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Mauseloch und Verkehrslawinen

Bürgerversammlung des Stadtbezirkteils Pasing

„Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen – und der Verkehr hält nicht mit“: Die Pasinger Bürgerversammlung forderte erneut ein Verkehrskonzept. (Bild: us)

Die Pasinger interessieren sich für ihren Stadtteil. Das zeigten die vielen Besucher bei der jüngsten Bürgerversammlung in der Aula des Bert-Brecht-Gymnasiums. Trotz Weiberfaschingsabend fanden sich rund 300 Bürger ein, um den Rechenschaftsbericht des Bezirksausschussvorsitzenden Romanus Scholz, die Ausführungen der dritten Bürgermeisterin Christine Strobl zu hören und natürlich zu diskutieren. Scholz nahm zu den kommenden Großbauprojekten und den potenziellen Parklizenzgebieten Stellung, sprach über die „Rahmenplanung Gartenstädte“ und kritisierte die vielen illegalen Baumfällungen.

Die Verkehrssituation im München Westen insgesamt und das immer noch fehlende Verkehrskonzept sparte er aus. Das holten die Bürger in ihren Anträgen und Anfragen umso intensiver nach. „Wohnungen, Wohnungen, Wohnungen – und der Verkehr hält nicht mit“, beschrieb ein Anwohner der Nusselstraße die enorme Bautätigkeit in Pasing. Von verkehrlicher Erschließung des riesigen Neubaugebiets an der Paul-Gerhardt-Allee sei nichts zu hören, kritisierte er. „Die NUP schneidet uns im Norden ab. Eine Verbindung in Richtung Süden gibt es nicht. Die mangelnde städtische Planung ist eine wirkliche Schande.“

„Mangelnde Planung ist eine Schande“

Statt über eine Brücke über die Gleise in Richtung Am Knie oder gar über einen Tunnel rede der Stadtrat lediglich über eine Seilbahn – „lächerlich!“ Ein weiterer Bürger ging noch weiter und sprach von einer „drohenden Verkehrskatastrophe“. „Da ziehen 5.000 bis 6.000 Menschen ins Paul-Gerhardt-Gebiet und befinden sich dann dort in einem Mauseloch. Denn außer über enge Wohnstraßen kommen sie nicht mehr raus aus ihrem Gebiet. Ich fordere einen Tunnel, die Umsetzung des S-Bahn-Halts an der Berduxstraße und alternativ eine Brücke über die Gleise!“, verlangte er und erntete langen Beifall.

Übrigens würde nicht nur Pasing von der Verkehrsanbindung profitieren, sondern auch der Klimaschutz, so ein weiterer Anwohner. „Statt Dauerstau und Endlos-Verkehrslawinen hätten wir verkehrliche Alternativen! Das bekommt unserer Luft und der Umwelt überhaupt gut." Angesprochen wurden auch die Workshops im Jahr 2013, die eigentlich in ein Verkehrskonzept münden sollten, das immer noch nicht vorliegt.

„Ich sage gar nichts mehr“

Der so schwer kritisierte konzeptionelle Verkehrsplaner der Stadt München Bernd Schmiedlau antwortete auf die Vorwürfe der Fehlplanung, auf die Anträge und die Sorgen der Pasinger: „Wir haben in der Vergangenheit schon so viel gesagt, ich sage jetzt gar nichts mehr.“ Für Pasing-Süd habe fast alles umgesetzt werden können, nun sei der Pasinger Norden dran. „Noch vor der Sommerpause starten wir eine Verkehrszählung.“

Neben den vielen Verkehrsanträgen sorgten sich Anwohner der Maria-Eich-Straße um das kleine Einkaufszentrum an der Dachstraße. Nach den Plänen eines Investors sei Abriss der Geschäfte und Wohnungsbau geplant, berichtete eine Anwohnerin. „Die Geschäfte müssen bleiben! Bitte nehmen Sie als Stadt Einfluss darauf. Es geht nicht, dass Finanzinteressen über allem stehen!“, forderten die Anwohner und wurden darin einstimmig von der Bürgerversammlung unterstützt. Doch Bürgermeisterin Strobl bedauerte: „Da gibt es leider keine Möglichkeit zur Einflussnahme.“


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