Exter, Borst und Lipperheide
Von der historisierenden Villencolonie zum urbanen Wohnquartier
Bei einem Rundgang am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, stehen die Umbrüchen in Architektur und Wohnungsbau in der Zeit um 1900 im Mittelpunkt: Teilnehmer lernen einige der historisierenden Villen kennen und besichtigen das aktuelle Bauprojekt an der Lipperheidestraße .
August Exters Umbrüche bestanden darin, dass er auf knapp 15 ha die erste Villencolonie 1982 zwischen Bahnhof und Würmkanal plante, einen vollkommen neuen Stadtteil. Seine fortschrittlichen "Vermarktungsmethoden" nach Katalog und Direktmarketing an seine Zielgruppe des aufstrebenden Mittelstandes aus München, für die die Residenzpflicht aufgehoben wurde, stellten ebenfalls einen Umbruch dar. Geplant war die Colonie II 1897 mit 650 Villen für 4.000 Einwohner aus dem gehobenen Bürgertum, mit zwei Kirchen und mehreren Plätzen von Anfang an viel größer als die Colonie I. Die Alte Allee sollte die Mittelachse darstellen. Dazu kam es wegen des schleppenden Absatzes nicht. Im Nord-Osten blieben die Grundstücke unbebaut.
Sein etwas jüngerer Kollege Bernhard Borst ist auch für einen wichtigen Umbruch in der Villencolonie II verantwortlich. Er plante den ersten Reihenhauskomplex in der Marschnerstraße, sehr zum Entsetzen der Anlieger. Die „langgestreckte Reihenhausgruppe“, der „Borst-Mehrspänner“ wurde 1908-10 errichtet, ein Novum.
Nahe der ursprünglichen Villencolonie II, östlich der Lipperheidestraße, entsteht derzeit ein Neubaugebiet mit ca. 340 Mietwohnungen. Auf der etwa acht Hektar großen Fläche soll ein lebendiges Quartier mit Kindergarten und anderen Infrastruktureinrichtungen sowie „Freiraumnutzungen“ für bis zu 800 Menschen entstehen. Ein Umbruch, denn das Gebiet wurde bisher landwirtschaftlich genutzt.
Der Rundgang dauert etwa zwei Stunden und findet bei jedem Wetter statt. Start um 15 Uhr am ehemaligen Büro Exter in der Alten Allee 2. Leitung: Angela Scheibe-Jaeger. Die Teilnahme ist kostenlos.
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