Mehrheit für Poller
Sonder-Einwohnerversammlung zu Verkehrsfragen in der Ebenböckstraße
Seit Fertigstellung der Nordumgehung Pasing (NUP) klagen die Anwohner der Gräf-, Weinberger-, Bäcker- und vor allem der Ebenböckstraße über ein kaum erträgliches Verkehrschaos in ihren Straßen. Die kleine Ebenböckstraße im Abschnitt zwischen Bäcker- und Planegger Straße gilt deshalb schon als „Südumgehung Pasing“. Die Anfragen und Anträge in Bürgerversammlungen und in Bürgersprechstunden auf Verkehrsberuhigung und mehr Polizeipräsenz zur Kontrolle der dortigen Fahrgebote, nämlich „Anlieger frei“ und „30“, häufen sich seit Jahren.
Nun hat der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing (BA) zur Sonder-Einwohnerversammlung für die direkt betroffenen Anwohner geladen und die beiden Verkehrsexperten der Stadt für den Straßenverkehr im Münchner Westen, Stadtverkehrsplaner Bernd Schmiedlau und KVR-Mitarbeiter Peter Geck, aufs Podium geholt. Rund 60 Bürger folgten der Einladung. „Wir wissen, dass Sie täglich mit einem Verkehrschaos zurechtkommen müssen“, begrüßte BA-Vorsitzender Romanus Scholz die Versammelten im Pasinger Rathaus. Und bezogen auf die aktuelle Baustelle genau an der Einmündung der Ebenböck- und Planegger Straße meinte Geck unter dem Beifall des Publikums: „Das ist eigentlich die Situation, die Ihnen am meisten entgegenkommen müsste. Das kann doch so bleiben, oder?“
Tägliches Chaos eindämmen
Er selbst habe über eine Stunde vor Ort verbracht, um sich ein Bild zu machen. „Ich war erstaunt, welche großen Laster durch die kleine Straße wollen. Der Verkehrsstrom riss nicht ab. Sogar die Baustelle haben die Leute missachtet, die scheint gar keinen zu interessieren. Ich glaube, wenn statt der Baustellentoilette ein Mauthäusl stehen würde, würden sich die Leute brav einreihen und zahlen. Es ist wirklich unglaublich, was sich da abspielt.“
Es gebe drei Maßnahmen, die die Stadt für die Ebenböckstraße vorschlagen würde. „Erstens: Wir belassen die Situation einfach, wie sie ist. Zweitens: Wir drehen die Einbahnstraße um, das nenne ich die weiche Variante. Und drittens: Wir schließen die Straße auf einer Seite und schaffen eine Sackgasse.“ Jede der Varianten berge sicherlich Nachteile in sich. Er selbst bevorzuge Variante zwei, auch wenn das Chaos erst richtig beginne, wenn die Beschilderung geändert würde. Für Variante drei warnte er vor empfindlichen Einbußen von Parkplätzen. Schließlich müsse die Straße in diesem Fall für einen Zweirichtungsverkehr geöffnet werden und es gelte zu bedenken, dass Fahrzeuge drehen müssten. „Die Müllabfuhr und andere Versorgungsfahrzeuge sind davon nicht betroffen. Die hätten einen Schlüssel für die Poller.“
„Schlupflöcher“ für Schleichverkehr?
In der Maßnahmengestaltung wollen das KVR und Baureferat die Meinung der Anwohner hören. Oder wie Scholz es ausdrückte: „Uns geht es um ein Stimmungsbild in der Anwohnerschaft, damit wir wissen, in welche Richtung wir weitermachen sollen.“ Die Anwohner stellten auch eifrig Fragen, bevor es zur Abstimmung über die drei Varianten ging. Interessant sei es zu wissen, ob die Maßnahmen zurückgenommen werden könnten, fragte Christian Herkner vom Eschenhof. Er selbst verwehre sich dagegen, dass Laster auf der Einfahrt des Eschenhofs umdrehen. „Das werden wir nicht dulden!“
Ein weiterer Bürger plädierte dafür, den Gesamtumgriff Pasing Süd anzuschauen. „Das hat keine Auswirkungen“, meinte Geck. „Die Stadt wächst viel zu schnell. Täglich fahren 330.000 Pendler rein und 180.000 Pendler raus aus der Stadt, auch durch Ihr Gebiet. In Zukunft werden es noch mehr Leute sein.“ BA-Vorsitzender Scholz erkundigte sich nach den Auswirkungen für die Einbahnstraßendrehung: „Sucht sich der Schleichverkehr nicht andere Schlupflöcher?“ „Das lässt sich weder vermeiden noch vorausplanen“, entgegnete Geck.
Chaos eindämmen
Versenkbare Poller mit Einzelkosten ohne Wartung von 30.000 Euro pro Stück kämen übrigens nicht in Frage, „da nehmen wir die billigste Variante“, so Schmiedlau. Auch die Einstellungen in den Navis der Autos ließe sich nicht kontrollieren. „Wenn die zeigen, dass es über die Ebenböckstraße am schnellsten geht, müssen wir an die Vernunft und Einsicht der Leute appellieren“, so Schmiedlau. Auch die Fahrradsituation spielte eine Rolle in der Diskussion. „Eine hundertprozentige Lösung wird es leider für die Ebenböckstraße nicht geben“, bedauerte Geck. „Jede Variante birgt Nachteile in sich.“
Am Ende stimmte niemand für das Umdrehen der Einbahnstraße, fünf Anwohner wollten die jetzige Situation belassen und die überwiegende Mehrheit entschied sich für die Pollervariante. „Wir werden bei der Umsetzung der Maßnahme ein deutliches Schild „Sackgasse“ an der Planegger Straße sowie ein Zusatzschild „Keine Durchfahrt zur Bäckerstraße“ empfehlen“, betonte Geck. Nun werde der BA die Maßnahmen diskutieren, erläuterte Scholz. „Danach werden wir die Stadtverwaltung mit der Umsetzung beauftragen.“ Auch er bedauerte, dass es keine für alle verträgliche Lösung des Problems geben könne. „Im Rahmen der Möglichkeiten werden wir aber das Chaos eindämmen können.“
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