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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Geburtstag eines "Flaggschiffs"
Pasinger Fabrik feierte 30-jähriges Bestehen
Einen Tag lang feierte die Pasinger Fabrik ihr 30-jähriges Bestehen – gemeinsam mit ihren Gründungsmüttern und -vätern, mit Weggefährten aus Politik und Vereinen, ehemaligen Mitarbeitern und vielen Aktiven, die das heutige Bild der Pasinger Fabrik gestalten. Als erstes Bürgerhaus Münchens ist die Fabrik „Kleinstes Opernhaus Münchens“, Theaterbühne, Museum und Ausstellungsort, Café und Restaurant sowie Kinder- und Jugendcafé mit den „taschengeldfreundlichsten Preisen in ganz München“. Doch hier sind ebenso ein Kindergarten, ein Hort, eine Zweigstelle der evangelischen Familienbildungsstätte und ein rühriges Streetworker-Team zu Hause.
Weniger bekannt ist zumeist die Geschichte der Fabrik. 1895 von August Exter erbaut wurde die Schuhfabrik zunächst von Julius Stein, kurz darauf von David Heymann bis 1904 geführt. Der verkaufte die Fabrikanlagen nach einem Großbrand an Franz Ritter, der hier ab 1904 Haushaltsgeräte sowie Flaschenreinigungs- und Messerputzmaschinen herstellte. Bis 1982 hielten die Ritters dem Pasinger Standort die Treue, erst dann zogen sie nach Gröbenzell und machten damit die „Bahn frei“ für das heutige Stadtteilkulturzentrum. All das ist nachzulesen in der eigens fürs Jubiläum zusammengestellten Dokumentation "Von den Ritterwerken und der Schuhfabrik Heymann bis zur Pasinger Fabrik".
Führung mit Zeitzeugen
Urenkel Hans Ritter kam persönlich zur Jubiläumsführung und erzählte aus seinem Leben. „Ich fühle mich hier immer noch zu Hause, auch wenn es heute ganz anders aussieht“, meinte er. Seine Schwester sei noch in der angrenzenden, nun leider nicht mehr erhaltenen „Storchenburg“ geboren. Er selbst habe ganz viele Kindheitserinnerungen an den Ort. „Die ganze Familie hat hier schließlich gearbeitet“, so Ritter.
„Ich übrigens auch. 1949 habe ich als Lehrling angefangen. 1982 beim Umzug nach Gröbenzell war ich Marketing- und Verkaufsleiter. Das Haus birgt für mich also Kindheits-, Familien- und Berufserinnerungen.“ Und für alle heutigen Fabrikbesucher erklärte er die frühere Raumaufteilung: „In der heutigen Bar war unsere Packstation, die Wagenhalle war eigentlich unsere Werkzeugmacherei. Oben im Kindergarten war das Büro meines Vaters und Onkels, darunter war das Vertriebsbüro.“ Auch alte, bisher noch unbekannte Fotos brachte Ritter mit.
„Kultur um die Ecke“
Seit 1986 gehört das Firmengelände der Stadt München. Die Theaterleute Andreas Seyferth und Margrit Carls waren die ersten, die Räume für sich in Anspruch nahmen und mit ihrer Theatergruppe Shakespeares Komödie "Viel Lärm um Nichts" zur Aufführung brachten. Seitdem entwickelte sich das Haus Schritt für Schritt zu dem, was es heute ist. „Man spricht meist von den großen Häusern der Stadt, wenn man die Kultur Münchens umreißt“, meinte Kulturreferent Hans-Georg Küppers in seiner Festrede. „Aber die Stadtteilkulturhäuser sind völlig gleichberechtigt zu nennen, durch sie ist eine lebendige Kulturvielfalt erst möglich. Sie ermöglichen die „Kultur um die Ecke“. Und ganz besonders trifft dies auf die Pasinger Fabrik zu, die eines der bedeutenden Flaggschiffe in der Kulturlandschaft Münchens ist.“
Er lobte vor allem das gute „Networking“ vor Ort, die Fabrik sei lokaler Partner und schaue auf Inhalte, nicht auf Formen. „Ein ganz besonderer Dank an die Verwaltung, an den Geschäftsführer Franz Przybilla mit seinem Team, der das alles möglich macht!“ Er habe den besten Job der Stadt, so Przybilla, am schönsten Ort mit dem großartigsten Team. Zur Erfolgsgeschichte gehörten eben immer viele Leute, die Pasinger Fabrik habe das Glück, von vielen geprägt und gefördert zu werden. Einen Ausblick auf die kommenden spannenden Projekte gab er auch: „Im Herbst findet unser Türkei-Festival mit sehr vielen Highlights statt." Weitere Infos zu den einzelnen Bereichen, zum Programm und zum Kartenvorverkauf sind unter http://pasinger-fabrik.com/de zu finden.
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