Was verschwand hier?
Zum Abbruch der historischen Hausmeistervilla am Wensauerplatz
Direkt an die Pasinger Fabrik angrenzend und gegenüber des Kindercafés stand mehrere Jahre lang ein ungenutztes altes, recht unansehnliches Haus. Der Baufälligkeit geschuldet stellte die Stadt als aktuelle Eigentümerin einen Bauzaun auf, den die Kinder vom Kindercafé mit Mosaikarbeiten verschönerten.
Nun ist das Haus abgebrochen. Dem Schuttberg wird bald ein Neubau folgen. Doch was genau ist da verschwunden? Der Frage, ob der Fabrikant Franz Ritter dieses Wohnhaus im Jahr 1900 errichten lassen hat, ging Almuth David in einem Beitrag für die Ausstellung „Jüdisches Leben im Münchner Westen“ im Jahr 2008 nach. Dabei fand sie im Bayerischen Staatsarchiv Originalpläne für Fabrik und Villa und Grundsteuerdokumente, die belegen, dass die heutige Hausmeistervilla 1895 von August Exter gebaut wurde. Bauherr war damals der jüdische Schuhfabrikant Julius Stein.
Eine Gedenktafel wünschenswert
1896 wurde David Heymann Teilhaber von Fabrik und Wohnhaus, die Fabrik wurde zum Wensauerplatz hin erweitert. 1898 wurde der Garten der Villa durch Zukauf eines großen Grundstücks nach Westen und Süden verdoppelt und mit Springbrunnen versehen. David recherchierte weiter und entdeckte die weitere Familiengeschichte von David Heymann Alleinbesitzer von Fabrik und Villa ab 1899. Der heiratete 1906 Ida Hartmann, die drei Heymann-Kinder wurden zwischen 1907 und 1912 in der Pasinger Villa geboren.
Heymann verkaufte die Villa 1912 an den Fabrikanten Franz Ritter. „Das heute sehr verschlossen wirkende Haus war früher viel offener, es hatte viele Fenster, „ein Gesicht“ zum Wensauerplatz und nach Westen zum großen Garten, der heute ein Parkplatz ist“, so David. Sie hoffte auf eine ansprechende Renovierung des geschichtsträchtigen Hauses.
Über das Schicksal der Familie Heymann sei oft berichtet worden. „Die Familie wurde im November 1941 nach Kaunas deportiert und dort ermordet“, erklärte sie. „Ich fände es wünschenswert, wenn nach der Renovierung der Villa, mit einer Tafel am Haus an die Familie Heymann erinnert wird, nicht nur an die Familie Ritter, die das Haus erst beinahe 30 Jahre später übernahm.“
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