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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Passt überhaupt nicht"
Zu Ideen, auf dem Weyl-Gelände in Pasing einen 50 Meter hohen Wohnturm mit 16 Etagen zu planen („Nein zum Wohnturm“ im Pasinger Werbe-Spiegel vom 31. Juli) merkte Prof. Dr. Hermann Wolter als Bewohner der Exterkolonie 1 Folgendes an:
"Argument ist nicht überzeugend"
1. Ein Gebäude dieser Höhe sprengt massiv den Rahmen der bisherigen Bebauung. Das Viertel nördlich des Bahnhofs ist ein historisches Gebiet mit Gartenstadtcharakter, der sowieso in der Gefahr ist, verlorenzugehen. Dies Gebäude würde diesen Prozess massiv beschleunigen und passt überhaupt nicht in den Charakter des Viertels. Das Gebäude in seiner vorgestellten Planung ist meiner Meinung nach sowieso eine einfallslose Kasten- und Würfelarchitektur mit Rasterfassaden. Das Argument, man schaffe ein Identifikationsmerkmal für das Viertel, ist nicht überzeugend. Ich, und ich denke, viele andere Bewohner des Viertels wollen so ein unpassendes Ausrufezeichen nicht.
"Zieht ähnliche Projekte nach sich"
2. Für dieses Bauvorhaben müsste der Bebauungsplan geändert werden. Es ist davon auszugehen, dass dann auch andere Bauträger auf die Idee kommen, Häuser mit höheren Geschoßflächenzahlen zu bauen, denn lukrativ ist das sicherlich. Ein Beispiel ist möglicherweise das Gebäude am Nordausgang, in dem jetzt u.a. die Eisdiele ist, für die es jetzt schon einen Antrag (oder Plan?) für eine erheblich höhere Bebauung gibt. Wir machen immer wieder die Erfahrung im Viertel, dass eine massive Bebauung eines Grundstücks mit einem Mehrfamilienhaus das nächste ähnliche Projekt nach sich zieht. Dies zeigt, dass man den Anfängen wehren muss. Es ist zu befürchten, dass am Nordausgang als Eingang zur Kolonie ein Hochhausensemble entsteht. Das ist sicher auch nicht vorteilhaft für die Frischluftzufuhr für das Zentrum.
"Versuch, die Anwohner hinters Licht zu führen"
3. Trotz der günstigen Lage zum ÖPNV wird man den Bewohnern nicht verbieten können, private PKW zu besitzen. Das wird trotz einer geplanten Tiefgarage zusätzlichen stehenden und fließenden Verkehr erzeugen in einem Bereich, der sowieso schon mit Verkehr massiv überbelastet ist. Die Architekturvisualisierung mit einem gepflasterten und begrünten Bahnhofsvorplatz ohne Autos, Busse und Menschen kann man nur als einen Versuch bezeichnen, die Anwohner hinters Licht zu führen. Der Bauträger muss doch wissen, dass dies nie zu erreichen sein wird, und sein Projekt die Situation nur verschlimmert. Es hängt eng mit dem von uns schon lange angemahnten Verkehrskonzepts für Pasing-Nord zusammen, und greift insbesondere jeglicher Planung des nördlichen Bahnhofsvorplatzes vor.
"Werden viel zu teuer sein"
4. Der Bauträger lockt die Stadt mit dem Plan, z.T. Studentenwohnungen zu bauen, die sicher in München dringend gebraucht werden. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass die Wohnungen für Studenten, die auf ihr Geld schauen müssen, viel zu teuer sein werden. Solche unverbindlichen Versprechungen sind später wertlos. Vielmehr ist zu erwarten, dass die vielen kleinen Wohnungen zu einer Art Appartmenthotel werden. Das ist eine Nutzung, die meiner Meinung nach in den Charakter des Viertels nicht passt.
"Wird nur wenige bewegen"
5. Weiter lockt der Bauträger damit, eine Fahrradgarage zu bauen. Nach meiner Information ist das jedoch eine privat betriebene, und daher kostenpflichtige Garage. Das wird sicher nur wenige der vielen Mitbürger, die vernünftigerweise das Fahrrad benutzen, um zur S-Bahn zu kommen, dazu bewegen, für einen Fahrradstellplatz zu bezahlen.
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