„Mischt euch ein!“
Planspiel „Der Landtag sind wir" im Elsa-Brändström-Gymnasium
Zum ersten Mal holte sich das städtische Elsa-Brändström-Gymnasium den Landtagsalltag ins Haus: Für die zehnte Jahrgangsstufe ging es in der vergangenen Woche einen Tag lang nur um Fraktionssitzungen, Gesetzesdiskussionen und Landtagsabstimmungen. Dafür nutzten sie das Planspiel „Der Landtag sind wir", entwickelt vom Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) am Geschwister-Scholl–Institut für Politikwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität.
„Unser Planspiel eignet sich für Schüler ab der achten Klasse, egal welcher Schulart“, erklärte Benedikt Svoboda vom CAP. „Wir haben Spielermappen entwickelt, die den Schülern als Abgeordnete wichtiges Rüstzeug über ihre Fraktion und über den anstehenden Gesetzesentwurf in die Hand gibt. Damit können sie sich schlau machen und sofort in die Diskussion starten.“ Der Zufall bestimmte, wer in welcher Fraktion landete. „Das Kräfteverhältnis des „echten“ Landtags ist dabei immer gewahrt.“
Gleich mehrfacher Perspektivwechsel
Gewollt sei der Perspektivwechsel von Schüler zu Abgeordneten, aber auch von eigener zu fremder Meinung. Das schaffe wirkliches Verständnis für den Anderen und gebe den besten Einblick in die Tätigkeit eines Abgeordneten. Nach sechsstündiger intensiver Landtagsarbeit mit Wahlen in den Fraktionen und der Wahl der Landtagspräsidentin, nach Pressearbeit, Reden der Fraktionsvorsitzenden und Abstimmungen über ein – nachgespieltes – Gesetz zu mehr Verbraucherschutz konnten die Schüler sogar eine wirkliche Landtagsabgeordnete begrüßen.
Margarete Bause, Fraktionsvorsitzende der Grünen, stellte sich eine Stunde lang den Fragen der Schüler. „Ich mag diese Planspiele in den Schulen sehr. Hier herrscht immer eine unglaubliche Stimmung und Energie, denn jedes Mal ist für mich greifbar, mit welcher wachsenden Begeisterung und Interesse die Schüler dabei sind.“ Am „Elsa“ war es nicht anders. „Ich habe eine ganz große Bandbreite von Fragen beantwortet. Angefangen vom Alltag im Parlament, über die Frage nach dem Fraktionszwang bis zur Frage, warum ich Politikerin geworden bin. Meine Botschaft ist ganz klar: Mischt Euch ein! Macht mit! Lasst Euch nichts vorsetzen, sondern interessiert Euch und werdet aktiv!“
Politikbegeisterung gesät
Ihre Begeisterung kam an, denn am Schluss bekam Bause gleich mehrere Anfragen nach Praktika. „Vor dem Tag wusste ich eigentlich gar nichts über den Landtag. Jetzt bin ich begeistert über die Möglichkeiten, sich verschiedenen Meinungen anzunähern und fraktionsübergreifend zu einigen“, meinte Teresa. „Es war natürlich nicht immer unsere eigene Meinung, die wir als Fraktion zu vertreten hatten“, so Anna, „aber es war doch sehr spannend.“
Auch die Lehrer waren begeistert. „Es hat sich mehr als gelohnt“, so Nina Lanzenberger, Lehrerin für Geschichte und Sozialkunde und Verantwortliche für den Projekttag. Und Schulleiter Helmut Seidl ergänzte: „Wir haben alle miteinander mehr gelernt, als in einem Unterricht möglich gewesen wäre. Über das Politikinteresse der Schüler freue ich mich als waschechter 68-er ganz besonders. Ich kann Euch nur ermuntern, haltet dieses Interesse wach, lasst Euch nicht für dumm verkaufen und nehmt euer Wahlrecht ernst.“
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