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"Ich möchte die Kinder bestärken"

Ehrenamtlich und kreativ: Irmela Strohhacker malt mit Flüchtlingskindern

Die Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in der Landsberger Straße ist geprägt von Familien und vielen, vielen Kindern im Alter von wenigen Tagen bis zum halberwachsenen Jugendlichen. Viele der Familien bleiben einige Monate, manche ein, zwei Jahre. Für die Eltern bedeutet die Zeit hier ein Auseinandersetzen mit Ämtern und ein erstes Hineinfühlen in die neue Heimat. Für ihre Kinder dagegen stehen Kindergarten, Schule und Ausbildung auf dem Programm.

„Kinder sind schneller heimisch als ihre Eltern und kommen mit der Sprache und dem neuen Umfeld häufig besser zurecht“, meint Monika Sanou. Die ehemalige Hauptschullehrerin begann 2006, sich ehrenamtlich für die Kinder im Haus zu engagieren. „Damals gab es keine Betreuung und auch kein Extraspielzimmer oder sonstige Kinderbeschäftigungen. Das haben wir in den letzten Jahren Stück für Stück aufgebaut.“

Freiwilliges Malangebot

Mittlerweile zählen einige sehr engagierte Helfer zu ihrem Team. Darunter Senioren für die Hausaufgabenbetreuung, Praktikanten, die mit den Kindern spielen, basteln und Ausflüge unternehmen, Leute, die beim Deutschlernen unterstützen und seit einem Jahr auch Irmela Strohhacker, die einmal wöchentlich mit den Kindern malt.

„Malen auf ganz freiwilliger Basis“, wie sie betont. „Zu mir kann kommen, wer Lust hat. Ich baue mein Malzeit auf und schaue, welches Kind sich mit Farben beschäftigen will. Ich lasse ihnen völlige Freiheit.“ Sie selbst drücke sich gern mit Farben und in Bildern aus. „Und eigentlich war mir schon immer klar, dass ich nach meiner aktiven Berufszeit etwas mit und für Flüchtlingskinder tun werde“, erklärt die 62-jährige pensionierte Kinderärztin ihre Beweggründe.

Malkünste der Kinder finden viele Unterstützer

Ihr Anliegen fand bei Theresia Festner, der Leiterin des Hauses, große Begeisterung, so dass Strohhacker schnell und unkompliziert starten konnte. Doch auch im Laufe des letzten Jahres konnte Strohhacker erfahren, wie viele Menschen ihr Engagement für die Kinder unterstützen. „Ganz egal, ob es etwas finanzielle Hilfe für Bilderrahmen vom Bezirksausschuss ist oder ob es Galerieräume in der Pasinger Fabrik sind, die uns als erste Ausstellung dienten, das Interesse und die Unterstützung sind immer groß. Das ist wunderbar.“

Von Anfang an habe sich Strohhacker für großflächige Formate und leuchtende Gouachefarben entschieden. „So kann jedes Kind aus dem Vollen schöpfen. Da macht das Spielen mit Farbe Spaß und regt an. Sprachkenntnisse dazu braucht keiner. Es ist mir wichtig, dass die Kinder Freude am Ausdrücken haben. Ich möchte sie in ihrer Freude und ihrer Kreativität bestärken.“

Kinder voller schlimmer Eindrücke

Doch meist werden die Bilder der Kinder dennoch nicht fröhlich und farbig. „Im Gegenteil. Die Kinder sind oft so voller schlimmer Eindrücke, dramatischer Erlebnisse, Ängsten, aber auch Heimweh nach dem Zurückgelassenen, wenn sie hier nach langer Flucht und Odyssee ankommen. Das Malen ist ein Kanal, all das Erlebte wieder los zu werden und zu verarbeiten. Ich frage aber nicht nach, sondern nehme die Kinder vielleicht mal in den Arm, wenn sie das möchten oder streichele über den Rücken, wenn die Tränen fließen.“

Verständnis füreinander wächst

Sie freue sich, wenn im Laufe der Wochen eine Entwicklung in den Malinhalten sichtbar wird, wenn aus dem schwarzen Raketenhagel Schritt für Schritt bunte Bilder mit viel Grün und Phantasiegestalten werden. Am 26. September kann Strohhacker wieder einige der Kinderbilder ausstellen und darüber sprechen. Diesmal hängen die Bilder im SPD-Bürgerhaus Pasing, Alte Allee 2. „Die Kinder haben so viel erlebt, wovon wir nur unklare Vorstellen haben. Die Bilder helfen, dass das Verständnis füreinander wächst.“


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