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"Pasinger Schatzkiste"

Umbaupläne für die Kuvertfabrik im Bezirksausschuss vorgestellt

"Die Kupa ist eine Schatzkiste. Das soll so bleiben. Sie bekommt eine würdige Bühne im neuen Quartier." Projektleiter Christian Schulz von Bauwerk Development GmbH und Architekt Robert Liedgens von Allmann-Sattler-Wappner-Architekten stellten die Pläne im BA vor. (Bild: us)

Lange Zeit haben Bürger, Vereine, Künstlergemeinschaften und Lokalpolitiker um den Erhalt der Pasinger Kuvertfabrik gerungen und sich dafür eingesetzt, dass das alte Gebäude in die Münchner Denkmalliste aufgenommen wird. Die „Kupa“ in der Landsberger Straße 444 begann ihr Dasein 1906 als Fabrikationsort für Umschläge aller Art. Bis 1991 lief die Produktion dort noch. Danach siedelten sich allerlei Firmen und Freiberufler im großen Gebäude an. Zuletzt waren dort bis 2016 Künstlerateliers, freie Kunstschaffende und ein Tanzstudio zu Hause, bis das Gebäude wegen Einsturzgefahr geräumt werden musste.

Die Anerkennung als Denkmal gelang nicht zuletzt, weil eine großangelegte Unterschriftenaktion auf das vom Abriss bedrohte Gebäude aus der Gründerzeit aufmerksam machte. Das Landesdenkmalamt kennzeichnete die Kupa übrigens als Zeugnis früher Industriearchitektur und „eines der frühesten Beispiele einer Eisenbetonkonstruktion in Bayern".

Zeitplan steht, Nutzung noch unklar

Nun stellte sich der neue Bauherr, die Bauwerk Pasing 444 GmbH & Co KG im Unterausschuss Planung (UA) des Bezirksausschusses 21 (BA) vor und brachte den leitenden Architekten Robert Liedgens vom Münchner Büro Allmann-Sattler-Wappler mit. Sie betonten die architektonisch-künstlerische Bedeutung der Kupa und nannte sie die „Pasinger Schatzkiste“. Künftig solle die Kupa eine ganz zentrale Stellung im neuen Ensemble Am Knie erhalten. „Die Kupa ist stadtbildprägend und identitätsstiftend, dem wollen wir Rechnung tragen“, so Projektleiter Christian Schulz.

Damit hatten sie die UA-Mitglieder gleich auf ihrer Seite. UA-Vorsitzender Sven Wackermann freute sich: „Wir bekommen etwas ganz Schönes in Pasing mit einer wunderschönen Platzstruktur. Mit dem U-Bahn-Halt in unmittelbarer Nähe und der guten Anbindung nach allen Seiten könnte das ein neues ansprechendes Zentrum werden.“ Lange brauchen die Pasinger auch nicht darauf zu warten. „Wir wollen zügig einsteigen“, so Schulz. „Im Herbst wollen wir schon die Baugenehmigung einreichen. Ende 2021 soll das gesamte Areal bezogen werden können.“

Copy & Paste Hirschgarten?

Denn zur Kupa wollen die Bauherren fünf weitere Gebäude drumherum bauen. Diese sollen reine Wohngebäude mit freier Mieterstruktur werden. Die endgültige Nutzung der Kupa an sich sei übrigens noch offen, wie Architekt Robert Liedgens betonte. „In dieser Sache möchten wir engen Kontakt mit Ihnen halten“, wandte er sich an die UA-Mitglieder. „Inputs zur Nutzung sind uns willkommen.“ Zwar stünde eine Detailplanung für die umliegenden Gebäude noch nicht zur Verfügung. Klare Vorstellung hatte Liedgens allerdings schon.

„Wir haben das vielbeachtete 'Friends'-Quartier am Hirschgarten geschaffen. Dies möchten wir als Anregung nehmen“, so der Architekt. „Ich weiß nicht, ob mir das 'Friends'-Quartier wirklich gefällt und ob ich das noch einmal genauso für Pasing möchte“, gab Constanze Söllner-Schaar zu bedenken. „Aber die Gebäude sollen natürlich hochwertig sein. Die Kupa ist uns viel zu wichtig, als dass wir da Abstriche hinnehmen möchten.“

Keine Zwischennutzung möglich

Auch Ingrid Standl betonte: „Die Kupa soll durch die Neubauten ringsumher nicht an Kraft und Ausstrahlung verlieren. Sieht man die Kupa eigentlich von allen Seiten?“ Das konnten die Bauherren bejahen. „Die Kupa ist der absolut zentrale Punkt unseres kleinen Quartier. Sie ist ein großer Gewinn für uns alle. Gerade weil sie etwas schräg zu den anderen Gebäuden und zur neuen Promenade steht. Sie dominiert den Piazza-Charakter mit ihrem wunderbaren Flair“, schwärmte Liedgens.

Der UA nahm schließlich einmütig zur Kenntnis, dass die Rund-Um-Gebäude an der Landsberger Straße bis zu acht Stockwerke haben könnten. Schließlich wird das Eckhochhaus Am Knie vom Architekturbüro Auer und Weber in unmittelbarer Nachbarschaft auch rund 70 Meter hoch sein. Auf Zustimmung im UA stießen auch die Tiefgaragenpläne mit Möglichkeiten für E-Mobilität und die frühzeitige Einbindung eines Verkehrsplaners.

Auf die angedachte Zwischennutzung für Künstler und Projekte in der Kupa muss der BA nun allerdings verzichten. „Dafür würden nur wenige Monate bleiben. Das lohnt sich nicht. Wir ertüchtigen die zukünftige Baustelle schon“, so Schulz. „Aber vielleicht können wir die Kupa noch für Filmdreharbeiten freigeben. Auch das ist vorstellbar und sicherlich sehr interessant für Film und Fernsehen.“


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