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Mit dem "Europablatt" an die Spitze

Samuel-Heinicke-Fachoberschule gewinnt bundesweiten Wettbewerb

Freuten sich über die Auszeichnung (von links): Jörg Wojahn, Renke Deckarm (beide EU-Kommission), Hanna Groß, Vera Ebbinghaus, Vincent Kirsch, Jan Lindner, Finn Lindner, Brigitte Schorer (Schulleiterin), Jutta Behnke (Lehrerin) sowie (kniend) Valentin Jungwirth und Zahra Benkhayi. (Bild: Selin Arslan)

Deutschlands europäischste Schülerzeitung kommt aus München: Die Fachoberschule für Gehörlose hat mit ihrem "Europablatt" einen bundesweiten Wettbewerb gewonnen.

Liebe geht durch den Magen – auch die Liebe zu Europa: Das haben sich die Redakteure der Schülerzeitung „Europablatt“ der Samuel-Heinicke-Fachoberschule in Pasing gedacht und europäischen Kochrezepten einen besonderen Platz eingeräumt. In ihrer Zeitung geht es aber auch um europäische Politik, europäische Kultur und europäischen Sport.

Jury überzeugt

Diese Zutatenmischung hat die Jury des bundesweiten EU-Schülerzeitungswettbewerbs der Länder überzeugt: Das Projekt der Schule, in der Hörgeschädigte und andere Schüler gemeinsam lernen, setzte sich gegen 40 weitere Bewerber aus ganz Deutschland durch. Jörg Wojahn, der Vertreter der Europäischen Kommission in Deutschland, besuchte die Pasinger Jungjournalisten vor Ort. Wegen der Covid-19-Pandemie musste die übliche Siegerehrung des EU-Schülerzeitungswettbewerbs in Berlin dieses Jahr ausfallen. Ganz ohne Feierlichkeiten sollte es dennoch nicht abgehen: Kurzerhand lud die Schule Jörg Wojahn und Renke Deckarm, den stellvertretenden Leiter des Regionalbüros der EU-Kommission in München, nach Pasing ein. Bei alkoholfreiem Sekt in der europäisch geschmückten Turnhalle diskutierten die jungen Redakteure mit den EU-Vertretern über europäische Themen, von der Außenpolitik über europäische Karrieren bis hin zu regionalen und nationalen Besonderheiten der Gebärdensprache.

"Ein idealer Ort"

"In Zeiten von Desinformationskampagnen wird guter Journalismus immer wichtiger. Schülerzeitungen sind ein idealer Ort, um das journalistische Handwerk zu erlernen", so Wojahn, der in seiner Jugend selbst Schülerzeitungsredakteur war. "Ich freue mich, dass die Zeitung ,Europablatt' wichtige europäische Themen aufgegriffen und zielgruppengerecht bearbeitet hat." Wojahn freute sich auch über das rege Interesse der Schüler. "Die größte Gefahr für die EU ist, dass die Leute sie für selbstverständlich halten. Und wenn man etwas für selbstverständlich hält, engagiert man sich nicht", sagte er und ermutigte die Abschlussklasse, die Bundestagswahl im September auch als Europawahl wahrzunehmen – schließlich habe die deutsche Bundesregierung einen großen Einfluss auf europäische Politik.

Europas sprachliche Vielfalt

An der Samuel-Heinicke-Fachoberschule können junge Menschen mit einer Hörschädigung die Fachhochschulreife erlangen. Zielgruppengerecht hat die Redaktion auch die Themen aufgegriffen, die diese Schüler besonders betreffen. So geht es im "Europablatt" um die Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen und um die Verständigung mit der Gebärdensprache auf Reisen durch die EU. "Das Thema Gebärdensprache ist ein sehr spannendes Thema, das leider noch untererforscht ist – auch in der EU", so Jörg Wojahn. In ihrer nächsten Ausgabe möchte die Redaktion auf die europaweite und internationale Vernetzung von Hörgeschädigten eingehen. Ein spannendes Thema – denn schon die Gebärdensprache zwischen Würzburg und Nürnberg weise regionale Unterschiede auf, erklärten die jungen Redakteure.

Der Wettbewerb

Der Europäische Schülerzeitungswettbewerb der Länder wird vom Verein Jugendpresse organisiert. Zum zwölften Mal hat die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland einen eigenen Preis vergeben, der mit 1.000 Euro dotiert ist. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Einsendungen erstmals digital per Videokonferenz gesichtet. Neben dem Sonderpreis "Europa" wählten Jurys Gewinner in sechs Schulkategorien und acht weiteren Sonderpreisen aus.

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