Kulturschwestern werden 20
Bürgerschaftliches Engagement in der Pasinger Fabrik

Zum 20jährigen Bestehen bekamen die 23 Kulturschwestern und drei Kulturbrüder die Bayerische Ehrenamtskarte überreicht. Vorn v.r. Kulturreferrent Anton Biebl und Frank Przybilla, hinten Mitte Stefan-Maria Mittendorf. (Foto: us)
Die Pasinger Fabrik vereint mehrere Superlative auf sich: sie ist die größte Stadtteilkultureinrichtung Münchens und hat die kleinste Opernbühne. Zudem steht nur hier der Kulturbetrieb auf einem breiten bürgerschaftlichen Engagement. 23 Kulturschwester und drei Kulturbrüder helfen beim Eintrittsdienst und Programmverkauf, der Kartenkontrolle und der Ausstellungsaufsicht und sorgen für einen reibungslosen Veranstaltungsablauf, indem sie die Profis vom Fabrikteam unterstützen. „Sie spenden ihre freie Zeit für den Kulturbetrieb, schaffen Raum für Begegnungen und bilden eine Brücke zwischen Veranstaltern, Künstlern und Publikum“, lobte Kulturreferent Anton Biebl.
Er war zu Gast beim Fest zum 20jährigen Jubiläum dieses einzigartigen Ehrenamts. „Als ich 2001 hier anfing“, erzählte Fabrik-Geschäftsführer Frank Przybilla, "war hier keine Ausstellung möglich.“ Es fehlte an Personal. Die Idee eines kulturellen Ehrenamts wurde zunächst belächelt. Doch mit Stefan-Maria Mittendorf, dem Kurator für Zeitgenössisches in der Fabrik, bekam die Idee einen Rahmen und vor allem einen engagierten Fürsprecher.
„Kulturbotschafter und Ersthelfer in Sachen Kunst“
Mit drei Kulturschwestern startete das Pilotprojekt, heute sind die 26 Ehrenamtliche nicht mehr wegzudenken, und zwar nicht nur als maßgebliche Stützen im Kulturbetrieb. „Ihr Feedback ist unsere Messlatte für künftige Programme“, betonte Przybilla weiter. „Es ist eine besondere Form der bürgerschaftlichen Teilhabe“, so Mittendorf. „Wir als Pasinger Fabrik sind die ersten, die den Rahmen für eine solche kulturelle Ehrenamtsform gegeben haben. Die Kulturschwestern sind eine ganz starke Stütze unseres umfangreichen Kulturbetriebs, ohne sie wäre vieles nicht möglich.“
Die Bereitschaft zum kulturellen Ehrenamt sei sehr hoch, ergänzte Mittendorf. So habe sich diese besondere Form des bürgerschaftlichen Engagements gut entfalten können. „Die Kulturschwestern und -brüder sind Kulturbotschafter und Ersthelfer in Sachen Kunst. Sie tragen zur kulturellen Teilhabe bei. Und sie zeigen mit Charme und Engagement, was Ehrenamt bewirken kann.“
„So kann Kunst stattfinden“
Außerdem sei mit diesem Kulturehrenamt ein Perspektivwechsel möglich. „Gerade als Stadtteilkulturbetrieb möchten wir in die Gesellschaft mit unserer Kultur einwirken. Das geschieht mit Ehrenamtlichen wie von selbst. Auf diese Weise können wir Kunst und Kultur ganz anders kommunizieren und ins Gespräch kommen. Das ist wunderbar", meinte Mittendorf.
Auf sich gestellt sind die Kulturgeschwister zu keiner Zeit. Mit Stammtischen, gemeinsamen Fahrten, Ausstellungsbesuchen und Gesprächen bleibt die Verbindung untereinander stets eng. In 2017 startete Mittendorf sogar ein Pilotprojekt im Ehrenamts-Pilotprojekt. Damals stellten die Kulturschwestern eine Ausstellung mit dem Titel „Denn die Kunst ist eine Tochter der Freiheit“ auf die Beine, wobei jede Ehrenamtliche ein Kunstwerk der damaligen Jahresausstellung der Akademie der Bildenden Künste München kuratierte.
Gefragt nach der langen Zeit als Ehrenamtsbegleiter antwortete Mittendorf: „Es macht extrem viel Spaß und ist sehr bereichernd. Kunst muss vermittelt werden. Durch die Ehrenamtlichen haben wir viele Stimmen, denn auf Kunst gibt es nie nur eine Antwort, sondern viele.“ Mit den Kulturschwestern und -brüder würde das Publikum willkommen geheißen und zum Gespräch eingeladen. „So kann Kunst stattfinden.“
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