"Ersthelfer in Sachen Kunst"
Ausstellung "Die Kunst verbindet alle Welt" der Kulturschwestern in der Pasinger Fabrik
Vor zwei Jahren sind die Kulturschwestern der Pasinger Fabrik zum ersten Mal für eine eigene Ausstellung gefeiert worden. Nun knüpfen sie am Erfolg an und stellen zum zweiten Mal aus. Auch diesmal gaben sie ihrer Ausstellung ein Zitat als Titel: „Die Kunst verbindet alle Welt". „Dieser Satz geht auf einen Beethoven-Brief zurück. Genau genommen stand das Zitat als erstes fest. Wir haben nach etwas gesucht, mit dem wir uns identifizieren und von dem wir uns leiten lassen können“, erklärte Silvia Maier von den Kulturschwestern. „Kunst verbindet alles mit allem und jeden. Und es beschreibt unsere Tätigkeit als ehrenamtliche Helfer in Sachen Kunst.“
Als ganz besondere Form des Ehrenamts begründete 2003 Stefan Maria Mittendorf die Kulturschwestern (und mittlerweile auch Kulturbrüder). Die Ehrenamtlichen helfen im Kulturalltag der Pasinger Fabrik, wo immer Not am Mann ist. „Wir sind „Ersthelfer in Sachen Kunst“, das zeigt nun auch unsere Logo: eine eilende Krankenschwester mit einem Notfallköfferchen, um die Kunst zu retten“, meinte Maier lachend. Und Mittendorf ergänzte: „Die Kulturschwestern sind eine besondere Form der bürgerschaftlichen Teilhabe. Sie sind eine ganz starke Stütze unseres umfangreichen Kulturbetriebs in der Pasinger Fabrik. Ohne dieses Ehrenamt wäre vieles hier nicht möglich.“
Crossover und intergenerativ
Für ihre aktuelle Ausstellung begannen die Kulturschwestern bereits im letzten Sommer Objekte und Künstler zu suchen. „Wir haben uns ganz auf Glaskunst, Fotoarbeiten und Video konzentriert“, so Kulturschwester Ingrid Mahler. Alle angesprochenen Künstler seien sehr entgegenkommend gewesen und hätten gern mit den Ehrenamtlichen zusammengearbeitet. „Das hat uns sehr bestärkt und beflügelt.“ Gezeigt werden nun Abschlussarbeiten von Studenten der Kunstakademie, junge Künstler mit ersten internationalen Erfahrungen, aber auch Künstler der älteren Generation wie Tobias Melle mit Fotoarbeiten oder Glaskunst des inzwischen 80jährigen Pasinger Künstlers Ernst Krebs.
„Wir haben alles geregelt: Akquise, Organisation, Transport, Aufbau der Ausstellung bis zum Aufstellen des Begleitprogramms“, so Maier. „Auch handwerkliche Fähigkeiten waren gefragt, nämlich beim Hängen der Arbeiten – das war alles gar nicht so einfach. Nun sind wir umso glücklicher, aber auch dankbar für das Vertrauen von Stefan Mittendorf in unsere Fähigkeiten und die Freiheit, die wir uns nehmen konnten.“ Maier dankte ebenso den Helfern und Unterstützern im Kulturreferat und vor allem der Alexander-Tutsek-Stiftung für die großzügige Förderung.
Kunstebene trifft soziale Ebene
„Meine Vision war ein fruchtbares Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen, eine Soziokrative aus querdenkenden Mitgestaltern, wo sich Kunstebene und soziale Ebene treffen. Diese Vision hat sich erfüllt“, meinte Mittendorf zur Vernissage und gratulierte den ehrenamtlichen Kulturschwestern zur „überaus gelungenen Schau und dem beeindruckenden Begleitprogramm“.
Als Gastrednerin der Vernissage ging Gerlinde Wouters von der Förderstelle Bürgerschaftlichen Engagements in München (FÖBE) vor allem auf die Einzigartigkeit der Kulturschwesterntätigkeit ein. Fast die Hälfte aller Münchner würde sich ehrenamtlich engagieren, „Wir sind reich an dieser Zivilgesellschaft. Die Kulturschwestern sind darin Pioniere in vielerlei Hinsicht. Und meine Vision ist es, dass sich auch große Kultureinrichtungen der Stadt für diese Form des Ehrenamts öffnen.“ Künstler und Ehrenamtliche hätten eine Sache gemeinsam, „sie halten den Finger in die Luft und erspüren, woher der Wind weht. So werden Befindlichkeiten der Gesellschaft sichtbar und Menschen können sich begegnen, die sich sonst nicht begegnen würden. Hier geschieht beides. Das ist einzigartig.“
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