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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Bronze für Pasinger Biathletin
Clara Klug holt zwei Medaillen bei den Paralympics in Pyeongchang
Große Ehre für die 23-jährige Pasinger Biathletin Clara Klug: Bei den Paralympics im vergangenen Monat schaffte sie es zweimal aufs Treppchen. Sowohl über die Distanz von zehn Kilometern als auch über die lange Distanz von 12,5 Kilometern holte sie Bronze. „Ich war zum ersten Mal bei den paralympischen Spielen dabei“, erzählt sie. „Und gleich so ein Erfolg! Das ist echt umwerfend für mich. Ich bin überglücklich!“ Sowohl mit der Laufleistung als auch mit den Schießergebnissen war sie zufrieden. „Über zehn Kilometer hatte ich insgesamt nur einen Schießfehler, bei der langen Distanz schoss ich sogar fehlerfrei!“
Im Skisport ist sie von klein auf zu Hause. Zum Leistungssport kam sie allerdings erst mit 18 Jahren. Damals suchte ihr jetziger Guide Martin Härtl Nachwuchstalente, um diese auf große internationale Wettkämpfe vorzubereiten. „Martin hatte selbst aktiv auf die Spiele 2012 in Vancouver trainiert. Er ist seit einem Kletterunfall an einem Bein und Arm gehandicapt“, so Klug weiter. Für die Paralympics konnte er sich damals nicht qualifizieren, seine Erfahrungen wollte er aber unbedingt weitergeben. „Er hat mich angesprochen und mich zunächst trainiert. Und schnell wurde er zu meinem Guide.“
Studium und Spitzensport unter einem Hut
Guide bedeutet eine Begleitung im Training und Wettkampf. „Als fast ganz Erblindete bin ich auf einen sehenden Guide angewiesen. Martin läuft immer etwa drei Meter vor mir und gibt mir akustische Signale, dazu hat er auch einen Lautsprecher auf dem Rücken. Hopp-hopp-hopp heißt bei uns geradeaus, die Kurven werden mit Uhrzeiten angegeben. Im Wettkampf bringt mich Martin auch zum Schießstand und darf meine Hand zum Gewehr führen.“
Geschossen wird mit akustischen Signalen. „Dazu haben wir Kopfhörer auf.“ Treffe sie nicht, müsse sie wie alle Biathleten in die Strafrunde, „und zwar mit Martin. Deswegen haben wir mal eine Kaffeekasse eingeführt“, meinte sie lachend. „Jeder Fehler kostet mich was. Für Martin ist das eine kleine Entschädigung.“
Kurs auf Peking 2022
Doch nach dem grandiosen Ergebnis in Pyeongchang habe Martin großzügig in die Kaffeekasse eingezahlt. „Wir sind eben ein sehr gutes Team“, sagt Klug. Die verschiedenen akustischen Signale zur Orientierung auf der Strecke haben sich übrigens in der langen gemeinsamen Trainings- und Wettkampfzeit herausgebildet. „Funktioniert auch prima!“, versichert Clara Klug.
Gemeinsam gehe man auf Bergtouren für die Kondition oder laufe auf Schirollen. „Wintersportler werden im Sommer gemacht. Mein Training beginnt ab Mai“, erläutert sie. „Das heißt für mich eigentlich oft: Fitnessstudio. Das kann schon sehr eintönig sein.“ Trotzdem halte sie durch, „manchmal laufe ich drei Stunden am Stück. Im Moment gönne ich mir „Trainingsurlaub“. Den sollte ich allerdings gleich auch für meine Bachelorarbeit nutzen.“ Ihr Studium der Computerlinguistik solle auf keinen Fall unter dem Spitzensport leiden, betont sie. In Kürze werde das Training aber wieder Fahrt aufnehmen. „Wir planen die Teilnahme bei der WM in Saint-Georges in Kanada. Und das nächste olympische Ziel haben wir auch schon vor Augen. 2022 soll es für uns nach Peking gehen.“
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