Stadt im historischen Umbruch
„München, eine Stadt im Umbruch – und wo steht Pasing?“ - Werner Nüßle antwortet
Werner Nüßle, Leiter der Sozialplanung bei der Stadt München, ist erst seit wenigen Monaten im Amt. Die Einarbeitungszeit ist aber schon vorbei, wie er bei einem Gespräch über das zukünftige München belegte. Er kam für ein lockeres Gespräch auf Einladung der Pasinger SPD ins SPD-Haus in der Alten Allee. Vor vollem Haus sprach er über seine Interpretation des Sozialgefüges und beantwortete alle Fragen ausführlich. „München ist attraktiv, das steht außer Frage. Es ist sogar die attraktivste deutsche Großstadt. Die Folge davon ist, dass jeder gern hier wohnen möchte“, meinte er. Die Entwicklung vom Millionendorf zur Weltstadt mit Herz habe München bereits hinter sich. „Nun geht es in Richtung Zentrum für eine führende europäische Metropolregion."
Doch lässt sich unter so viel Aufmerksamkeit und Fokus die gewohnte Attraktivität bewahren? „Bis 2030 werden wir 15 Prozent mehr Bevölkerung haben. Wohn- und Lebensräume müssen daher sorgfältig geplant sein.“ Die Aufgaben der nächsten Jahre und Jahrzehnte sind: Wohnraum schaffen, soziales Miteinander fördern, Netzwerke aufbauen und pflegen, die gemeinsame Wertebais fortentwickeln und neue Bürger gut integrieren. „Einfach wird es nicht. Zumal wir kaum städtischen Grund für Neubauten haben.“ Nachverdichtung heiße deswegen das Zauberwort. „Doch vorsichtig: wir dürfen die Ausgewogenheit der Stadtviertel nicht aus den Augen verlieren. Es gehören genauso Altenheime, Schulen, Turnhallen gebaut. Und die Frage des Verkehrs muss gelöst sein. Außerdem brauchen wir bezahlbaren Wohnraum, denn auch die Münchner müssen sich ihre Stadt leisten können.“
Zentrum des Westens
Der Wohnungsmarkt sei träge und verzeihe kaum Fehler, erklärte Nüßle weiter. „Die Fehler aus den 80er Jahren, als man auf Privatisierung setzte und wenig kommunale Aufgaben wahrnahm, rächen sich jetzt. Da wurde eindeutig ein falscher Weg eingeschlagen.“ Er sehe OB Dieter Reiter auf einem guten Weg, da Reiter das Umland einbeziehe und aufgeschlossen nach neuen Möglichkeiten suche. Leicht werde es keinesfalls, denn um die Lage des Wohnungsmarkts zu entspannen, müsste man 15.000 Wohnungen bauen. „Wir sind bei etwa der Hälfte“, so Nüßle.
Pasing-Obermenzing entwickle sich in seinen Augen nach wie vor sehr gut. „Die Sozial- und die Altersstruktur sowie die Rate der Armutsbekämpfung stellt sich hier deutlich besser dar als der Münchner Durchschnitt.“ Mit den Neubaugebieten an der Paul-Gerhardt-Allee, Am Knie, in der Lipperheidestraße und Am Schützeneck könnten rund 4.000 Wohnungen bereitgestellt werden. „In der Paul-Gerhardt-Allee ist nur ungefähr 20 Prozent sozial geförderter Wohnungsbau geplant. Der Münchner Durchschnitt liegt bei 30 Prozent. Der Rest sind vorwiegend Eigentumswohnungen. Die Mischung wird deswegen sicherlich eine positive Sozialstruktur ergeben.“ Pasing-Obermenzing werde sich in den kommenden Jahren zum Zentrum des Münchner Westens entwickeln. „Die vorhandene stabile Sozialstruktur und die vielen bestehenden Netzwerke werden hier dafür sorgen, dass die sozialen Themen im Münchner Westen bewältigbar bleiben.“
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