Kein leichtes Thema
GEDOK-Jahresausstellung "Der Tod und seine Geheimnisse"

Dem Thema mit großer Sensibilität, Offenheit und Neugier begegnet: Christiane von Nordenskjöld, Thomas Linsmayer von der Pasinger Fabrik, langjährige GEDOK-Kuratorin Katia Rid sowie Nadine Seligmann (v.l.) bei der Vernissage. (Foto: us)
Es ist kein leichtes Thema, das sich die Münchner GEDOK-Gruppe für ihre Jahresausstellung ausgewählt hat: „Der Tod und seine Geheimnisse“ zeigt 30 sehr verschiedene Arbeiten bildender Künstlerinnen zu unterschiedlichen Aspekten des Todes und des Sterbens. Wer Schwermut, Verzagtheit oder gar Angst vor dem großen Thema erwartet, wird die Ausstellung überrascht verlassen. Die Künstlerinnen gehen mit großer Sensibilität, Offenheit und Neugier, in einer abstrakten, aber auch sehr persönlichen Sichtweise mit dem Thema um.
„Tod in unserer heutigen Zeit hat immer einen kommerziellen Aspekt, aus dem sozialen Umfeld hingegen verschwindet der Tod mehr und mehr. Das erzeugt Unsicherheit und Berührungsängste“, so Kunsthistorikerin und Jurymitglied Nadine Seligmann in ihrer Eröffnungsrede. Sie führte die etwa 400 Vernissage-Gäste in einer Zeitreise zu Tod-Kunst-Auseinandersetzungen von der Antike bis zur heutigen Zeit. „Heute erleben wir eine neue Sichtbarkeit von Sterben. Zu dieser Sichtbarkeit trägt die aktuelle GEDOK-Ausstellung bei.“ Auflösung, Entgrenzung, aber auch Neuanfang, Tod reflektiert durch religiöse oder politische Momente, Tod in Mythen – all das bekomme durch die 30 Künstlerinnen ein Gesicht. „Immer den weiblichen Aspekt vor Augen“, so Seligmann.
Im 90. Jubiläumsjahr
Die GEDOK ist 1926 gegründet und als Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e. V. das älteste und europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen aller Kunstgattungen. Die Münchner Gruppe zählt mit über 300 Mitgliedern zur größten deutschen Gruppe. „Wir entwickeln die Ausstellungsthemen gemeinsam und achten sehr auf Input von außen. Das bringt frischen Blick in unsere Arbeit, davon kann jede profitieren“, meinte die Vorsitzende der Münchner GEDOK, Christiane von Nordenskjöld.
Im Falle der Ausstellung "Der Tod und seine Geheimnisse" kam der Anstoß allerdings von Mitgliedern. Die Kraillinger Künstlerin Augusta Laar, seit sechs Jahren GEDOK-Mitglied und Fachberaterin für Bildende Kunst, schob das Thema an, nachdem eine GEDOK-Künstlerin plötzlich an Krebs starb. „Die Konfrontation mit dem Tod ruft immer kontroverse Diskussionen hervor. Das war hier nicht anders“, berichtete sie. „Ich freue mich sehr, dass wir in der Pasinger Fabrik von Anfang an ein sehr offenes Ohr für dieses Thema fanden.“ Dies habe letztendlich den Damm gebrochen, Vorbehalte ausgeräumt und die Ausstellung entstehen lassen.
Überwältigende Fülle
Die Ausstellung sprenge alle Erwartungen, freute sich Laar. „Die Fülle, mit der die Künstlerinnen sich dem Thema Tod gestellt haben, ist überwältigend.“ Ebenso die Abrundung mit dem Begleitprogramm. Hier komme die Vielfältigkeit der GEDOK zum Tragen, denn die meisten anderen Sparten in der GEDOK hätten das Thema aufgegriffen und beteiligten sich mit Lesungen, Gedichten und Musik ebenfalls an "Der Tod und seine Geheimnisse".
„Besonders glücklich bin ich über den Vortrag von Jesuitenpater Karl Kern, der am 6. März zu uns kommt“, so Laar. Er erkläre den Zuhörern die biblische Annäherung an das Thema. Weitere Infos zum Begleitprogramm finden sich unter www.gedok-muc.de/ sowie unter pasinger-fabrik.com oder sind unter Tel. (089) 82929079 im Veranstaltungsbüro der Pasinger Fabrik zu erfragen. Die Jahresausstellung „Der Tod und seine Geheimnisse“ ist bis zum 3. April in den Galerieräumen der Pasinger Fabrik zu sehen. Das sei viel Zeit, um sich mit dem Thema und der einzigartigen künstlerischen Umsetzung der 30 Künstlerinnen zu beschäftigen, eröffnete Seligmann die Ausstellung: „Treten Sie ein in einen Dialog mit dem Tod, aber lassen Sie sich von ihm nicht erwischen.“
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