"Berdux-Halt" bleibt "sinnvoll", wird aber nicht vorgezogen
Zusatzbahnhof an der S2 ist eines unter 69 Ausbauprojekten
Mitte Januar hatten sowohl die CSU (Frieder Vogelsgesang und Sven Wackermann) als auch die ödp im Münchner Stadtrat darauf gedrängt, den S-Bahnhalt Berduxstraße endlich zu realisieren bzw. mit höchster Priorität zu behandeln.
Die CSU hatte gefordert, die Berduxstraße aus dem "Untersuchungspaket" des Freistaates herauszulösen und separat zu behandeln und damit vorzuziehen. Die Stadt solle notfalls in allen Belangen in finanzielle Vorleistung gehen, um das Projekt voranzutreiben. Die CSU wies darauf hin, wie bedeutsam der Bedux-Halt für die Bevölkerung im Münchner Westen ist. Er werde dringend benötigt. Daher müsse die Stadt gemeinsam mit Freistaat und Bund die Finanzierung und Antragstellungdes Bahnhofs klären.
Für die ödp ist wichtig, dass der S-Bahn-Halt Berduxstraße das Neubaugebiet an der Paul-Gerhardt-Allee und der umgebenden Stadtviertel an das ÖPNV-Netz anbindet.
Auch die Bürgerversammlung Pasing-Obermenzing hatte (schon 2017) die "sofortige Einrichtung eines S-Bahnhalts Berduxstraße" empfohlen.
Stammstrecke behält Vorfahrt
Die Stadt, an die CSU und ödp ihre Forderungen richten, ist für den S-Bahn-Bau nicht zuständig, erklärte Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Ausschließlich das bayerische Verkehrsministerium könne zu den Forderungen der Stadträte Stellung nehmen.
Dieses wies auf das Programm „Bahnausbau Region München“ der Staatsregierung hin. Sie habe damit ein Konzept für den Ausbau des Schienenpersonennahverkehrs in der stark wachsenden Metropolregion aufgestellt. Zentrales Element dieses Programms sei aber die 2. Stammstrecke. Erst wenn die fertig sei, könne man die Bedux-Straße in Angriff nehmen, hatte der damalige Verkehrsminister Joachim Herrmann bereits 2017 die Hoffnungen auf einen baldigen Berdux-Halt gebremst: „Zurückliegende fachliche Bewertungen eines neuen S-Bahnhalts Berduxstraße an der S2 haben einen möglichen Realisierungshorizont erst nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke und der Umstellung der S2 auf einen 15-Minuten-Takt mit zusätzlichen Express-S-Bahnen ergeben", schrieb er damals an die Stadt.
"Sinnvolle Ergänzung"
Auch jetzt verweist das Verkehrsministerium auf die Vielzahl an Projekten: "In dem mit der Deutschen Bahn (DB) abgestimmten Ausbauprogramm sind alle Maßnahmen, die vor, mit und nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke in Betrieb gehen sollen, gebündelt. Derzeit umfasst das Programm 28 Maßnahmen, die sich in der Planung bzw. in der Umsetzung befinden." Daneben gebe es noch weitere 41 zu prüfende Maßnahmen, zu denen auch der S-Bahnhalt Berduxstraße zählt. Bevor über diese 41 Projekte entschieden werden könne, müsse man sie alle auf ihre verkehrliche und bautechnische Machbarkeit prüfen. Der Freistaat schätzte den zusätzlichen Berdux-Halt jedoch grundsätzlich als "sinnvolle Ergänzung" des Bestandsnetzes ein.
Es bleibt beim Paket
Die für die Machbarkeitsprüfungen erforderlichen Untersuchungen laufen gegenwärtig, sind aber sehr umfangreich. Deshalb könne der Berdux-Halt nicht aus dem Gesamtpaket herausgenommen und vorgezogen werden, erklärt das Verkehrsministerium: "Bedingt durch die Komplexität der zu betrachtenden Maßnahmen und deren Abhängigkeit untereinander ist weder eine herausgelöste Betrachtung noch eine Priorisierung einzelner Maßnahmen möglich."
Kommen jetzt bald erste Ergebnisse?
Erste Ergebnisse für den S-Bahnhalt Berduxstraße erwartet das Ministerium in Kürze - "für Mitte 2020" schreibt das Ministerium.“ Aber erst wenn alle Ergebnisse vorliegen, könne über das weitere Vorgehen entschieden werden. Im besten Fall folge dann der Auftrag an die Bahn, die "erforderlichen Realisierungsschritte" zu gehen.
Stadtrat hat fünf "ganz Wichtige"
Und die Stadt? Ihr Referat für Stadtplanung und Bauordnung stehe in ständigem Kontakt mit dem Verkehrsministerium und ist auch in der Arbeitsgruppe zum Projekt Bahnausbau Region München (mit Vertretern von DB, MVV, Bayerischer Eisenbahngesellschaft und MVV-Verbundlandkreisen) dabei. In diesem Fachgremium bringe sich ihr Referat "konstruktiv in die laufenden Untersuchungen ein", sagte Merk. Sie vertrete dort die vom Stadtrat im Juli 2018 formulierten Ziele zum „Ausbau Bahnknoten München“.
Der Stadtrat hat in dem vom Merk erwähnten Beschluss fünf Projekte als die am wichtigsten benannt, die der Freistaat zuerst realisieren solle:
• den dreigleisigen Ausbau der S 4 West (Pasing - Eichenau) zur Entflechtung des S-Bahnverkehrs vom Regional-, Fern- und Güterverkehr;
• die Ermöglichung von Personennahverkehr auf dem DB-Nordring, um das aufs Stadtzentrum ausgerichtete Schnellbahnnetz im Innenstadtbereich zu entlasten;
• den viergleisigen Ausbau der Flughafenanbindung auf der Trasse der S8 (Daglfing - Johanneskirchen) mit Tunnel;
• den Zusatzhalt Berduxstraße für die S 2;
• den Regionalzughalt Poccistraße für Züge aus Richtung Rosenheim und Mühldorf als direkte Umsteigemöglichkeit zwischen Regionalverkehr und U3 / U6 bzw. künftiger U 9.
"Nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke"
In seinem Beschluss von Juli 2018 erklärt der Stadtrat die Bedeutung des Berdux-Haltes, geht aber schon damals von einem Bau erst im Anschluss an die 2. Stammstrecke aus:
"Der Erschließung des Entwicklungsgebietes Paul-Gerhardt-Allee mit dem Ziel einer möglichst weitgehenden Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel kommt nach wie vor eine besondere Bedeutung zu. Nachdem sowohl die Erschließung mit einer U-Bahn als auch mit einer Straßenbahn in keiner der Varianten zu einem positiven Bewertungsergebnis geführt hatte, hat allein ein möglicher S-Bahn-Halt Berduxstraße nach Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke Aussicht auf Realisierung. Konkret bringt ein S-Bahn-Haltepunkt Berduxstraße aus verkehrlicher Sicht in der Relation von / nach Pasing für Fahrten in / aus dem Entwicklungsgebiet Paul-Gerhardt-Allee zwar nur einen geringen Vorteil, Verkehre von zur Innenstadt würden aber deutlich profitieren."
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