"Schieflage ist enorm"
Max-Planck-Gymnasium sichert Pflichtunterricht zu Lasten der Wahlangebote
Das staatliche Max-Planck-Gymnasium (MPG) in Pasing bietet eine naturwissenschaftlich-technologische Ausrichtung an. Doch auch Sprachen, Kunst und Sport kommen an der Schule nicht zu kurz, wie die Schule mit dem aktuellen Flyer für sich wirbt. Mehr als 1.000 Schüler besuchen die Schule derzeit, viele kommen aus der Nachbarschaft und ebenso aus dem Münchner Umland. „Wir sind im naturwissenschaftlichen Bereich, in den MINT-Fächern Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, sehr gut aufgestellt. Das reizt viele“, charakterisiert Schulleiter Walter Scharl „seine“ Schule. „Aber die Mischung macht´s. Bei uns spielen eben Musik, Theater und Sport ebenso eine große Rolle.“
Dies gehöre einfach zur ganzheitlichen Bildung, so Scharl. Obendrein würde eine Schule ohne musische Angebote kaum eine ausgeglichene Atmosphäre schaffen können. Doch gerade im Bereich Sport kann die Schule momentan nicht das bieten, was sie gern bieten würde. Für die knapp 300 Mädchen an der Schule stehen insgesamt fünf Sportlehrerinnen zur Verfügung. „Das ist ein ganz passables Verhältnis“, meint der stellvertretende Schulleiter Ulrich Ebert. „Hier ist die Lage eigentlich nicht so dramatisch.“ Die Lage im „Schulsport männlich“ allerdings bringt das Kollegium samt Schulleitung derzeit ins Grübeln.
Freistaat: Kein Ersatz für ausgeschiedene Lehrer
Für die über 700 Jungs gibt es noch vier (ab Januar nur noch drei) der vormals acht hauptamtlichen Sportlehrer, die sich um Unterricht, Schulmannschaften und Wahlunterricht gleichermaßen kümmern sollen. „Wir befinden uns in einer enormen Schieflage“, so Ebert, „und das allerdings schon seit zwei Jahren. Denn damals haben wir zwei weitere Lehrer durch Krankheit eingebüßt – einer ist leider mittlerweile gestorben. Nun fällt ab Januar ein weiterer Kollege für lange Zeit wegen Krankheit aus. Die Situation ist wirklich dramatisch.“
Vom Kulturministerium wurde in all der Zeit noch kein neuer Lehrer eingesetzt, die mobile Reserve aus dem vergangenen Schuljahr wurde schnell wieder abgezogen. „Anscheinend sind die Zustände an anderen Schulen noch krasser“, vermutet Ebert. Als Fazit sind Wahlangebote, wie der außerordentlich begehrte „Parcour-Lauf“, gestrichen. Auch treten die eigentlich recht erfolgreichen Schulmannschaften nur noch zu Turnieren an, ein Training der Mannschaften kann nicht mehr gewährleistet werden. „Es geht einfach um Sicherheit und Aufsichtspflicht. Sportlehrer sind extra dafür ausgebildet, ein anderer Fachlehrer bringt einfach die Qualifikation nicht mit.“
Stadt: Sportstätten verplant
Nun überlege die Schule schon, das traditionelle Sportlager am Ende der siebten Klasse ins Wasser fallen zu lassen. „Das ist ganz, ganz schade“, resigniert Scharl, „hilft aber nichts. Sicherheit geht vor.“ Beim Pflichtunterricht mache die Schule so wenig wie möglich Abstriche, auch wenn es zu Stundenausfall und Klassenzusammenlegungen im Sportunterricht komme. „Nur muss man sich auch vor Augen führen, was diese Belastung für unsere Sportkollegen bedeutet! Sie geben ohne Unterbrechung Sportunterricht, ihr zweites Fach unterrichten sie kaum mehr. Das verschleißt enorm. Und wir haben eine Fürsorgepflicht“, meint Scharl weiter. „Wir können unsere Leute nicht so verheizen!“
Doch damit noch lange nicht genug: auch Sportstätten stehen dem MPG in diesem Schuljahr kaum zur Verfügung. „Wir haben unsere eigene, ziemlich kleine Sporthalle und weichen traditionsgemäß in die Werner-von-Erlach-Halle und ins Westbad aus“, erklärt dazu Scharl. „Den Bedarf dafür melden wir immer schon vor der Sommerpause im Schulreferat an.“ Auch in diesem Sommer schickte die Schule einen Bedarfsplan. „Anscheinend gab es Verwechslungen im Referat. Jetzt sind wir nicht eingeplant und müssen improvisieren. Es ist sehr ärgerlich, wie wenig kooperativ sich das Referat in dieser Hinsicht zeigt.“ „Wir organisieren jede Woche neu“, ergänzt sein Stellvertreter. „Das ist alles andere als optimal. Wenn das Wetter mitspielt, haben wir auf unserem Gelände viele Möglichkeiten, für den nahen Winter oder bei Matsch- und Regenwetter sehen die Aussichten im wahrsten Sinn des Wortes wenig rosig aus.“
"Wir können der Schule Finanzmittel in Aussicht stellen"
Staatssekretär Georg Eisenreich nimmt Stellung:
Bildung ist und bleibt Investitionsschwerpunkt des Freistaats Bayern. Der Kultusetat wurde seit 2008 um mehr als 3 Milliarden Euro auf 11,7 Milliarden Euro erhöht und trotz insgesamt zurückgehender Schülerzahlen wurden zusätzliche Lehrerstellen geschaffen. Dem Kultusministerium ist es ein zentrales Anliegen, dass die Unterrichtsversorgung gesichert ist.
Wenn eine Lehrerin oder ein Lehrer im Laufe des Schuljahres wegen Krankheit länger ausfällt, gibt es verschiedene Formen der Unterstützung für die Schulen, damit der Unterricht trotzdem stattfinden kann: Jedes Gymnasium hat zum Beispiel eine so genannte Integrierte Lehrerreserve, die in den vergangenen Jahren ausgebaut wurde. Darüber hinaus stehen den Schulen Finanzmittel zur Verfügung, mit denen sie befristete Verträge mit Aushilfslehrern abschließen können, die den Unterricht übernehmen. Jede Schule hat außerdem ein schulinternes Konzept, um Unterrichtsausfall möglichst zu vermeiden und Vertretungsunterricht gut zu gestalten.
Für den Fall, dass am Max-Planck-Gymnasium eine Lehrkraft im Fach Sport für einen längeren Zeitraum ausfallen sollte, können wir der Schule die Zuweisung von Finanzmitteln in Aussicht stellen, damit sie eine Aushilfslehrkraft anstellen kann. Wenn feststeht, dass die Lehrkraft bis zum Schuljahresende keinen Sportunterricht geben kann, kann das Ministerium an der Schule alternativ auch einen Referendar einsetzen. Das Ministerium arbeitet sehr eng mit den Gymnasien zusammen, um in besonderen Situationen zu unterstützen.
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