straße 27.
Das Gwand der Teilnehmer lehnt sich der Gebirgsschützen-Tracht an: Stopselhut grün, weißes Hemd, rote Weste, schwarzes Tuch, grüner Rock, Ranzen, dunkle Lederbundhose, naturweiße Strümpfe und Haferlschuhe. Besonderheit: Jeder trägt eine historische Bauernwaffe.

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