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Alles oder nichts?

Kein Bürgergeld für "XXL-Ausstattung" der Fraunberg-Ateliers

Die Fraunberg-Ateliers: Künstlerquartier mit Ablaufdatum und Video-Idee. (Bild: job)

Im vergangenen Herbst wurden die Fraunberg-Ateliers eröffnet. Die zuvor lange leerstehenden Gebäude an der Fraunbergstraße 4 und der Schäftlarnstraße 178 werden seither von Künstlern genutzt – allerdings nur für einen absehbaren Zeitraum: Damit die städt. Wohnungsbaugesellschaft GWG hier Wohnungen und eine Kita errichten kann, werden die beiden alten Gebäude abgerissen. Die Künstler können sie nur noch bis Ende Juni bzw. Ende Dezember nutzen.

Der Bezirksausschuss (BA) im Münchner Süden unterstützte die Künstlerinitiative, die Tobias Sehr mit seiner SehT UG auf die Beine gestellt hatte. Als Anschubfinanzierung stellte das Bürgergremium im Februar 3.650 Euro aus dem von ihm verwalteten „Steuertopf“ zur Verfügung (beantragt hatte die SehT UG damals 21.000 Euro; so viel Geld wollte der Bezirksausschuss angesichts der überschaubaren Lebensdauer der Fraunberg-Ateliers aber keinesfalls einsetzen).

Neuer Antrag auf Fördergeld

Im April stellte die SehT UG daraufhin einen weiteren Förderantrag in Höhe von 5.800 Euro. Damit soll technische Ausrüstung angeschafft werden, um ein Internetvideo-Projekt „Live aus Thalkirchen“ für die acht Monate Mai bis Dezember 2020 zu ermöglichen. Der Kanal „Fraunberg TV“, auf dem das Projekt laufen soll, existiert im Web seit April 2017 und wurde in den drei Jahren seither knapp 400 mal aufgerufen – so dessen eigene Angabe.

Initiativen, die über den Bezirksausschuss auf Steuergeld zugreifen wollen, müssen in der Regel ein Viertel der Summe für ihr Projekt aus eigener Tasche beisteuern. Laut Stadtverwaltung, die diese Anträge prüft, bringt die SehT UG hier aber nicht einmal ein Fünftel selbst ein.

Der Bezirksausschuss tat sich schwer, den Künstlern die gewünschten 5.800 Euro zu bewilligen. Das Geld wäre im Prinzip vorhanden: Das Bürgergremium kann im laufenden Jahr noch über die Verwendung von fast 230.000 Euro entscheiden. So viel an Steuergeld kann der BA für die Förderung von Vereinen, Einrichtungen und Projekten in Münchner Süden freigeben. Die Fraunberg-Ateliers bekommen für ihre Internet-Videos allerdings nichts davon.

"Tolle Möglichkeit"

Einzig die Grünen sprachen sich dafür aus, den Künstlern die gesamte Summe von 5.800 Euro zu bewilligen. „Es wäre interessant, das auszuprobieren“, sagte Peter Sopp (Grüne) und führte den „künstlerischen Effekt“ der Videos ins Feld und deren „Chance, dass sich Initiativen und Vereine des Stadtviertels besser vernetzen“. Inga Meincke (Grüne) sprach von ener „tollen Möglichkeit, für sieben Monate das Potential der Künstler für das Stadtviertel zu nutzen“.

"Gigantische Summe"

Der Budget-Unterausschuss des Bezirksausschusses hatte im Vorfeld eine Förderung des Internet-Projekts in voller Höhe abgelehnt, aber einen abgespeckten Betrag (höchstens 2.000 Euro) in Aussicht gestellt. Michael Kollatz (SPD) stellte sich hinter diese Teilfinanzierung. Die Fraunberg-Ateliers seien ein sinnvolles Projekt, meinte er. Wegen der zeitlichen Befristung des Projektes, das ja nur noch bis zum Jahresende laufen könne, lehnte er eine Förderung mit der „gigantischen Summe“ von 5.800 Euro ab.

"Das ist überdimensioniert"

Dominik Kunkel (CSU) sprach sich für gar keine Förderung aus. „Das ist für ein halbes Jahr überdimensioniert“, meinte er über das Video-Projekt. Ähnlich sahen es Sabine Gründlinger von der CSU (sie nannte die Fördersumme „überzogen“) und der parteilose Richard Panzer. „Ich bin eindeutig für nicht unterstützen“, sagte er. Für die kurze Spieldauer bis zum Jahresende benötigen die Künstler keine „XXL-Ausstattung“. Panzer erklärte: „Der Kanal existiert seit 2017, ich sehe keine Notwendigkeit, 6.000 Euro hineinzustecken.“

 

Das Bürgergremium stimmte über die verschiedenen Förder-Varianten ab und entschied mehrheitlich, für das Video-Projekt der Künstler gar kein Geld freizugeben.


"Der Stadt ein Gesicht geben"

So beschreiben die Künstler der Fraunberg-Ateliers, was sie im „Fraunberg TV“ vorhaben:

In Anlehnung an berühmte Formate aus vergangener Zeit in anderen Zwischennutzungen wie zum Beispiel der Alabamahalle, errichten wir als Betreiber der Fraunberg Ateliers eine Plattform auf der Berichte, Diskussionen, Dokumentationen, Porträts von Künstlern und Kunstwerken, aber auch Kunstschaffende, Kreative, Galeristen, Musiker und engagierte Mitbürger aus München und dem Münchner Süden für München, Bayern und die Welt streamen, vernetzen, uploaden und Inhalte live erstellen, damit wir zusammen uns und unserer Stadt in schwierigen Zeiten wie diesen weiterhin ein Gesicht geben können.


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