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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Was ist mit dem Naturschutz?
Trotz Protest und Gutachten: 200jährige Eiche im Mühlerweg gefällt
Vor knapp zwei Jahren wurde das Grundstück im Pasinger Mühlerweg mit dem Hinweis „mit großer, geschützter Eiche“ versteigert. Jetzt fiel die Eiche trotz bestätigtem guten Gesundheitszustand, trotz massiver Proteste der Anwohner und des Bezirksausschusses 21 (BA) dem Baurecht zum Opfer. Anwohner kamen erneut in die BA-Sitzung, um ihre Enttäuschung zum Ausdruck zu bringen.
Rechtsanwalt Reiner Lang sprach für die Nachbarschaft davon, dass sich in der Stadtverwaltung keine Lobby für den alten, gesunden Baum fände. Telefonate mit der Verwaltung und Gespräche mit Bauherren hätten nichts gebracht. Die Fragesteller wurden ein ums andere Mal vertröstet. Gutachten dürften nicht eingesehen werden.
„Das zieht Kreise!“
Er forderte, die ausgestellten Gutachten nun endlich einsehen zu dürfen, und betonte in einer Erklärung: „München kann es sich nicht leisten, während des Klimanotstands in der EU Bäume zu fällen, wenn der bayrische Ministerpräsident als Weg zum Klimaschutz ausgibt: Bäume pflanzen!“ Weitere Nachbarn im Mühlerweg erhoben außerdem schriftlich massive Vorwürfe gegen die Stadt und gegen die Untere Naturschutzbehörde (UNB) und nannten die Fällung „Exekution“.
Auch im BA sorgte die Fällung für blankes Entsetzen. „Wir haben ebenfalls kein Gutachten oder ähnliches gesehen“, kritisierte Stadtrat Sven Wackermann. Angeblich seien drei Gutachten von der UNB, von der Stadt München und vom Bauherrn ausgestellt worden. „Die muss man einsehen können, damit sichergestellt ist, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist“, forderte auch Willy Schneider, Vorsitzender des Unterausschusses Natur.
Mit rechten Dingen zugegangen?
„Das zieht Kreise!“, kündigte Stadträtin Constanze Söllner-Schaar an. „Wie kann ein vollkommen gesunder und wunderschöner Baum gefällt werden?“ Inzwischen gaben auch die Grünen im Stadtrat eine Anfrage zur Baumfällung im Mühlerweg ab und baten – wie auch der BA - um Erklärung des Sachstandes. Und ÖDP-Stadtrat Johann Sauerer erklärte in seiner Stellungnahme, dass neben wichtigen stadtklimatischen Funktionen die Bäume auch in den Herzen der Münchner fest verwurzelt seien.
„Daher will die ÖDP endlich eine Änderung der geltenden Gesetze erwirken, die das Baumrecht gegenüber dem Baurecht priorisieren. Es kann doch nicht sein, dass wir akzeptieren müssen, wenn ein mehrere hundert Jahre alter Baum gefällt wird, bloß weil niemand zuständig sein will“, kritisierte er weiter und forderte: „Die Landeshauptstadt muss endlich den Umweltschutz priorisieren!“
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