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Kleines Schmuckstück

Pasinger Kuvertfabrik fertig saniert

Die sanierte KuPa bildet den Endpunkt für den Pasing-Paseo. (Bild: Ulrike Seiffert)

Das gesamte Promenaden-Ensemble des Paseo vom Bahnhof bis zur Pasinger Kuvertfabrik (KuPa) ist fertiggestellt. Damit erstrahlt das letzte noch verbliebene denkmalgeschützte Gebäude auf der Bahnhofslinie in altem Glanz: die Reihe der Industriedenkmäler erstreckt sich vom Pumpenhäusl über den historischen Bahnhof, den kleinen Bürklin-Bahnhof bis zur KuPa. Noch bevor die Stadtsparkasse München als neue Eigentümerin die KuPa übernimmt, lud Bauherr Bauwerk Capital GmbH & Co KG aus München zu einem Presserundgang ein.

Projektleiter Christian Schulz erklärte das Gebäude. „Wir haben acht Mietereinheiten zu je 450 bis 500 Quadratmeter Grundfläche geschaffen. Das externe ehemalige Kesselhaus ist eine Besonderheit dabei. Dies kann zusätzlich vermietet werden und könnte eine spätere Gastronomie aufnehmen.“ Ein aufwendiger Teil der Sanierung bildete das Kellergewölbe. Denn hier seien alle statischen Sicherheitsmaßnahmen für einen möglichen, späteren U-Bahn-Zugang und für die große Tiefgarage, die ebenfalls für die benachbarten fünf Häuser (ebenfalls zum Bauwerk-Ensemble gehörend) inklusive der Trafo-Überbauung Am Knie gelten soll, geschaffen wurden.

„Ich nenne keine Kosten“

„Seit 2018 standen wir deshalb mit dem Baureferat in Verhandlungen“, so Schulz. Das Freilegen der Bodenplatte, die statische Umklammerung des Gebäudes und das Sanieren des Bestands seien eine „spezielle Geschichte“ gewesen. Auch habe man dem Denkmalschutz genüge getan und die Giebelfassade un die alten Fenster der KuPa originalgetreu nachgebaut sowie die Struktur des Industriebaus im alten Treppenhaus und vor allem im Dach mit historischen den Sichtbalken erhalten.

„Der Trend geht weg von einer kleinteiligen Zellenstruktur hin zu Begegnungsstätten und offenen Büros. Und dafür ist das Gebäude ideal“, sagte Schulz. Doch gefragt nach dem Finanzrahmen der Sanierung meinte er: „Ich nenne keine Kosten.“ Doch seien viele Zwänge und Vorschriften mit der Sanierung verbunden gewesen. „Schon allein die Zahl der Verhandlungen und Gespräche, die ich während der Sanierung geführt habe, und die Verträge, die ich geschlossen habe, dürfte vierstellig sein.“ Gewisse Vorgaben in Zusammenhang mit der späteren U-Bahn hätten besonders ins Kontor geschlagen, so Schulz. „Da muss man nun nicht näher drauf eingehen. Heute stehe ich hier und freue mich über das Schmuckstück, das die KuPa wieder ist.“

Historische Besonderheiten

Besonders die weithin sichtbare Giebelfassade zeuge davon, wie gut sich Alt und Neu auch architektonisch vertrage. Und auch historisch gesehen sei die KuPa „etwas ganz Besonderes“. Gebaut als Stahlskelett-Bau in 1906 als Zuckerfabrik diente sie seit 1909 als Kuvertfabrik. „Nach meinen Informationen sind hier erstmalig Fensterumschläge produziert worden“, so Schulz.

Bis in die späten Achtziger gab es Industrienutzung, danach übernahmen nach einer langen Leerstandszeit verschiedene Künstler und soziale Organisationen die KuPa. Bei Bekanntgabe des geplanten Abrisses setzten sich sehr viele Pasinger für den Erhalt des Gebäudes und für seine Aufnahme in die Denkmalliste ein. „Kämpfen lohnt sich, heute haben wir hier ein kleines Schmuckstück“, so Schulz. Und auch Frieder Vogelsgesang betonte, wie sehr gelungen die Sanierung sei. „Hier ist sehr viel Geld hineingeflossen. Das Gebäude und die Lage sind städtebaulich wirklich sehr spannend. Ich finde es sehr gelungen und sehr schön.“

„Inhaltlich haben die Pasinger nichts davon“

Er dankte für das Engagement, das zum Erhalt der KuPa geführt hat. Die versprochene öffentliche Nutzung vielleicht durch eine Gastronomie oder eine kulturelle Nutzung finde aber nicht statt, so Vogelsgesang. „Inhaltlich haben die Pasinger nichts davon. Die Nutzung hängt von den künftigen Mietern ab“, meinte er und betonte im Hinblick auf das historische Pasing: „Wenn jetzt noch der historische Kopfbau erhalten geblieben wäre, dann wäre das Gesamtbild komplett.“

Für den Kopfbau wurde 2009 bis 2011 ebenso gekämpft und gerungen, doch setzte sich eine knappe Stadtratsmehrheit durch und veranlasste den Abriss. „Mit der Sanierung des Kopfbaus hätten wir jetzt schon die gewünschte und dringend notwendige Kulturnutzung“, meinte Vogelsgesang weiter. „Ich kann nur hoffen, dass der Stadtrat nun zumindest den Neubau für unser Kulturbürgerhaus schnell genehmigt und nicht weiter verzögert.“

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