Einfach helfen
Initiative "Retten und Teilen" sucht Ehrenamtliche

Die Pasinger Marktleute sind fester Anlaufpunkt für die Retten-und-Teilen-Akteure: v.l. Astrid Fischer, Raphael und Ludwig Adler, Helfer Carsten Scheiblich, Sonja Lill, Helferin Nino Ketschagmadse sowie Florian Kamlah. (Foto: us)
Mehrmals täglich sammeln die ehrenamtlichen Helfer der Initiative "Retten und Teilen" die von einem Tag übrig gebliebenen Lebensmitteln von lokalen Bäckern, Marktleuten und Imbissständen, um sie danach sofort an Bedürftige zu verteilen. „Die Fülle der Lebensmittel, die nicht mehr ganz so frisch sind und eigentlich weggeworfen werden, ist enorm groß. Wir wenden uns mit unserer Aktion gegen diesen Wegwerfwahn, aber haben auch ganz klar den sozialen Gedanken dabei, die Lebensmittel an Bedürftige zu verteilen“, erklärt Nino Ketschagmadse.
Loser Zusammenschluss
Ihre „Kundschaft“ sitze im Hauptbahnhof, unter den Isarbrücken, in Notunterkünften, Studentenheimen oder auch in Billigpensionen. „Das Leben in München ist sehr, sehr teuer“, meint sie weiter. „Man muss wirklich nicht Harz-IV-Empfänger sein, um sich nichts Frisches leisten zu können. Studenten leben ganz oft am absoluten Minimum, vor allem wenn sie keine familiäre Unterstützung erfahren.“ Sie verteilen die Waren dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden. „Unsere Basis dafür ist Vertrauen. Wir kommen der Bedürftigkeit entgegen, stellen keine Bedingungen, sondern helfen einfach. Aber natürlich wissen wir, dass unsere Aktionen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind.“
Seit März 2014 sind die Mitstreiter um Ketschagmadse schon in München unterwegs. Die jüngsten Helfer sind 18 Jahre alt, die ältesten über 60. Dieser lose Zusammenschluss von Gleichgesinnten funktioniert ebenfalls auf Vertrauensbasis. „Jeder hilft seiner Zeit gemäß, die er erübrigen kann und packt einfach mit zu.“ Die rund 15 Leute holen die Lebensmittel zu vereinbarten Zeiten ab. „Die meisten Kontakte haben wir zu den Pasinger Geschäftsleuten“, so die Initiativgründerin weiter. Aber selbst beim Oktoberfest gibt es Unterstützer, wie die „Fischer Vroni“ oder Mandelbuden. „Vielfach werden wir schon angerufen, wenn Händler Ware übrig haben. Dann holen wir die Lebensmittel auch mal außer der Reihe.“
„Wir sind einfach zu wenige“
„Mein Respekt! Das ist eine ganz tolle Sache, die unterstützen wir sehr gern“, meint Claudia Keller von der Pasinger Bäckerei Keller. Zwar geben die Kellers bereits Brot, Semmeln und Gebäck an die Münchner Tafel, die Scherergrundschule oder die Armen Schwestern des Angerklosters. „Auch bei noch so genauer Kalkulation bleibt viel übrig, deswegen können wir allen geben.“ Auch die Lills von Banandi auf dem Viktualienmarkt geben samstags nach dem Markt übrig gebliebenes Obst und Gemüse. „Das ist uns ein großes Bedürfnis. Was soll das Gemüse und Obst weggeworfen werden?“ Und Raphael Adler vom Gemüsestand Adler ergänzt: „Wir haben absolutes Vertrauen in Nino. Sie macht eine ganz großartige Sache. Wo wir können, helfen wir ihr.“
Nun sucht die Initiative ehrenamtliche Helfer mit großem Herzen, die mobil und flexibel sind, um Lebensmittelspenden abzuholen und später bei der Verteilung zu helfen. „Wir sind einfach zu wenige“, bedauert Ketschagmadse, „und können dringend mehr Leute gebrauchen, die etwas Zeit haben und uns unterstützen wollen. Zwei bis drei Stunden alle 14 Tage reichen dabei vollkommen. Wir freuen uns über jeden.“ Im Internet unter www.rettenundteilen.de gibt es viele Infos rund um die Initiative. Dort stehen auch die Kontaktdaten. „Ich bin gut auf Handy unter 0151 / 71 31 66 44 zu erreichen“, so Ketschagmadse. „Oder die Interessierten schicken eine Mail an muenchen@rettenundteilen.de.“
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