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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Nord-Süd-Verbindungen?
Bezirksausschuss 21 für Anschluss des Paul-Gerhardt-Gebiets
Soeben wird die Radtrasse vom Pasinger Bahnhof zum Hauptbahnhof München realisiert und die Brücke als letztes Teilstück gebaut. Damit haben nicht nur Bahn und motorisierter Verkehr freie Fahrt in Richtung West-Ost, sondern nun auch die Radfahrer. Doch was ist mit den wichtigen Querverbindungen? Zum Beispiel wurde noch in den Planungen fürs Paul-Gerhardt-Gebiet bis 2006 ein Tunnel unter den Gleisen zur Landsberger Straße favorisiert. Damit wäre eine wichtige Querverbindung zur Entlastung des motorisierten Verkehrs geschaffen.
Der Kostenpunkt lag damals bei 62 Millionen Euro. In 2014 stand eine Brücke wenigstens für den Rad- und Fußverkehr über die Gleise zur späteren U-Bahn-Haltestelle Am Knie zur Debatte. Deren Planung steckt allerdings noch in den Anfangszügen fest, eine Kostenplanung wurde dazu bisher noch nicht erstellt.
Tunnel—Aus
Nun wurde der Bezirksausschuss 21 (BA) darüber informiert, dass die Tunnelplanung endgültig ad acta gelegt wird. Die Entscheidung erfolgte aus planerischer Sicht und aus Kostengründen, denn inzwischen käme die Bausumme auf 100 Millionen Euro. „Wir als BA kritisieren das stark“, so Sven Wackermann, Fraktionssprecher der CSU zur „Beerdigung“ des Tunnels.
„Vor allem ist nicht hinnehmbar, dass keine Lösungen die Verkehrsproblematik auf der Nussel- und der Fraunhoferstraße gefunden wurden. Zumindest die Offenhaltung der Möglichkeit wäre angebracht, damit wir später nachbessern können“, meinte er weiter. „Das Paul-Gerhardt-Gebiet braucht eine adäquate Anbindung“, betonte auch BA-Vorsitzender Frieder Vogelsgesang, „auch in südliche Richtung! Das ist wichtig. Und diese Möglichkeit hält sich die Stadt nun nicht länger offen.“
Brücken-Option bleibt
Er kritisierte das Vorgehen der Stadt, nun erst einmal den S-Bahn-Halt zu realisieren und danach vielleicht weiter zu schauen. „Ich traue dieser Verkehrsplanung nicht.“ Es wäre auch für die vielen Bürger ein gutes Zeichen gewesen, sich die Möglichkeit für einen Tunnel offen zu halten, die jahrelang für einen Tunnel gekämpft hätten.
Einzig Stadtrat Christian Müller (SPD) folgte der Argumentation seiner BA-Kollegen nicht. „Ich habe in früheren Jahren diesen Tunnel unterstützt, weil damals das Gewerbegebiet bestehen bleiben sollte. Nachdem dort jetzt ein Wohngebiet entstanden ist, würde eine Unterführung lediglich neuen Verkehr dorthin ziehen. Daher und auch angesichts der hohen Kosten ist aus meiner Sicht die Entscheidung, den Tunnel auch als Option aufzugeben, absolut richtig. Dafür sollte baldmöglichst eine Rad- und Fußgängerbrücke zum Knie gebaut werden, um dann auch künftig eine gute Anbindung an die U-Bahn zu haben."
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