"Brändland" statt Schule
Selbstverwaltungs-Schulprojekt im Pasinger Elsa-Brändström-Gymnasium
Die Woche vor den Sommerferien kehrte das Pasinger Elsa-Brändström-Gymnasium die vorgegebenen Alltagsrollen um. Statt Unterricht und Ausflüge kamen die Schüler an die Reihe und gestalteten ihr Gymnasium um ins „Brändland“, sozusagen in einen Pasinger Ministaat. Vom Parlament, Polizei, Bank und Post über Standesamt, Presse, Gastrofirmen bis zu Sportevents war alles im Schulhaus vertreten, was auch sonst in einem Staat zu finden ist. Auch eine Hymne, eigenes Geld und ein Staatslogo konnte „Brändland“ bieten.
Fast ein Jahr lang hatten sich die Schüler auf das Megaprojekt am Ende des Schuljahres vorbereitet, Ideen gesammelt und schon mal die nötigen Rahmenbedingungen für die einzelnen Unternehmungen und Firmen geschaffen. Teil dessen war auch die demokratische Wahl des Brändland-Präsidenten und seines Kabinetts. Luis Pack, mehrheitlich gewählter Präsident, übernahm den symbolischen Schlüssel fürs Schulhaus und gab den Startschuss für den Schulstaat.
Symbolischer Abschied für die Schulleiterin
„In der letzten Zeit ging es im Unterricht viel um Staatsziele, um demokratische Ordnung, auch um Firmengründungen, Mindestlohn und um Bürgerrechte“, erklärte Schulleiterin Sigrid Fischer-Jokl. „Die Schüler interessieren sich einfach für gesellschaftliche Hintergründe. Das Brändland ist eine willkommene Gelegenheit, um eben diese Zusammenhänge zu diskutieren und praktisch zu erfahren.“
Sie freue sich, dass „Brändland“ nach vier Jahren Pause wieder durchgeführt wurde. „Es ist unser Ziel, das Projekt ungefähr alle vier bis fünf Jahre zu veranstalten. Dann kommen alle Schüler mindestens einmal in ihrem Schulleben mit dieser wirklich großartigen Projektidee in Kontakt.“ Sie dankte dem Kollegium – vor allem dem Orgateam um Nina Szinicz und Clarine Weinberg – für die viele extra Arbeit und Koordination.
Von Moschee bis Spielbank
Und auch die vielen Initiativen der Schüler hob Fischer-Jokl hervor. „Es sind großartige Ideen verwirklicht worden. Wir lernen die Schüler noch einmal ganz anders kennen. Und auch untereinander lernen sie eine Menge voneinander“, betonte sie. Kerem aus der achten Klasse organisierte zum Beispiel in einem Klassenzimmer eine Moschee, ordnete Gebetsteppiche in Richtung Mekka an, bot gemeinsam mit Mitschülern türkisches Gebäck an und verkaufte Gebetsketten. „Es war mir einfach wichtig, etwas über den Islam zu machen“, meinte Kerem dazu. „Da gibt’s so viele Missverständnisse. Wer Fragen hat, kann einfach vorbeikommen.“
Die Moschee wurde übrigens genauso gut angenommen wie die sport- und spaßorientierten Firmen im Schulhaus, wie die Spielbank mit Poker-Unterricht oder die Nerf-Arena. „Tolle Sachen“, kommentierte Präsident Pack und dankte der Schulleitung für das „Brändland“-Projekt. Schulleiterin Fischer-Jokl freute sich über den besonderen Schuljahresabschluss. „Für mich ist das gleich auch ein bisschen Abschied vom „Elsa“. Ich habe die Amtsgeschäfte sozusagen auch symbolisch übergeben“, sagte sie in Hinblick auf ihr Ausscheiden aus der Schulfamilie zum Schuljahresende. „Ab September übernimmt mein Stellvertreter Markus Bußjäger die Schulgeschäfte.“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH