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Charme muss bleiben!

Bürgerworkshop zur Sanierung des Pasinger Viktualienmarkts

"Die Stadt München will den besonderen Charakter des Viktualienmarktes unbedingt beibehalten": Architekt Rainer Hofmann (l.) erklärte interessierten Bürgern die möglichen Umbauvarianten. (Bild: us)

„Charmant, liebenswert, etwas altmodisch und in jedem Fall eine Institution in Pasing“, so bezeichnete Moderatorin Sonja Epple den Pasinger Viktualienmarkt. Sie leitete den Bürgerworkshop zur Sanierung des Marktes im Pasinger Rathaussaal. Neben Stadträten, Mitgliedern des Bezirksausschusses (BA), Rathausmitarbeitern und Marktleuten kamen auch rund 50 Bürger, um Informationen zum Umbau aus erster Hand zu bekommen und mit Verantwortlichen und Architekten zu diskutieren.

„Der Markt ist in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden“, begrüßte auch Boris Schwartz, zweiter Werkleiter der Markthallen München, die Anwesenden. Über 100 Jahre Bestehen würden an Marktbauten, Zuleitungen und Lagerflächen nagen. Brandschutz und Sanitäranlagen seien schon längst nicht mehr auf dem Stand der Zeit. „Auch den anderen beiden Münchner Märkten geht es so“, bestätigte Schwartz. „Am Elisabethplatz und auf dem Markt am Wiener Platz stehen uns ebenfalls umfassende Sanierungen bevor.“

Zeit nagt am Markt

Beim Pasinger Viktualienmarkt handele es sich um einen kleinen, feinen, festen Markt, der ähnlich einem Vierseithof eine sehr geschützte und vertraute Atmosphäre biete. „Die Stadt München will das unbedingt beibehalten“, so Schwartz. „Der Markt in Pasing ist stark im Alltag der Bürger verankert. Wir wollen seine Zukunft sichern.“ Ähnlich äußerte sich auch BA-Vorsitzender Romanus Scholz. „Uns ist der Markt Identifikation“, meinte er. Und auch Sven Wackermann, Vorsitzender des Unterausschusses Planung im BA betonte: „Der Markt ist ein Teil von uns, von Pasing und seiner Tradition. Keine Frage, dass uns der Erhalt des Marktes und das Wohlbefinden der Standbesitzer am Herzen liegen.“

Architekt Rainer Hofmann vom Münchner Büro „bogevischs buero architekten & stadtplaner gmbh“ ist mit der Machbarkeitsstudie für den Umbau betraut und gab erste Informationen über mögliche Varianten. „Eine Pinselsanierung, also ein oberflächliches Drüberstreichen ist hier nicht möglich. Die Sanierung bedeutet in jedem Fall, dass der Markt umgebaut wird.“ Zur Disposition stehen dabei die Hinterhofsituation zum Rathaus, der Parkplatz nebenan, eine neue Durchwegung und Öffnung nach allen Seiten und eine Aufstockung auf die Stände als zweites Stockwerk mit Gastronomie und Catering. Den Keller werde man allerdings keineswegs beleben und auch der Charakter als fester Markt bleibe unangetastet.

Wie radikal wird der Umbau?

Danach war die Meinung der Bürger gefragt: Was muss am Markt bleiben?, Was schätzen Sie am meisten? und:  Was sagen sie zu den Varianten? BA-Vorsitzender Scholz meinte mit kritischem Blick auf die Varianten: „Unser Markt ist sehr gemütlich. Ich hoffe, das bleibt.“ Marktsprecher und Obst- und Gemüsehändler Andy Lill sagte: „Eine Aufstockung mit Gastronomie hat ganz klar ihre Reize. Aber ich möchte einen Umbau, der dem Ursprung am nächsten kommt. Die Atmosphäre schaffen wir als Marktleute dann automatisch“, ergänzte er zu der Befürchtung, dass der Markt nach der Sanierung zu steril wirken wird.

Die Standesamtsmitarbeiter äußerten ebenfalls Bedenken an einem zu radikalen Umbau. „Wer will schon auf dem Viktualienmarkt heiraten?“, meinte Doris Binder. „Wir sind in guter Nachbarschaft mit dem Markt. Aber etwas Abgrenzung brauchen wir unbedingt. Die Hecke muss bleiben“, kritisierte sie die allzu starke Durchwegung und geplante Öffnung nach allen Seiten.

"Umbau theoretisch schon 2016"

Für Architekt Hofmann brachte der Workshop viele neue Erkenntnisse. „Die Diskussionen waren äußerst interessant. Das Hauptthema hier in Pasing scheint mir die äußerliche Gestaltung des Marktes zu sein. Die Grenze zwischen Markt und öffentlichen Raum ist wichtig, hier scheiden sich die Geister. Darauf müssen wir Rücksicht nehmen.“

Und Marktverantwortlicher Schwartz freute sich über die Offenheit der Pasinger. „Wir schauen uns alle Vorschläge und Einwände ganz genau an. Der Konsens ist uns unheimlich wichtig. Der Umbau muss schließlich von den Pasingern akzeptiert werden. Ende 2015 werden wir unsere überarbeiteten Pläne im BA vorstellen. Anfang 2016 möchten wir damit in den Stadtrat gehen. Wenn es dort zu einer schnellen Entscheidung kommt, könnten wir mit dem Umbau theoretisch schon 2016 beginnen.“


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