Das Wohnquartier an der Paul-Gerhardt-Allee soll bis 2022 fertig sein. Nun stehen auch die Namen für die neuen Straßenzüge fest. Die Berduxstraße behält aber ihren Namen, auch die Peter-Anders-Straße und die Paul-Gerhardt-Allee bleiben, wie sie sind. (Bild: Skizze Planungsreferat)
Ende des Jahres sollen bereits die ersten Neupasinger ins Wohnquartier an der Paul-Gerhardt-Allee einziehen, bis 2022 ist alles fertig. Dann werden dort insgesamt 6.200 Menschen leben und weitere 800 arbeiten. Nun beschloss der Kommunalausschuss im Stadtrat auf Empfehlung des Ältestenrats Namen für die sechs neuen Straßen im Neubaugebiet.
Die längste Straße, die um das ganze Wohngebiet herumführt, erhält nun auch den längsten Namen: Angela-von-den-Driesch-Weg. Von den Driesch war eine international anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Archäozoologie. Sie begleitete archäologische Grabungen auf der Iberischen Halbinsel, im Alpenraum, in Anatolien, Ägypten und Tunesien. Die Hermine-von-Parish-Straße ehrt die bekannte Münchner Kostümsammlerin und Archivarin. Sie begründete die weltweit einzigartige Kostümbibliothek mit einem Fundus von rund 40.000 Büchern aus fünf Jahrhunderten sowie rund 40.000 Grafiken und Fotografien.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin Angela Molitoris gilt als die Wegbereiterin des Campus in Garching und war bis zu ihrem Tod 2002 Ehrensenatorin der Technischen Universität München. Nach ihr wird nun der zentraler Platz im neuen Wohnquartier, der künftige Angela-Molitoris-Platz benannt.
Die Rhea-Lüst-Straße erinnert an die Astronomin und Präsidentin der International Astronomical Union, die sich mit ihrer Vorhersage des „solaren Windes“ einen Namen in der Wissenschaftswelt gemacht hat. Und zu guter Letzt wird eine Straße nach der Pasinger Lehrerin Erna Eckstein benannt. Einziger Mann im Straßennamenverzeichnis ist Franz Langinger, der langjährige Pasinger SPD-Stadtrat und Inhaftierte im KZ Dachau. Langinger war ab 1945 Leiter des Münchner Wohnungsamtes. Zur Straßenbenennung meinte SPD-Stadträtin und Sprecherin im Kommunalausschuss Ulrike Boesser: „Ich freue mich sehr, dass wir die Straßen und den Platz nach weiblichen Personen benennen konnten. Mit den nach Erna Eckstein und Franz Langinger benannten Straßen lässt sich zudem ein direkter Bezug zu Pasing herstellen.“
Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing (BA 21), Romanus Scholz, zeigte sich dagegen enttäuscht über die Namensgebung. „Wir hatten uns im Vorfeld sehr, sehr viel Mühe gegeben, um bekannte Pasinger und Obermenzinger Persönlichkeiten in den Straßenzügen zu verewigen. Unsere Wünschen und Vorschläge sind so gut wie nicht berücksichtigt worden, nur zwei Namen decken sich. Wir sind wirklich entsetzt über die endgültigen Namen!“
Zwar haben die Bezirksausschüsse ein Namensgebungsrecht für neue Straßen, „wenn es sich aber um personenbezogene Benennungen handelt, ist automatisch der Ältestenrat eingebunden und die Bezirksausschüsse können maximal eine Empfehlung aussprechen“, bedauerte auch CSU-Stadtrat Johann Sauerer. „Ich kann die Enttäuschung sehr gut nachvollziehen.“ Als Mitglied des Aubinger Stadtteilgremiums habe er eben auch die Namensgebung des Freihamer Gebiets verfolgt. „Auch da mussten wir als BA heftig ringen, um gehört zu werden“, kritisierte er.
„Unsere einstimmigen Vorschläge lauteten ganz anders“, meinte auch BA-Mitglied Winfried Kaum. „Wir wollten ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männer- und Frauennamen. Auch fehlt uns jetzt der direkte Bezug zu unserem Stadtviertel. Wir sind völlig übergangen worden. Das ist ein Unding. Wir erwarten nun eine Erklärung der Stadt.“ Dies betonte auch Maria Osterhuber-Völkl, stellvertretende BA-Vorsitzende. „Unsere einstimmig angenommenen Vorschläge kamen nicht zum Zug. Das ist schwer enttäuschend!“