Eine Frage des Anstands
Politiker und Bürger für den Erhalt des Postsaals in Pasing
Die Tage für das Hotel „Zur Post“ in der Pasinger Bodenseestraße 1 sind gezählt. Dies wurde schon Anfang des Jahres bekannt, als der Eigentümer MONACHIA Grundbesitz GmbH & Co. KG Doblinger Unternehmensgruppe bekannt gab, den Pachtvertrag mit der Hoteliersfamilie Schön nicht mehr zu verlängern. Mitte nächsten Jahres sollen die letzten Gäste in der „Post“ auschecken. Statt einem Hotel plant der Eigentümer nun eine Wohnbebauung. Im Zuge dessen sollen auch der „Postsaal“ auf der Rückseite des Hotels und der Biergarten verschwinden und Kleingärten für die Erdgeschosswohnungen Platz machen.
„Das kann nicht im Sinne eines lebendigen Stadtzentrums sein“, empörte sich Bernhard Goodwin, SPD-Bundestagskandidat für München West/Mitte. Klar, sei das Grundstück im Privatbesitz. „Aber laut Bayerischer Verfassung muss das Gemeinwohl gewahrt bleiben. Wohnungsbau ist gut und richtig. Doch für den sozialen Kitt braucht es Räume zum Zusammentreffen, sonst funktioniert das gesellschaftliche Leben nicht. Ohne Not solche Orte wie den Pasinger Postsaal zu zerstören, macht überhaupt keinen Sinn.“
Ans Gemeinwohl denken
Jetzt seien alle Bürger gefragt, gegen den Abriss Stellung zu nehmen, meinte er weiter. „Wir müssen uns gemeinsam lang machen für den Erhalt des Saals. Kurzfristig können wir alle nur an den Anstand des Eigentümers appellieren, schließlich hat er beim Bau 400.000 DM Steuergelder bekommen. Und für die Politik sollte ein Umdenken in Sachen Baurecht beginnen. Planungsverfahren müssen das Allgemeinwohl im Auge behalten. Kommunen müssen mehr Spielraum zum Einschreiten bekommen.“
„Der Eigentümer muss seiner moralischen Verpflichtung gerecht werden“, betonte auch Maria Osterhuber-Völkl aus der CSU-Fraktion des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing (BA). „Was soll die Pasinger Mitte für ein Zentrum sein, wenn es hier keinen Ort für ein geselliges Beisammensein, für Vereine, für Veranstaltungen und Versammlungen gibt? Die schnelle Rendite ist sicherlich mit Wohnbebauung gemacht, dabei gab es einige Hotelbewerber“, kritisierte sie weiter. „Wir würden einen wesentlichen Belebungsort für Pasing verlieren, wenn der Postsaal abgerissen würde. Einen adäquaten Veranstaltungsort gibt es leider in der Umgebung nicht.“
Wird Stadtteilmanager tätig?
Der BA sprach sich bereits einstimmig gegen den Abriss aus und diskutierte, wie ein Saal mit möglicher Bewirtung realisiert werden könne. Das Gremium regte ferner an, den Stadtteilmanager Joachim Vossen tätig werden zu lassen. Außerdem drängte das Gremium, den Eigentümer in eine der nächsten Sitzungen einzuladen. Von Seiten der MONACHIA gab es dazu schon eine Einwilligung für erste Gespräche. "Wir begrüßen diese Gesprächsbereitschaft sehr", meinte auch BA-Vorsitzender Romanus Scholz.
Auf Initiative der SPD-Ortsgruppe können sich Bürger in eine Protestunterschriftenliste einschreiben. „Wir müssen einfach alle tätig werden“, meinte dazu SPD-Ortsvorsitzende und BA-Mitglied Franziska Messerschmidt. „Aufklärung und Information sind wichtig. Deshalb haben wir unseren Infostand für den Erhalt des Postsaals organisiert.“ In die Liste kann man sich auch online unter http://spd-pasing.de/ eintragen.
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