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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Kluges Drama über Lebenslügen
Theater PUR spielt "Das Gedächtnis des Wassers"
Ein Todesfall, drei Schwestern und jede Menge Probleme: Die taffe Ärztin Mary hat ihr Leben eigentlich im Griff und ist doch nicht glücklich. Kurz vor vierzig fragt sie sich, ob ihre Daueraffäre mit dem verheirateten Mike alles ist, was sie vom Leben erwartet. Was macht sie so besessen von dem jungen Patienten, der sein Gedächtnis verloren hat? Warum träumt sie in letzter Zeit ständig von ihrer Mutter? In Zeiten der Selbstoptimierung in Twittergeschwindigkeit verlernen wir das Innehalten. Den Tod eines geliebten Menschen aber muss man Verarbeiten. Um glücklich zu werden, muss man ehrlich sein zu sich selbst.
Von der Volkshochschule zur Bühne
Die Amateurtheatergruppe Theater PUR ist seit dem Herbst mit „Das Gedächtnis des Wassers“ zurück.
Theater PUR hat in den letzten elf Jahren eine rasante Entwicklung genommen, seitdem Regisseur Holger Ptacek 2006 einen Theaterkurs bei der vhs Pullach angeboten hatte. "Nach anderthalb Jahren Probezeit gab es dann mit „Die Kriegsberichterstatterin“ ganze zwei Aufführungen.", erinnert sich der Regisseur.
Parallel zu „Das Gedächtnis des Wassers“ gibt das Ensemble auch noch die Verwechslungskomödie „Ein- und Ehebrecher“. Die Spielstätten der Gruppe sind das Bürgerhaus Pullach, das Gasthaus Iberl und weitere Kultbühnen in München. "Bis Februar werden wir beide Stücke zusammen 28 mal gespielt haben. Und dann kommt im März die nächste Komödie ins Iberl mit weiteren 14 Terminen in Solln und Forstenried. Das entspricht einer Leistungssteigerung um 3150 % in neun Jahren. Darauf könnte man ziemlich stolz sein.", so Ptacek. Er fühle aber nicht so sehr Stolz sondern vielmehr Dankbarkeit gegenüber dem Publikum vor allem aber gegenüber seinem Ensemble. "Mit der Zahl der Premieren und Aufführungen ist natürlich auch der Aufwand gestiegen. Allein die Liebe zum Theater Spielen treibt uns an und hält uns PURistInnen zusammen. Wir sind inzwischen zu einer Theaterfamilie mit 30 Mitgliedern zusammengewachsen."
Potenziertes Familienerbe
Diesmal meldet sich die Theaterfamilie also mit dem preisgekrönten Erstlingswerk der britischen Schriftstellerin Shelagh Stephenson zurück. In ihren Stücken spielen gewöhnlich wissenschaftliche und medizinische Themen eine prominente Rolle. "Wie bei allen Stücken Stephensons, spielen medizinische Themen eine Roll.", erklärt Holger Ptacek. Ihm zu Folge bezieht sich der Titel auf die Theorie der Homöopathie, dass Wasser in dem ein Wirkstoff unendlich verdünnt wurde, immer noch therapeutisch wirksam bleibt. Wenn schon das Wasser ein Gedächtnis besitzt, wie ist es dann mit Blut, das bekanntlich dicker ist? Wie eigenständig sind wir als Persönlichkeiten? Was lebt von unseren Eltern in uns weiter? Diese Fragen wirft das Stück, das 2004 unter dem Titel „Before You Go“ verfilmt worden ist, auf. Es ist ein kluges Drama über Lebenslügen und eine turbulente Komödie über den Selbstbehauptungswillen unangepasster Frauen im Ausnahmezustand.
Frauke Gerbig, die im Stück die Rolle der Mary spielt, zieht ihr ganz persönliches Resümee: „Das Gedächtnis des Wassers“ ist für mich mehr als nur ein Stück, in dem ich eine interessante Rolle spiele – es ist auch eine Auseinandersetzung mit mir selbst als Tochter und Mutter. Und ich denke, am Ende der Aufführungen werde ich um einige Nuancen verständnisvoller sein als zu Beginn der Proben."
Die nächsten Spieltermine sind Fr-So, 12.-14. Januar, um 20 Uhr im Pepper-Theater am PEP Neuperlach in der Thomas-Dehler-Straße 12. Kartenreservierung über karten@theater-pur.de im Web.
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