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Alle ziehen an einem Strang

Schutzsuchende in der Tübinger Straße: Helferkreis gründet sich

Daniel Kurz ist Hausverwalter und Ansprechpartner in der Flüchtlingsunterkunft "Tübinger Straße". Er sagt: "Wir freuen uns über jeden, der nur einmal vorbeischauen oder helfen will." (Bild: jb)

"Von der Dynamik der Entwicklung sind auch wir regelrecht überrascht worden." So eröffnete Günter Keller, Vorsitzender des Bezirkausschusses Sendling-Westpark (BA 7) die kurzfristig organisierte Informationsveranstaltung zur Übergangseinrichtung für Flüchtlinge in der Tübinger Straße 1-3. Ins Sozialbürgerhaus des Bezirks Laim hatte dazu der Bezirksausschuss geladen und die Veranstaltung wurde von der Mediatorin Sonja Epple geleitet. Neben direkten Nachbarn der Tübinger Straße 1-3, waren auch Bürger und Vertreter verschiedener sozialer Einrichtungen bzw. Pfarrgemeinden gekommen, die sich nicht nur informieren, sondern auch konkret wissen wollten, wie man helfen kann. Von Anfang an war die Stimmung im Saal entspannt und nach dem informativen Teil des Abends begann eine reger Austausch, bei dem nicht nur theoretisch über Zusammenarbeit zwischen Bezirksausschuss, sozialen Einrichtungen und Bürgern nachgedacht wurde, sondern auch der Aufbau eines Helferkreises seinen Anfang nahm.

Keine Dauerplätze

Die Einrichtung in der Tübinger Straße 1-3 gehört zum sogenannten Überbrückungsprogramm. Hier werden Flüchtlinge nur akut und für möglichst kurze Zeit untergebracht, bevor sie dann gegebenfalls in eine dauerhafte Unterbringung übermittelt werden. Der Fachbereichsleiter vom Amt für Wohnen und Migration (Sozialreferat München), Richard Schlickenrieder, drückte sich im Hinblick auf die Gesamtentwicklung der täglich in München ankommenden Schutzsuchenden folgendermaßen aus: "Die Prognosen wurden von der Wirklichkeit fast um das Doppelte überholt."  Da sich die noch Mitte August prognostizierte Zahl von maximal 12.500 Flüchtlingen, die eine dauerhafte Unterkunft benötigen, in kurzer Zeit auf eine Zahl zwischen 18.000 und 19.000 Plätzen erhöht hat, so erläuterte Schlickenrieder den Anwesenden weiter, müsse man leider auch auf Unterkünfte zurückgreifen, die den Standards nicht entsprechen. Wie die Hallen in der Tübinger Straße baulich und technisch verändert und ausgestattet wurden, damit dort vorübergehend Menschen wohnen können, skizzierte Johannes Gleissner vom Baureferat und Dr. Wiebke Gerstenberg vom Referat für Gesundheit und Umwelt erläuterte, welche Maßnahmen für jeden Flüchtling hinsichtlich der Erfassung seines Gesundheitszustandes getroffen werden.

Wer sind die Flüchtlinge?

Woher die Flüchtlinge kommen, warum aktuell nur männliche Flüchtlinge im Alter zwischen 19 und 30 Jahren in der Unterkunft "Tübinger Straße" untergebracht sind und andere Fragen zu den neuen Nachbarn, beantwortete der Hausleiter der Einrichtung, Daniel Kurz. Familien auf der Flucht haben einen anderen Bedarf als junge alleinstehende Männer, so Kurz, der allen Anwesenden versicherte, dass die jungen Männer, die aus dem Irak, Pakistan, dem Sudan, Somalia und Eritrea kommen, in keiner Weise aggressiv seien. "Warten, warten, warten. Das ist ihr vordringliches Thema", griff Kurz die Frage einer Anwesenden auf, die wissen wollte, was die Flüchtlinge den ganzen Tag machen. Den Flüchtlingen neben einem Bett, Kleidung und Essen, auch eine Tagesstruktur zu geben, so waren sich alle Verantwortlichen einig, das sei nur mit ehrenamtlichem Engagement zu schaffen.

Jeder Helfer ist willkommen

Neben konkret benötigten Dingen wie Handtüchern, Hygieneartikeln und Winterkleidung in kleinen Männergrößen, ist also jeder Helfer willkommen, der sich mit den Flüchtlingen beschäftigt. Sei es, dass man mit ihnen Deutsch lerne (dafür stehen demnächst Hefte zur Verfügung) oder ihnen, am besten in Verbindung mit einer spendierten Streifenkarte, die Umgebung zeige: "Viele wissen gar nicht, wo der Marienplatz ist und wie die Stadt, in der sie sich befinden, überhaupt aussieht" , so die Leiterin der Caritas-Alveni-Flüchtlingssozialdienstes,  Rosemarie Ghorbani. Die Caritas ist mit einem kleinen Team auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft vorort.

Großzügige Hilfsangebote

Der benachbarte Sportverein SV1880 tut schon etwas: Jeden Tag gibt es für die jungen Männer ein Fußballspiel und auch die sanitären Anlagen stellt der Sportverein weiterhin zur Mitbenutzung zur Verfügung. Großzügige Angebote sagte auch Dr. Michael Dinkel von der Isaria Wohnbau AG zu, u.a. Angebote wie angestellte Deutschlehrer für die Flüchtlinge vor Ort gehen. Auch die Räume für den Unterricht können von der Isaria zur Verfügung gestellt werden. Zudem vermeldeten weitere Bürger, Firmen und Schulen, dass sie schon fleißig dabei sind , benötigte Dinge sammeln.

Wie kann man helfen?

Um die verschiedenen Hilfsangebote zu organisieren und die Strukturen aufzubauen - zum Beispiel wird in wenigen Tagen ein Lager eingerichtet, in dem Spenden sortiert werden können - wird nun ein sogenannter Helferkreis gegründet. Maria Hemmerlein, die zweite Vorsitzende des Bezirksausschuss Sendling-Westpark, ist Ansprechpartnerin und Organisatorin des künftigen Helferkreises, an dem sowohl professionelle Institutionen, wie z.B. die Caritas und REGSAM (Regionales Netzwerk für soziale Arbeit), aber auch Kirchengemeinden beteiligt sind. An Mitarbeit im Helferkreis interessierte Bürger, können sich über den BA7 in den Mail-Verteiler aufnehmen lassen. Zudem willl der Bezirksausschuss auch einen "Verschenkeflohmarkt" organisieren. Wer sich informieren will, was an konkreten Spenden benötigt wird, kann sich übrigens auf der Webseite der Stadt München Listen herunterladen: www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Sozialreferat/Fluechtlinge/Helfen.html oder sich melden unter Tel. 089-233-48454.

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