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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Süd ja - Nord nein
Einwohnerinfoversammlungen zu Parklizenzgebieten
In ganz München gibt es 62 Parklizenzgebiete, vor allem natürlich in der Innenstadt. Entlang der S-Bahn-Stammstrecke ist der Parkdruck aber genauso hoch. Die Stadt prüfte nun einige Gebiete auf Eignung zum Parklizenzgebiet. Auch Pasing war darunter. Im Unterausschuss Planung des Bezirksausschusses 21 (BA) stellte das Planungsreferat zunächst sein Konzept im Januar vor.
Unterausschussvorsitzender Sven Wackermann meinte damals: „Für gewisse Gebiete könnten sich Parklizenzgebiete durchaus lohnen, auch wenn sie entscheidende Konsequenzen für die Bewohner haben.“ Bestimmte Straßenzüge würden nur für Bewohner zur Verfügung stehen, dazu gebe es Parkscheibenbereiche für Besucher und kostenpflichtige Parkbereiche. Bewohner mit Stellplatz auf Privatgrund bekämen keinen. „Mit diesem Konzept müssen wir uns nun erst einmal gründlich auseinandersetzen“, so Wackermann, „bevor wir Empfehlungen aussprechen.“
„Vergiftetes Geschenk“
In den beiden Einwohnerversammlungen für die Gebiete Pasing-Nord und für Pasing-Süd hatten auch die Bürger ausreichend Gelegenheit, Infos zu bekommen und Fragen zu stellen. Als verantwortlicher Verkehrsplaner im Planungsreferat erklärte Benjamin Stjepanovic: „Wir haben die Gebiete eingehend untersucht und einen enormen Parkdruck während des Tages festgestellt. Zu 96 Prozent sind die Parkplätze belegt.“ Das Planungsreferat empfehle daher die Einführung eines kostenpflichtigen Parklizenzgebiets.
Die Redebeiträge auf der Versammlung Pasing-Nord in der Pasinger Fabrik wandten sich allerdings unisono gegen diese Pläne. Bei der lockeren Bebauung in der Villenkolonie sei ein Parkscheibengebiet überflüssig. „Bei den Anwohnern besteht kein Parkdruck. Aber kostenpflichtige Parkplätze für Fremdparker erhöhen den Suchverkehr. Damit erhöht sich auch der Durchgangsverkehr, an dem wir ohnehin extrem leiden“, meinte Hermann Wolter von der „Initiative Exterkolonie I“. Außerdem seien zusätzliche Schilder und Parkautomaten eine Verschandelung des Gebiets, sagte er und erntete für seinen Vortrag langen Applaus.
„Gute Stadt, es reicht“
„Das ist ein vergiftetes Geschenk der Stadt München“, meinte auch Anwohner Reinhard Lutz und betonte: „Wir sind hier nicht in Schwabing, auch nicht im Glockenbachviertel. Wir werden uns mit allen Mitteln gegen die Einführung einer Parklizenzierung wehren.“ Statt Lizenzgebiet solle die Stadt endlich das seit 2013 versprochene Verkehrskonzept vorlegen, um tatsächlich etwas sinnvolles gegen die Verkehrsflut zu unternehmen, meinte wiederum Susanne Lachenmayer.
„Ich kann nur sagen: gute Stadt, es reicht! Das große Thema „Verkehr Nord“ ist mit Parkscheibenpflicht überhaupt nicht gelöst. Ich beantrage zu allersteinmal ein Konzept für den Münchner Westen“, so Lachenmeyer ebenfalls unter großem Beifall. Am Schluss gab es ein eindeutiges Votum: nur ein einziger Anwohner stimmte für, die restlichen rund 250 Anwesenden gegen die Lizensierung.
Fit für weitere Entscheidungen
Weniger Bürgerinteresse und vor allem weniger vorbereitete Redebeiträge gab es zur Einwohnerversammlung Süd in der Turnhalle der Schererschule. Vor rund 40 Bürgern hielt Stjepanovic seinen Vortrag. Zwar sei der Parkdruck im Pasinger Süden nicht so hoch wie im Norden, „die Einführung eines Parklizenzgebiets macht trotzdem Sinn. Unser Ziel ist es den Parksuchverkehr zu minimieren und dauerhaft abgestellte Fahrzeuge aus dem Straßenverkehr zu eliminieren“, betonte er. Fragen der Anwesenden betrafen die Kontrolle der Lizensierung, die Auswirkungen auf Gewerbetreibende und die Beantragung einer Parklizenz. Mehrheitlich stimmten die anwesenden Bürger für das Lizenzgebiet zwischen Bahnhof und Gräfstraße.
„Uns ging es darum, die Bevölkerung zu informieren, was eine Parkraumlizenzierung bringen könnte“, erklärte BA-Vorsitzender Romanus Scholz. „Und wir als BA wollten natürlich auch wissen, wie die Stimmungslage bei den Bürgern ist. An den Bürgern vorbei soll natürlich nichts eingeführt werden. Das ist ja klar.“ Das sehr deutliche Votum im Norden gegen ein Lizengebiet und das deutliche Votum im Süden dafür seien überraschend für den BA gewesen. „Aber die klare Aussagen geben uns Richtlinien für unsere nächsten Entscheidungen.“
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