Weiße Landkarte Obermenzing?
Bezirksausschuss 21 mit reger Bürgersprechstunde zum Bauvorhaben in der Bauseweinallee 8
Das brache Grundstück an der Bauseweinallee 8 diente in der Vergangenheit schon vielen Umsetzungsideen. Angefangen vom behindertengerechten Bahnhofzugang mit Lift und Geschäften inklusive Parkplätze bis hin zum vom Grundstückseigner Franz Xaver Scherer favorisierten altersgerechten Wohnen oder einem Riesen-Supermarkt hatte es bereits viele Ansätze für eine optimale Nutzung des freien Grundstücks gegeben. Nun aber plant das Amt für Wohnen und Migration ein Haus für Wohnungslose Menschen. Im Erdgeschoss sollen Arztpraxen und ein Supermarkt untergebracht werden.
Von 280 Bettplätzen sprach der Sprecher des Amtes Sebastian Ehnes vor dem Bezirksausschuss Pasing – Obermenzing (BA). „Das Wohnprojekt richtet sich an Wohnungslose. Das können anerkannte Flüchtlinge sein, genauso wie junge Berufsanfänger, die auf die Schnelle in München nichts finden, oder auch in Not geratene Familien“, erklärte Ehnes. Das Vorhaben sei wichtig für München, Plätze wie diese mit direktem Anschluss an die S-Bahn und an viele Busse gebe es wenige. „Dennoch ist noch nichts endgültig entschieden. Der private Investor kann sich noch umentscheiden, wir haben noch keinen Bauantrag vorliegen“, schränkte er ein, versprach allerdings eine zeitnahe Informationsveranstaltung.
„Bitte keine Angst!“
6.000 wohnungslose Münchner gebe es aktuell, so Ehnes. „Am Ende des Jahres 2016 rechnen wir mit einem weiteren Anstieg um 1.000 Menschen. Das liegt am schwierigen Wohnungsmarkt, aber auch daran, dass noch einige der jetzigen Flüchtlinge anerkannt werden.“ Für die rund 50 Anwohner, die dicht gedrängt im Sitzungssaal den Ausführungen des Amtsvertreters folgten, blieben Fragen offen. Integration der Neuen, Parkplatzsituation rund um den Bahnhof, Ausbleiben versprochener Geschäfte und vor allem die Frage nach dem Standort waren von Interesse.
„Haben Sie keine anderen Standorte? Sind Ihnen unsere Bedürfnisse egal?“, meinte ein Anwohner. „Wir haben doch erst genau 200 Meter entfernt das Heim für Wohnungslose Männer nach Obermenzing bekommen.“ Und weiter meinte er, dass die Nachbarn mit mehr Parkplätzen, eventuell einem Wochenmarkt oder mit einer Vielzahl von Geschäften gerechnet hätten.
Friedliches Miteinander seit elf Jahren
„Wir versuchen, die wohnungslosen Münchner gerecht über das ganze Stadtgebiet zu verteilen“, erklärte Stadträtin Sonja Haider (ÖDP). „Obermenzing ist im Gegensatz zu anderen Stadtteilen wie eine weiße Landkarte. Obermenzing verträgt das, haben Sie Vertrauen!“ „Der Standort ist ideal“, argumentierte auch CSU-Fraktionssprecher Frieder Vogelsgesang. „Das Heim für wohnungslose Männer in der Verdistraße existiert seit elf Jahren und es funktioniert sehr gut mit der Nachbarschaft.“
„Ich hege die Hoffnung, dass das neue Haus genauso angenommen werden wird“, meinte auch Herbert Brüser (FDP). „Bitte geben Sie uns bescheid, wenn sich Ihre Befürchtungen bewahrheiten oder Sie Beschwerden haben. Wir sind sehr an einem friedlichen Miteinander interessiert.“ Natürlich gebe es Bedenken, meinte Andreas Ellmaier vom Verein Schloss Blutenburg e.V., diese könne er auch verstehen. „Aber es sind alles Leute, die es allein nicht schaffen, die unsere Hilfe brauchen. Für diese rücken wir zusammen und helfen. Dazu stehen wir.“
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