Künftig ohne Sportplatz
Containerlandschaft für die Oselschule
Nach der Schulen an der Grandlstraße sowie an der Peslmüllerstraße bekommt nun eine weitere Schule im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing zusätzliche Klassenzimmer in Form von Containern. Denn auch in der Grundschule an der Oselschule herrscht ein immenses Platzproblem. „Im Schuljahr 2017/18 haben wir wieder insgesamt 337 Kinder in 14 Klassen“, sagt Schulleiterin Nicole Hultzsch. „Damit sind wir an unserer absoluten Grenze angekommen. Wir haben kein einziges Zimmer mehr frei.“ In allen drei ersten Klassen säßen 28 Kinder. „Das ist die Grenze vor der Klassenteilung. Aus diesem Grund haben wir auch die vielen Gastschulanträge ablehnen müssen. Eine weitere Klassenteilung und damit eine vierte erste Klasse hätten wir nicht im Schulhaus untergebracht. Die hätte ausgelagert werden müssen.“
Auch für die nähere Zukunft gibt es keine Entspannung, der Ansturm auf die Pasinger Grundschulen wird weiter anhalten. Denn mit den Baumaßnahmen an der Josef-Felder-, der Lipperheidestraße und vor allem in der Paul-Gerhardt-Allee kommen auch in den nächsten Jahren noch viel mehr Kinder in den Stadtbezirk. Den Bau der geplanten neuen Paul-Gerhardt-Grundschule als Entlastung für die umliegenden Grundschulen sowie als nahe Bildungseinrichtung fürs Paul-Gerhardt-Quartier nimmt sich die Stadt leider erst ab 2022 vor.
Wo bleibt die Stadtplanung?
Als Interimsmaßnahme setzt die Stadt nun eine Schulpavillonanlage für acht Schulklassen auf den Sportplatz der Oselgrundschule. „Der mögliche Bautermin dafür ist für Ende 2017/ Anfang 2018 festgelegt“, erklärt Pressesprecherin Monika Großkopf vom Baureferat. Bis zum Schuljahresbeginn 2018/19 soll die Anlage fertig sein. Auch Ulrich Lobinger, Pressesprecher im Referat für Bildung und Sport bestätigt: „Es soll ein zweigeschossiger Pavillon mit acht Unterrichtsräumen auf dem Allwetterplatz errichtet werden. Der Pavillon soll für längere Zeit stehen bleiben, um auch künftige Bedarfe an der Schule abdecken zu können. Die Raumeinteilung liegt im Verantwortungsbereich der Schulleitung beziehungsweise des Staatlichen Schulamts.“
Erst 2015 wurde der „Allwetterplatz“ aufwändig saniert und bekam eine neue Tartanbahn und neue Basketballanlagen. Völlig umsonst, denn jetzt müssen Tartanbahn, Wiese und Ballplätze den Containern weichen. „Das ist sehr bedauerlich", meint Hultzsch. "Auf unserem Sportplatz findet viel mehr als nur der notwendige Sportunterricht statt, sondern auch viele Pausenaktivitäten oder die Spielzeit unserer vier Mittagsbetreuungsgruppen. Auch die nutzen den Platz intensiv. Sehr schade, dass wir den Platz verlieren. Aber leider müssen wir künftig ohne unseren Sportplatz auskommen und auf die Spielplätze in der Umgebung ausweichen.“
Schulgrundstück auf Eis?
Für den Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing (BA) ist diese Entwicklung mehr als ärgerlich. „Wir haben uns intensiv über lange Zeit mit dem Thema auseinander gesetzt. Wir verstehen überhaupt nicht, dass die Stadt den Schulneubau an der Paul-Gerhardt-Allee hinauszögert“, kritisiert die stellvertretende BA-Vorsitzende Maria Osterhuber-Völkl (CSU).
„Die Stadt hat die Planung ganz einfach verpennt“, ärgert sich auch Frieder Vogelsgesang, Sprecher der CSU-Fraktion. „Dabei sind die Bevölkerungszahlen für die Neubaugebiete als auch für die Verdichtungen in Pasing und Obermenzing sehr gut planbar. Man kann sehr genau vorausberechnen, wann wie viele Kinder eingeschult werden. Wir haben uns im BA allerdings auch sehr gewundert, dass die Aurelis als Grundstückseigner selbst nicht wusste, wo und was auf dem sogenannte Schulgrundstück an der Paul-Gerhardt-Allee ausgebaggert werden soll. Da fehlten Angaben und Zeitschienen. So geht das nicht.“
Laute Kritik aus dem BA
Für Winfried Kaum, CSU-Ortsvorsitzender und BA-Mitglied, hat die Stadt ganz einfach versagt. „Die Schulen in München sind auf der Prioritätenliste von OB Reiter ganz hinten. Davon können wir in unserem Stadtbezirk ein Lied singen. Erst der Formaldehydskandal an der Grandlschule, dann der verzögerte Neubau der Schule an der Paul-Gerhardt-Allee und nun der Wegfall des Sportplatzes an der Oselschule. Dem OB ist das Anliegen der Wiesnwirte - siehe verhinderte Bierpreisbremse - wichtiger als das Anliegen der Schulkinder in unserem Stadtbezirk."
Deutliche Worte findet auch SPD-Stadtrat und BA-Mitglied Christian Müller: „Trotz ständiger Hinweise unter anderem von meiner Seite, hat man mit der Planung viel zu spät begonnen. Daher wird die Schule an der Paul-Gerhardt-Allee erst 2021/22 fertig. Die Container an der Oselschule dienen jetzt der Überbrückung, sind aber dringend notwendig.“ Ob es allerdings wirklich nur eine Verschwendung von München-Millionen sei, bezweifle er. „Das wird man sehen, der Bedarf an Betreuung ist halt enorm gestiegen - und so kann man diese auch in der Oselschule gegebenenfalls mittelfristig besser bedienen.“
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