"Das ist mein bester Freund"
Joschi ist der Jopi Heesters unter den Hunden
"Manchmal sagen die Leute zu mir, der Joschi ist mein Kind. Denen antworte ich: 'Das geht doch biologisch gar nicht.' Ich sage dann immer: 'Das ist mein bester Freund.' ", erklärt Christa Spichalla schmunzelnd aber auch entschieden.
Heute befinden wir uns mit den Wochenanzeigern im Wohnzimmer von Familie Spichalla und Hofmann. Zugegen sind Christa Spichalla, ihr Mann Klaus Hofmann sowie ihre Schwester Alice Spichalla und natürlich die Hauptperson: Joschi Spichalla. Und ja, es fühlt sich wirklich an, als spräche man über einen lieben, alten Freund. Ein Freund, der mittlerweile eben ein wenig in die Jahre gekommen ist. "Was wir mit dem alles mitgemacht haben, das glauben Sie nicht.", sagt Christa Spichalla und beginnt zu erzählen.
In Neuhausen geboren – in Pasing daheim
Joschi ist ein Yorkshire / Jack-Russel-Terrier-Mix und erblickte vor 20 Jahren das Licht der Welt in Neuhausen. Dort lebte er zusammen mit seiner Schwester Momo und seiner Mama Bärli in einer Gaststätte. Sein Temperament soll er allerdings von seinem Vater, dem Jack-Russel Letzek, geerbt haben. "Der Joschi war in jungen Jahren ein Flitzer – und frech! Jedem Bus ist der nach", erinnern sich die drei lachend.
Klaus Hofman kannte die Wirtsleute noch aus seiner Neuhausener Zeit und so kam der kleine Joschi zu dem Ehepaar nach Pasing. Er habe die ganze Straße erobert. Die Briefträgerin trage noch heute stets ein Foto von Joschi zum Andenken bei sich. Er holte auch mehrmals den ersten und zweiten Platz beim Hunderennen in Dachau und auf dem Fußballplatz sowie im Tor war er ein Hingucker.
In Pasing soll Joschi sogar das Herz von münchen.tv-Moderator Christopher Griebel erobert haben. Der berichtete damals aus dem Biergarten der Pasinger Post vom Jubiläum des Gasthofs. Dabei habe er den kleinen, frechen Terrier-Mix entdeckt und ihn sogar interviewt. "Er ist zu ihm hin und hat ihm immer wieder das Mikrofon hingehalten. Der Joschi hat den Griebel dabei fast in die Nase gebissen.", lacht Hofmann.
Früher der Thomas Müller am Strand ...
Auch Alice Spichalla, Joschis Patentante, erinnert sich schmunzelnd: "Der war ein Schlitzohr hoch drei. Und Wasser hat er geliebt; sogar Schnee, obwohl er darin versunken ist. Aber er ist drunter durchgesaust, da hat man nur noch die Wellen auf der Schneedecke gesehen. Nur Regen mochte er nicht."
Sogar die Wellen an der Ostsee habe er herausfordernd angebellt und tapfer durchstoßen. Die ganze Republik hat er schon mit dem Wohnmobil bereist und am Hundestrand habe er ebenfalls sein Talent im Fußball bewiesen. Er bekam sogar sein eigenes Trikot; nicht nur zufällig das mit der Nummer 13, wie es auch FC Bayern Spieler Thomas Müller trägt. "Schau mal!", sollen die anderen Badegäste gerufen haben, "Den Yorki müsste man mal Hansa Rostock ausleihen, damit sie das Dribbeln von ihm lernen."
... heute der Jopi Heesters unter den Hunden
Heute ist Joschi ein alter Herr. "20 Jahre: in Menschenjahren währen das etwa 105", erklärt sein Frauchen und fährt fort, "Seine Ärztin, Frau Doktor Tanja Ludwig, sagt immer, er sei ihr ältester Patient." Die Tierärztin sei es auch gewesen, die ihr empfohlen habe, mit Joschis Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Sie kennt Joschi seit Jahren und hat ihn beim Älterwerden begleitet, ebenso wie die Spezialisten der Tierklinik.
"Ab 15 Jahren werden ja die meisten Hunde blind", erklärt Christa Spichalla. Ihr Joschi habe im Alter von 16 Jahren erstmals grauen Star bekommen: "Damals haben wir ihm in der Veterinärstraße eine neue Linse einsetzen lassen. Die sind da so toll!" Aber natürlich wäre es ein großer Kraft- und Kostenaufwand gewesen. Zwar habe Joschi die Operationen gut vertragen, man wollte jedoch nicht nachlasern, weil die Narkose zu viel für ihn sein könnte. Als sich sein rechtes Auge dann erneut entzündete, musste es schließlich doch amputiert werden. Hören kann Joschi mittlerweile auch nicht mehr. Darum haben Spichalla-Hofmanns die Wohnung seniorensicher eingerichtet um verletzungen vorzubeugen.
"Mein Herz und meine Seele"
Heute schwelgt man in Erinnerungen: Fotos werden herausgesucht und herumgereicht, es wird auf die Pokale und Urkunden im Raum gedeutet und viel geredet und gelacht, während die Hauptperson – ein alter Herr eben – auf ihrem Stammplatz liegt und schlummert. Auf die Frage, ob Joschi sein Leben trotz der Einschränkungen noch genieße, antwortet Christa Spichalla: "Ich glaube, er ist einfach froh, dass er bei uns ist."
Immerhin habe er noch fast alle seine Zähne – was bei einem Hund seines Alters äußerst bemerkenswert sei. Und für längere Strecken hat Frauchen ihm extra einen Rollator gebastelt, damit er noch überall dabei sein kann. Das besondere Highlight in jedem Jahr: Joschis Geburtstag. "Wenn wir Joschis Geburtstag feiern, kommen unsere Freunde natürlich auch alle." erzählt Christa Spichalla stolz. Nicht wenige dieser Freundschaften hat Joschi initiiert und gefestigt. Sie drückt ihn an sich und sagt: "Der Joschi ist mein Herz und meine Seele."
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