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„Konzept der kleinen Entfernungen“

Streit um Wertstoffinsel am Wilhelm-Hey-Platz

Anwohner demonstrieren gegen die geplanteWertstoff-Insel am Wilhelm-Hey-Platz. Im Juli wird das Projekt erneut im Bezirksausschuss verhandelt. (Bild: Sonja Gebhardt-Köstner )

Wertstoffinseln stellen seit jeher ein viel diskutiertes Problem im Stadtbezirk dar. Anwohner beschweren sich über Müllentsorgung des nachts und an Feiertagen, über Verdreckung und nicht zulässige Hausmüllentsorgung. Besonders die Wertstoffcontainer in der Paosostraße und in der Obermenzinger Petzetstraße standen in der letzten Zeit in der Kritik. Im Namen des Grünflächenvereins Obermenzing prangerte Vorsitzender Andreas Ellmaier nun auch „unzumutbare Zustände“ an einer Containerstelle auf der Grünfläche an der Karwinskystraße/Ecke Am Sanderplatz an.

„Niemand will die Container bei sich haben, dennoch sind sie unerlässlich für unsere Müllentsorgung“, erklärte Rüdiger Schaar, Vorsitzender des Umwelt-Ausschusses im Bezirksausschuss 21 (BA). Laut Wertstoffinsel-Finder der Stadt München bräuchte es 1.400 Standort, „und wir haben stadtweit gerade mal 940.“ Um die Lage auch im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing zu entzerren, habe der BA noch im Dezember 2019 sieben neue Standorte vorgeschlagen, wovon die betreibende Firma Remondis zwei für gut befunden hätte – den Standort am Wilhelm-Hey-Platz und am Steinerweg.

„Handstreichartig!“

„Nach dem Konzept der kleinen Entfernungen begrüßen wir die dezentralen und wohnortnahen Standorte. Damit ist gewährleistet, dass doch mal nur die kleinen Müllportionen entsorgt werden und nicht gleich große Mengen, die für Verstopfung und Verdreckung sorgen“, so Schaar. Der Standort Wilhelm-Hey-Platz sei vor zehn Jahren schon einmal vorgeschlagen gewesen, aber von den Anwohnern „heftigst abgelehnt worden. Dabei brauchen wir einen Standort zwischen denen an der Paosostraße und an der Busstation an der Stadtgrenze.“

Die Anwohner am Wilhelm-Hey-Platz haben indes ihre Meinung nicht geändert. In gleich zwei Vor-Ort-Anwohnerversammlungen forderten sie die Aufgabe des Standorts. „Uns kommt der Vorschlag für eine Wertstoffinsel hier handstreichartig vor. Wir haben den Eindruck, dass die Standorte gegeneinander ausgespielt werden“, erklärte Anwohnerin Monika Ermert im Namen der Betroffenen. Dabei seien die Anwohner weder informiert worden noch in die Diskussionen einbezogen, sagte sie weiter. Die Anwohner fordern einen Runden Tisch, zumindest eine neue Diskussion im BA.

Keine Bürgerbeteiligung vorgesehen

„Der Wilhelm-Hey-Platz ist ein wunderschöner Platz mit alten Bäumen, einer schönen Wiese und auch einer tollen Geschichte. Der Platz ist uns wichtig“, betonte Ermert und verwies auf die Unterschriftenaktion und den Schriftwechsel mit dem BA. „Ich kann wirklich jeden verstehen, der sich gegen Wertstoffinseln sträubt“, so Schaar. „Aber wir brauchen sie und können nicht nach dem St.-Florians-Prinzip vorgehen.“ Im Moment sei das Verfahren für den Wilhelm-Hey-Platz gestoppt und eine neue Diskussion im BA anberaumt.

„Aber man muss klar sagen, dass Bürgerbeteiligungen im Falle der Wertstoffinseln nicht vorgesehen sind.“ Dies falle in die Daseinsvorsorge der Stadt. Im Falle des Wilhelm-Hey-Platzes werde sich der BA dafür einsetzen, „dass eine gewisse Größe nicht überschritten wird und die Insel übergrünt wird. Es ist ein sensibler Standort, das beziehen wir in unsere Überlegungen ein.“


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